Es war so ein schönes Gefühl: Als die Omikron-Welle schneller als erwartet abebbte, feierten Urlaubs-Blütenträume auf Mallorca fröhliche Urständ, und das mit Recht! Die Buchungszahlen schossen nach oben, Fluggesellschaften erhöhten die Zahl ihrer Verbindungen, schon jetzt sieht man viele Touristen in Palma. Reiseexperten warnten schon, Flüge bloß nicht zu spät zu reservieren, um nicht zu viel bezahlen zu müssen.
Doch dann eskalierte die Krise zwischen Russland und den westlichen Staaten um die Ukraine. Präsident Wladimir Putin ließ Panzer in zwei Regionen des Nachbarlandes einrollen, es hagelte Sanktionen von Seiten der EU und den USA. Überall machte sich eine bleierne Angststimmung breit. Wird es wieder einen Krieg in Europa geben, der sich auch noch ausweiten könnte?
Zu der sich ausbreitenden Angst gehen die Reiseveranstalter im Augenblick indes bewusst auf Abstand. Die Ukraine-Krise sei kein Thema, so eine Sprecherin von Alltours gegenüber MM (siehe Seite 8) . Mit dieser Ansicht könnte sie durchaus Recht haben, denn die Erfahrung zeigt, dass lokal begrenzte politische Konflikte Urlauber in den vergangenen Jahrzehnten nicht unbedingt davon abhielten, in südliche Gefilde zu reisen. Das war weder während des Irakkriegs im Jahr 2003 noch während der Balkankriege in den 90ern noch bei der Intervention der USA und anderer westlicher Staaten im von Mallorca nicht allzu weit entfernt liegenden Libyen 2011 der Fall.
Die Corona-Ansteckungen gehen zurück, und die Menschen wollen einfach nur reisen. Das ist das, was zählt. Es geht darum, bloß raus aus dem kalt-grauen Mitteleuropa zu kommen und die Pandemie-Zeit hinter sich zu lassen. Wenn dann irgendwo in einem geographisch entlegenen Gebiet wie der Ukraine geschossen wird, wird das halt verdrängt und das Schöne, Warme und Türkisblaue in Bewusstsein gerückt. Sollte der Konflikt nicht auf weitere Teile der Welt übergreifen, kann sich Mallorca also auf abertausende sonnenhungrige Urlauber und eine aus wirtschaftlicher Sicht schöne Sommersaison freuen.
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