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Auch wenn die Freude darüber erst einmal groß ist, dass Condor einen neuen Eigentümer hat – mit Luftsprüngen sollten alle Beteiligten noch warten. Viele Fragen sind offen. Etwa: Wie harmonisch wird die Ehe eines deutschen bisher privatgeführten Ferienfliegers mit einem polnischen Linienflieger in staatlicher Hand? Man will wachsen, wachsen, wachsen. Diese Worte fallen vor allem von polnischer Seite.

Die Strategie der Polen: mehr Marktmacht in Europa. Ob dahinter nur ein rein wirtschaftliches Interesse steckt oder auch politische Machtdemonstration, ist unklar. LOT lehnte sich bisher immer an die Regierungslinie an. Die Rechtsnationalisten um die Partei PiS in Polen feiern die Übernahme in sozialen Netzwerken als nationalen Triumph. Obwohl die Bürger des Landes die Wiederauferstehung der LOT finanziert haben.

Da schließt sich die Frage an: Wie finanzstark ist die polnische Gruppe? Dass eine Airline, die vor wenigen Jahren selbst noch ein Übernahmekandidat war, nun die Mittel stellt, eine andere Airline zu kaufen, mutet zunächst kühn an. Zum geheimnisumwobenen Kaufpreis kommt die Rückzahlung des Überbrückungskredits – plus eine nicht abzuschätzende Investitionssumme in die Modernisierung der Flotte, die vor allem bei Condor nötig sein könnte. Muss die polnische Regierung zu stark finanzieren, könnte es Widerspruch auf EU-Ebene geben. Außerdem: Wie stark werden die beiden neuen Partner den deutschen Flugmarkt aufmischen?

Condor und LOT bringen gemeinsam eine neue Flotten-Stärke auf den Flugmarkt, die Mitbewerber Lufthansa hellhörig werden lassen dürfte. Deren Tochter Eurowings bedient im Mallorca-Markt bisher ein ähnliches Streckennetz. Wie lange wird Lufthansa die nicht gerade goldbringende Eurowings noch halten?

Alles in allem sind die Taten der vergangenen vier Monate ein Vertrauensbeweis in Condor als starke Marke. Nicht nur haben sich sowohl Bundes- als auch die hessische Landesregierung mit einem Kredit um deren Erhalt bemüht. Auch Luftfahrtexperten waren sich einig: Die einst beliebteste Airline Deutschlands muss bleiben! Wenn nun auch künftig nicht mehr in deutscher Hand ...

Autorin: Diana Serbe