Tagsüber geht's uns richtig gut: Frohgemut leben wir unser Leben, farbig-bunt angezogen, alle ungeschriebenen Gesetze brechend (ab 65 - so heisst es - solle man sich nur noch in schwarz, grau und braun kleiden).
Wir fühlen uns flott drauf, im Herzen as YOUNG as ever
(so um die achtzehn...)!
Dann abends in's Bett! Sofortschlaf! Im Land der Träume sind wir nach wie vor jung, jung, jung!
Wir stehen erquickt auf, der Tag liegt vor uns, heitere Stimmung macht sich breit beim durchqueren des Gartens - in einer Hand die Tasse mit dem besten Café con Leche Spaniens. Wir fühlen uns wie die spanischen Royals!
Bis uns der schrecklichste Moment des Morgens fast aus den Pantoffeln katapultiert:
der erste Blick in den Spiegel.
Nichts junges zu sehen, nur noch das Gesicht einer weit über Sechzigjährigen - mit erlachten und erweinten Falten. Der gemeinste Augenblick der Wahrheit: aussen runzlig und innen das Herz eines Teenagers.
Grundgütiger Himmel, DAS ist schwer zu ertragen.
Und nun kommen Sie mir bitte nicht mit dem Spruch, dass ja eigentlich nur die inneren Werte zählen und das Äussere wirklich nicht so wichtig ist. Oder der poetische Satz, dass faltige Gesichter wie "schöne Landkarten" sind. Weder das eine noch das andere tröstet.
Was schmerzt, ist die Tatsache, dass uns das Herz, die Seele, die Psyche, die Augen...oder Gott weiss was .... ein gemeines Schnippchen schlagen: WIR sehen nicht so aus wie wir uns innendrin fühlen.
Unterliegen wir einer rein "optischen" Täuschung? Kann mir das mal jemand erklären, bitte!
Oder ist es so wie Oscar Wilde es seinerzeit fomulierte:"Die Tragödie des Alters ist nicht, dass wir alt sind,
sondern dass wir jung sind"?
Wer sind denn nun WIR?
WIR, das sind die rund 35 000 deutschen Mallorca-Residenten - der überwiegende Anteil zwischen 55 und 70! Wir leben auf einer Insel, die Experten das "Florida Europas" nennen, da wo WIR Rentner und Pensionäre unsern Lebensabend oder wie immer man das nennen mag, verbringen.
Wir alle stehen vor der Wahl!
Entweder: Wir machen uns zu Stammkunden von Schönheitschirurgen und Instituten, die Fett absaugen, das Gesicht von einem Ohr zum anderen straffen, Botox in die Lippen injizieren...Ergebnis: aufgeblasener Michelin-Mund, ein bis zur Unkenntlichkeit verzerrtes Gesicht, etc.
Oder: Wir ergeben uns in unser Schicksal, werden faltig, runder als uns lieb ist, vom Gesetz der Schwerkraft befallen.........Es gibt Menschen, die nennen DAS "in Würde alt werden"!
Und es gibt Statistik- Experten, die diesen Prozess VERGREISUNG nennen.
Na wunderbar: WIR sind also "vergreiste", unsichtbare, durchsichtige Menschen, die nach landläufiger Meinung viel zu alt werden - manchmal so alt wie METHUSALEM. Wir werden abgestempelt als Bedrohung und demografischer Störfaktor, als eine Katastrophe für die Bevölkerung.
Ja, ja.....DIESEN Experten würde ich solche Bezeichnungen am liebsten um die Ohren knallen.
Sicher ist eins: Irgendwann in nicht zu ferner Zukunft werden uns diejenigen, die uns so diskriminieren und von ihrem faltenfreien Jugendwahn besessen sind, umschmeicheln und Honig ums Maul schmieren...Weil WIR dann die wirklich wichtigen Konsumenten sind.
Bis dahin bleibt UNS nichts anderes übrig als uns in unser Schicksal zu ergeben: das faltenreiche äussere mit dem verdammt jugendlichen Inneren zu kompensieren.
So wie es der Dichter Phil Bosmans einmal ausdrückte:
"Versöhne Dich mit dem Leben. Du steckst in Deiner Haut.
In einer anderen Haut kannst du nicht mehr geboren werden."
Und? WIE sehen SIE das?
Wie "wuppen" SIE das mit dem Älter-werden?
Tröstet Sie, das was Erich Kästner schrieb:
"Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein MENSCH!"
Schreiben Sie mir, lassen Sie mich wissen, was Sie von all dem halten und freuen Sie sich ---
trotzalledem--- am Leben auf DER Insel.
Saludos Ihre Beate
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