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Der Witz war gut, alle Achtung. Sonst hätte er sich nicht so lange gehalten. Seit 20 Jahren muss Mallorca schon den Beinamen „17. Bundesland“ aushalten – „Bild“ und Dionys Jobst sei Dank. Nur: Wie viel Wahrheit steckt in der harmlosen Sommerloch-Geschichte? Und was sagt sie über das Mallorca-Bild in Deutschland aus?

Die spinnerte Idee, Mallorca „zu pachten oder den Spaniern ganz abzukaufen“, spiegelt schon ein bisschen die deutsche Denke über Mallorca wider – vor allem die Denke derer, die Mallorca nicht kennen. Wie viele sind schon auf der Insel gelandet mit der Vorstellung, sie sei die sonnige Version von Deutschland! Deutsche Kneipen, deutsche Unternehmen, deutsche Schilder und deutsche Zeitung – wo ist da noch der Unterschied zum ungeliebten, weil kalten Alemania?

Wer so an Mallorca herangeht, hat keine Ahnung. Was mich bis heute besonders an der Wahlheimat fasziniert, ist die Tatsache, wie mallorquinisch Mallorca geblieben ist. Trotz der zehn Millionen Touristen im Jahr, trotz eines Ausländeranteils von mehr als 20 Prozent, trotz der massiven Immobilienkäufe von Deutschen, Briten und anderen.

Wer sich nur ein bisschen in die mallorquinische Gesellschaft hineinwagt, erfährt, wie erstaunlich intakt sie geblieben ist. Und wie wenig Einfluss zum Beispiel die Deutschen in den wesentlichen Entscheidungsgremien haben. Bis auf einige Ausnahmen haben es die Fremden noch nicht einmal in die Gemeinderäte geschafft, in die sie gewählt werden dürfen. Und die Mallorquiner erdreisten sich noch immer, ihre eigene Sprache zu sprechen, obwohl (oder weil?) die die Zugezogenen so gar nicht mögen.

Mallorca ist ein Ort, an dem Menschen vieler Nationen friedlich zusammenleben. Mallorca braucht die Fremden, sie sind seine Lebensgrundlage. Und selbstverständlich hat sich die Insel auch verändert. Dennoch ist sich Mallorca erstaunlich treu geblieben. Das mag für uns manchmal unbequem sein, aber es ist gut so.

Ich will kein deutsches Mallorca. Aber über den Witz von Dionys kann ich trotzdem lachen.