Teil 23 der MM-Videoserie „Die Mallorquiner“ der deutschen Fernsehjournalistin Sibylle Tiessen. Präsentiert von TUI. (7:43) | Youtube: Mallorca Magazin TV

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Antonio Morales schabt sanft mit einem kleinen Hobel über die Platte aus kanadischer Zeder. Es bilden sich Späne, die sich wie dünne goldene Löckchen zusammenrollen. „Das Holz stammt aus den 1960er Jahren. Mein Lehrmeister, George Bowden, hatte es mit nach Mallorca gebracht”, beginnt Morales seine Geschichte zu erzählen. „Als Bowden starb, hinterließ er mir all seine Werkzeuge, Materialien und Maschinen”, so der in der Provinz Extremadura geborene Spanier. Insbesondere das jahrzehntelang getrocknete Holz eignet sich perfekt zum Gitarrenbau.

Nahezu andächtig fährt er mit der Hand durch die Luft seiner Werkstatt, um sein Reich vorzustellen. „Nur durch ihn habe ich die Welt der Proportionen und Schwingungen entdeckt, ohne ihn wäre ich nie Gitarrenbauer geworden”, stellt Morales klar.

Gitarrenbauer Antonio Morales liebt seine Arbeit und ist stets auf der Suche nach dem perfekten Ton und der ultimativen Gitarre.
Gitarrenbauer Antonio Morales liebt seine Arbeit und ist stets auf der Suche nach dem perfekten Ton und der ultimativen Gitarre.

Seine Leidenschaft galt allerdings von klein auf bereits dem Holzhandwerk. Genau wie sein Großvater wurde Morales zunächst Schreiner, bevor er sein Augenmerk auf die Saiteninstrumente legte. „Ich liebe den Gitarrenbau und die damit verbundene feine Handarbeit”, sagt der 69-Jährige und lächelt.

Tai-Chi handelt von der Kunst der Energie, der Bewegung und der Schwingung. Genau wie bei einer Gitarre.
Tai-Chi handelt von der Kunst der Energie, der Bewegung und der Schwingung. Genau wie bei einer Gitarre.

„Meine Arbeit ist ungemein vielfältig”, schwärmt Morales. Sein langes weißes Haar ist zu einem Zopf zusammengebunden. „Es ist ein Handwerk, aber auch eine Kunst, weil es über das rein Handwerkliche weit hinausgeht”, erklärt Morales. „Abgesehen davon spielt die Mathematik eine große Rolle. Ich habe immer einige Tabellen dabei, die ich aus den Formeln des Pythagoras abgeleitet habe”, so der mit 15 Jahren nach Mallorca ausgewanderte Extremadurer.
„Von Pythagoras stammt das Konzept des Monochords. Alles, was schwingt, wird von diesem Gesetz bestimmt”, so der Profi.

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Als der Gitarrenbaumeister fortfährt, erzählt er, wie seine Berufung in seine Lebensphilosophie passt. „Ich praktiziere Tai-Chi. Die chinesische Kampfkunst handelt von der Verbindung zwischen Bewegung, Energie und Schwingung. Genau wie bei einer Gitarre”, schlussfolgert er.

Um eine maßgeschneiderte Gitarre anzufertigen, muss Morales den Musiker zunächst kennenlernen.
Um eine maßgeschneiderte Gitarre anzufertigen, muss Morales den Musiker zunächst kennenlernen.

Der Gitarrenbau erfordert für Morales jedoch ebenso eine persönliche Komponente, die ein wenig in das Feld der Psychologie hineinreicht: „Ich muss den Musiker kennenlernen, um die Gitarre auf ihn einzustimmen”, erklärt der Meister. Am flüssigen Fingerspiel des Musikers erkenne er, wie er das Instrument auszutarieren habe, damit es dem Kunden passt wie ein maßgeschneiderter Handschuh. Nur so könne der Spieler einen optimalen und klaren Klang erreichen.

Flamencogitarrist Paco de Lucía (1947-2014, r.) ließ sich seine Gitarren von Antonio Morales bauen.
Flamencogitarrist Paco de Lucía (1947-2014, r.) ließ sich seine Gitarren von Antonio Morales bauen.

Dass Morales edelstes Handwerk liefert, lässt sich schon daran ablesen, dass er es war, der die letzten Gitarren für den berühmten Flamencomusiker Paco de Lucía (1947-2014) anfertigte. „Das war schon eine andere Klasse. Mein Handwerk gelangte damit auf ein neues Niveau”, erinnert sich Morales. De Lucía habe ihm immer gesagt, was er von einer Gitarre erwartete, nicht das, was er genau justiert haben wollte. „,Du wirst schon wissen, was du zu tun hast’, sagte er stets zu mir. Und ich habe bis zum Schluss versucht, mich seinen Vorgaben anzunähern”, erzählt Morales. Und dies bis zu jenem Tag, an dem sein Kunde und Freund auf einer Tournee unerwartet einem Herzinfarkt erlag. „Wir hatten über Jahre hinweg an der perfekten Gitarre gearbeitet und haben sie ‚la Maestra’ genannt. Leider konnte er sie nicht mehr spielen”, sagt Morales traurig. Die „Maestra” ist in der Musikbranche berühmt geworden und reiste um die ganze Welt. „Aber ‚perfekt’ war sie deshalb noch lange nicht”, gibt Morales zu. Das hielt ihn nicht davon ab, seine Lebensberufung fortzusetzen. „Ich werde die Suche nach dem perfekten Ton, dem perfekten Klang und der perfekten Gitarre nicht aufgeben”, so der Spanier, der jährlich etwa zehn dieser Instrumente entstehen lässt. Wie viel er an einem Exemplar verdient, verrät er nicht.

Diese Suche hat einen nahezu spirituellen Charakter. Wie die Suche nach dem Heiligen Gral oder dem Horizont. Er ist irgendwo, jedoch unerreichbar” so der Mann. „Ich sage immer, die beste Gitarre kommt noch. Auch mein Lehrer Bowden starb mit der Vorstellung, dass die Nächste die Beste sein würde. Ich mache das genauso. Ich liebe es. Das ist mein Leben.”

Kooperation mit TUI

Unterstützung aus der Touristikbranche: Gesponsert wird das Video-Projekt von Europas führendem Touristikkonzern Tui und seiner Tui Care Foundation. Gegründet wurde die Initiative 2016 mit dem Ziel, in den Destinationen nachhaltige Projekte zu unterstützen. Dabei setzt die Stiftung auf das Potenzial des Tourismussektors als Motor für gesellschaftliche Entwicklung, Bildung und Wohlstand. Der Konzern fördert dabei nachhaltigen Tourismus in Zusammenarbeit mit Einheimischen.