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Gerade erst ging es wieder ein Stück weit bergauf mit dem Tourismus auf Mallorca. Exzellent steht die Insel im Bezug auf das Infektionsgeschehen da. Am Mittwoch hieß er erneut: null Tote, null Neuinfektionen – Mallorca ist in Europa derzeit bestimmt eines der sichersten Reiseziele überhaupt. Das Pilotprojekt der Balearen-Regierung mit Urlaubern aus Deutschland galt als voller Erfolg, der Flughafen erwacht aus seinem Dornröschenschlaf und mit den Touristen kehrte auch in den Innenstädten, den Bars und den Lokalen ein großes Stück Normalität zurück.

Zwei Dinge aber haben dieses positive Bild der vergangenen Wochen nun getrübt. Zum einen massenhafte Stornierungen wegen der strengen Maskenpflicht, zum anderen die Alkoholexzesse deutscher und britischer Urlauber, die die Schließung zahlreicher Lokale an der Playa de Palma zur Folge hatten und in den ausländischen Medien hohe Wellen schlagen.

Für die Balearen-Regierung bedeutet die Entwicklung der vergangenen Tage, Wochen und Monate eine Gratwanderung. Zum einen muss sie die Gesundheit der Inselbewohner und der Urlauber so gut es geht schützen, zum anderen sollte sie auch die Interessen der Tourismusbranche, des wichtigsten Wirtschaftsmotors Mallorca, vertreten – es geht hier auch um viele Arbeitsplätze. Die Entscheidung, jetzt Lokale in ganzen Straßenzügen an der Playa de Palma zu schließen, wird man sich nicht leicht gemacht haben. Letztendlich musste man in der Staatskanzlei abwägen: Ist eine maue Sommersaison 2020 schlimmer oder ein eventueller neuer Lockdown verbunden mit einem dramatischen Image-Schaden, sollte Mallorca ein neues Ischgl werden?

Ministerpräsidentin Armengol und ihr Team haben sich hier klar positioniert und sich für einen Gesundheitsschutz um jeden Preis ausgesprochen. Das mag nicht jedem schmecken, mangelnde Standhaftigkeit muss sich der Govern in dieser Hinsicht aber nicht vorwerfen lassen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob dieses Vorgehen das richtige war.

Autor: Patrick Czelinski