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An diesen Worten ist etwas Wahres dran: „Wenn die Medizin nicht wirkt, erhöhe die Dosis.” Dieser Ratschlag mag bei manchen Therapien zum Erfolg führen. Er kann aber auch fatale Folgen haben. Dann nämlich, wenn die Wirkungslosigkeit nicht an der Dosierung liegt, sondern daran, dass es schlicht die falsche Medizin ist. Dann führt die Erhöhung der Dosis zu mehr und möglicherweise gefährlicheren Nebenwirkungen, ohne dass sich die erhoffte Linderung einstellt.”

Das schrieb die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht in einem Kommentar für den „Focus”. Sie leitet damit ihre Kritik an dem Umgang mit der Corona-Pandemie in Deutschland ein. Doch Wagenknechts Wort könnten auch den Zustand auf Mallorca beschreiben.

Es sah zunächst alles danach aus, dass die Ausgangssperre auf der Insel von 22 auf 20 Uhr vorgezogen wird. Balearen-Ministerpräsidentin Francina Armengol wollte das, doch am Mittwoch kam das Veto aus Madrid. Es stellt sich eh die Frage nach dem Sinn dieser Maßnahme. Gastrobetriebe haben geschlossen, die Geschäfte machen abgesehen von einigen Ausnahmen um 20 Uhr zu, es ist winterlich kalt – und somit sowieso kaum jemand nach 20 Uhr auf der Straße.

Es gibt ständig neue Beschränkungen, ein Land schaut beim anderen ab. Nur wirklich besser wird die Lage nicht.

Vielleicht sollte man mal einen anderen Weg versuchen: Warum lässt man nicht Restaurants, Bars und Einzelhandel ganz normal öffnen und begrenzt die maximale Personenzahl auf 50 oder 30 Prozent? Natürlich müsste die Einhaltung der Abstände dann endlich strengstens kontrolliert werden. Parallel dazu müsste reichlich Geld ins Gesundheitssystem gepumpt werden. Das wäre sicherlich besser angelegt, als damit Pleite-Unternehmen retten zu müssen.

Da die bisherigen Maßnahmen nicht die erhofften Erfolge gebracht haben, ist es an der Zeit und fast schon Pflicht, neu zu denken. Denn in einem Punkt unterscheidet sich die Lage von der vor knapp einem Jahr: Immer mehr Menschen verlieren die damals noch große Hoffnung, dass der Albtraum in absehbarer Zeit ein Ende hat.

Autor: Nils Müller