Eine herausragende Frau, ganz ohne Zweifel!
- Eine deutschstämmige Wahlmallorquinerin, das ist bewiesen!
- Die erste weibliche Sparkassenchefin in Spanien, das ist für die damalige Zeit beachtlich!
- Zu Lebzeiten in Pollenca durchaus kritisch beäugt, gar angefeindet, das ist nicht jedem bekannt!
Sind Sie neugierig geworden und wollen Sie etwas mehr über die Geschichte dieser Frau wissen, lesen Sie gerne weiter. Das Konsulat hat für Sie einige Informationen in diesem Blog zusammengetragen. Vorab stellen Sie sich aber sicherlich auch die Frage, warum wir uns überhaupt in diesem Blog mit Clara Hammerl beschäftigen. Das ist schnell gesagt: Im Zuge der von der Dirección de Igualdad der Inselregierung 2016 ins Leben gerufenen vierjährigen Kampagne „ Mallorca té nom de dona“ wird jedes Jahr einer für die Geschichte der Balearen wichtigen weiblichen Persönlichkeit gewidmet. Nach dem Motto, wer nicht genannt wird, den gibt es nicht bzw. der wird vergessen, werden diesen Frauen neben vielen Veranstaltungen auch Straßen, Plätze, Wege und andere öffentliche Einrichtungen gewidmet. Dieses Jahr gilt der deutschstämmigen Inselbewohnerin Clara Hammerl. Das Konsulat unterstützt diese Kampagne sehr gerne.
Nun aber zu Clara Hammerl…. Clara Emma Fredericke Agnes Laura Hammerl wurde am 15. März 1858 im preußischen Bromberg geboren. Sie studierte und arbeitete in Berlin, unter anderem als Sprachlehrerin, wo sie 1887 auch Ihren zukünftigen Mann den Mallorquiner Guillem Cifre de Colonya kennenlernte. Nach der standesamtlichen Hochzeit im Oktober 1889 in Berlin Kreuzberg, ging das Paar im November desselben Jahres nach Pollenca. Das Leben auf der Insel war kein Zuckerschlecken für die große Blonde aus dem Norden, die unter dem Spitznamen „la giganta“ (die Riesin) bekannt war. In dem kleinen erzkatholischen Dorf Pollenca, das um diese Zeit ca. 7000 Einwohner hatte, wurde die fortschrittlich denkende Lutheranerin nicht akzeptiert und gar angefeindet.
Das Ehepaar war ein großer Befürworter der Freien Institution der Bildung. Clara Hammerl sowie ihr Ehemann waren der Auffassung, dass Bildung das grundlegende Instrument für den Fortschritt und die gesellschaftliche Gleichheit darstelle. Guillem Cifre de Colonya gründet neben einer Sparkasse in Pollenca mit Hilfe seiner Frau auch eine Schule, die den Prinzipien der freien Bildung entsprach. Das Finanzinstitut wurde mit der Intention eröffnet, auch den „kleinen Leuten“ die Möglichkeit zu geben, Eigentümer zu sein. Dies entsprach der liberalen Vorstellung, die Guillem Cifre sowie seine Frau Clara hatten. Die Preußin war eine fleißige und harte Arbeiterin. Nicht nur half sie beim Aufbau der Institutionen ihres Mannes, auch auf den Feldern der Familie arbeitet sie mit. Immer in weiß gekleidet; dies entsprach ihrer Auffassung von Reinheit und Ordnung. Was natürlich großen Gesprächsstoff in der kleinen Gemeinde lieferte, in dieser ihr Bild auch bis nicht vor allzu langer Zeit immer noch eher negativ übermittelt wurde.
Clara und Guillem hatten zwei Kinder, Antonia und Guillem. Im Familienleben des Paares gab es aber derbe Rückschläge durch mehrere Fehlgeburten und Kindstote. Diese privaten Tragödien hinterließen ihre Spuren vor allem bei Guillem. Die schweren Depressionen, die er bekam, wurden irgendwann so schlimm, dass er 1908 Selbstmord beging. Nach dem Tod ihres Mannes führte Clara Hammerl sein Lebenswerk weiter und so wurde sie von 1908 bis 1916 Chefin der Colonya Caixa Pollenca und damit die erste Frau in der Führung eines Finanzinstitutes in ganz Spanien. Dennoch wurde sie in Pollenca nie richtig akzeptiert. Die Frau, die ihrer Zeit zwei Schritte voraus war, starb am 9. Oktober 1931 in Argentinien, nachdem sie ihrer Tochter dahin gefolgt war, da sie in Pollenca nach dem Tod ihres Mannes und der ordentlichen Übergabe der Bank sowie der Schule nicht mehr viel hielt.
Die Schule in Pollenca wurde im Verlauf des spanischen Bürgerkrieges geschlossen, aber die Colony Caixa Pollenca existiert noch heute. Der Historiker Pere Salas Vives hat kürzlich eine Biografie über das Leben der Clara Hammerl in katalanischer Sprache verfasst. Das tat er, nachdem er sich intensiv mit dem Leben ihres Mannes Guillem beschäftigte und dabei erkannte, dass dem ausgesprochen großen Vorbild weiblicher Stärke an seiner Seite kein Tribut gezollt wurde. Das Buch Carla Hammerl – una dona de paraula- erschien 2016 in Pollenca. Als Symbol gegen das Vergessen und als Zeichen für junge Mallorquinerinnen und Mallorquinern, dass es auch weibliche Vorbilder in der Geschichte ihrer Insel gibt, wurden bereits in Génova eine Straße, nämlich die Carrer Clara Hammerl, sowie die Schule IES Carla Hammerl in Pollenca mit dem Namen dieses starken Vorbilds versehen. Dies ist nicht nur eine Geschichte von einer herausragenden Frau in der mallorquinischen Geschichte sondern zeigt auch wie international und weltoffen Mallorca schon vor langem und lange vor dem Massentourismus war.
Sollten Sie neugierig geworden sein, schauen Sie doch gelegentlich auf unsere Website www.palma.diplo.de und die Veranstaltungshinweise. Gerne werden wir Sie über die 2017 geplanten Veranstaltungen im Bezug auf diese bewundernswerte Frau informieren.
Es grüßt Sie herzlichst
Ihr deutsches Konsulat
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