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Das Damoklesschwert einer strengeren landesweiten Ausgangssperre schwebt wieder über Spanien. Noch vor kurzem hatte die Regierung in Madrid erklärt, einen Shutdown wie im Frühjahr nicht in Betracht zu ziehen. Jetzt soll am 9. November überprüft werden, was die bisherigen Maßnahmen gebracht haben und ob eine Verschärfung notwendig ist.
Dieses Zurückrudern ist sicherlich realistisch. Wenn wir in diesen Monaten eines gelernt haben, dann dies: Während der Pandemie sollte man niemals nie sagen, solange es keine wirksamen Medikamente oder Impfstoffe gegen Sars-CoV-2 gibt. Bis dahin werden wir wohl mit einem Hin und Her an Einschränkungen und Freiheiten leben müssen. Schuld daran sind weder die Politiker noch die Wissenschaftler. Ihre Aufgabe ist es, die Infektionszahlen zu drücken und dabei den wirtschaftlichen Schaden möglichst gering zu halten.

Ob sie dabei immer sinnvolle Maßnahmen treffen und mit gleichem Maß messen, darüber lässt sich freilich trefflich streiten. Beispiel Matanzas. Für die auf Mallorca beliebte Hausschlachtung von Schweinen brach die Gesundheitsbehörde der Balearen die Regel, dass sich derzeit maximal sechs Personen treffen dürfen. Statt dessen können zehn Personen die arme Sau zu Fleisch und Wurst verarbeiten. Lapidare Begründung: Nur zu sechst könne man nicht schlachten. Fragt sich, wie man einem Gastwirt in Manacor vermitteln soll, dass er wegen des Lockdowns der Gemeinde seinen Laden zusperren muss, dass man aber bei einer nicht gerade lebensnotwendigen Tradition gerne eine Ausnahme macht?

Ohne Einschränkungen kommen wir nicht durch die Pandemie, aber mit dem Verzicht ist es eben so eine Sache: Geht es an liebgewordene Dinge, will man von ihm nichts wissen. Dass es auch anders geht, hat jetzt der Gemeinderat von Calvià bewiesen. Anstatt 130.000 Euro für Weihnachtsbeleuchtung auszugeben, wird diese Summe für die Lebensmittelhilfe verwendet und dafür, dass kein Kind an Weihnachten ohne Geschenk bleibt. Dieses leuchtende Beispiel sollte Schule machen.

Autor: Martin Breuninger