Vierbeiner am Hundestrand von Es Carnatge in Palma.

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Mallorca - Insel der Hunde? Schaut man auf die Statistiken, lässt sich ganz klar sagen: Ja! Allein in Palma wohnen rund  100.000 Hunde , fast in jedem dritten Haushalt einer. Und auch in den anderen Inselgemeinden wimmelt es nur so von Vierbeinern. Das  Hundeparadies schlechthin ist Mallorca deshalb aber noch lange nicht.

Erst am Samstag wurden in Inca wieder vergiftete Hundeköder gefunden. Solche Fälle sind extrem, doch auch rechtliche Bestimmungen fallen auf Mallorca häufig wenig hundefreundlich aus: An den Stränden sind Hunde weitestgehend verboten und auch in Restaurants, Taxis und Bussen sind die Vierbeiner nicht gern gesehen. Wer auf Mallorca einen Hund halten möchte, muss einiges beachten.

"Viele Regelungen hier auf der Insel sind sehr bescheiden", versucht Mariana Dolosa es diplomatisch auszudrücken, um nicht zu fluchen. Mit ihrer vierjährigen Hündin Dolça genießt sie die Sonne im eigens für Hunde abgetrennten Teil des Sa Riera Parks in Palma. "Im Sommer ist es hier unerträglich, es gibt viel zu wenig Schatten", klagt sie. Auch der Schotterboden sei nicht ideal für die Vierbeiner. "Wie in der Natur fühlt man sich hier nicht. Und gepflegt wird der Park auch nicht gut, die Bänke gehen kaputt und es ist einfach kein schöner Platz."

Trotzdem kommt sie mit Dolça immer wieder hierhin - andere Parks sind nur schwierig zu erreichen. Weder Hündin Dolça noch viele Passanten sind von solchen Spaziergängen erfreut. "Es gibt hier so viele Hunde, aber die Toleranz vieler Bürger ist gering", bedauert Dolosa. Dabei schiebt sie die Schuld aber nicht nur auf Gesetze und Hundefeinde, sondern auch auf manche Besitzer. "Wenn Herrchen oder Frauchen die Exkremente ihrer Hunde nicht einsammeln, dann fällt das nachher auch auf die Besitzer zurück, die immer brav Tüten dabei haben und den Mist einsammeln", erzählt sie.

Wenige Meter entfernt spielt Schäferhündin Zori mit ihrem Frauchen Cristina García. "Die Idee der Hundeparks ist genial, da hat sich in den letzten Jahren einiges getan", lobt García. Doch auch sie ist von der Umsetzung nicht überzeugt. "Sand oder Rasen als Untergrund wären schöner und für die Hunde angenehmer."

Sand gibt es in Es Carnatge zur Genüge. Es Carnatge ist einer der wenigen Strände, an denen Hunde ausdrücklich erlaubt sind. In der direkten Einflugschneise des Flughafens und neben einem Klärwerk gelegen - abgesehen von diesen Einschränkungen ist Es Carnatge tatsächlich ein nettes Strändchen. "Wir müssen schon mit dem Auto fahren, um hierhin zukommen", erzählt ein Hundebesitzer. "Aber jetzt im Herbst lohnt es sich", findet er.

Sein Hund Barny wedelt wie zur Bestätigung mit dem Schwanz. Der Ca de Bou liebt es, ins Meer zu gehen. Einen Strand oder auch nur kleine Buchten zu finden, an denen Barny sich austoben kann, ist im Sommer auf ganz Mallorca schwierig. "In der richtigen Hochsaison komme ich mit Barny noch nicht einmal hier an den Hundestrand. Touristen, die baden möchten, sind überall und oft fühlen sie sich von Hunden gestört." An normalen Stränden herrscht in den Bademonaten ohnehin Hundeverbot, teilweise sogar das ganze Jahr über.

Rebeca Garau und ihr Labrador-Pitbull-Mischling Pitú, der strandaufwärts immer wieder zu Barny hinüberschaut und dann mit seiner Schnauze im Sand wühlt, fühlen sich auch in Restaurants oder Cafés oft unwohl. "Normalerweise dürfen die Hunde wenn überhaupt dann nur auf die Terrassen. Im Winter kann man kaum irgendwo mit Hund rein", berichtet Garau.

Sofia Kohmann und Christina Kastin kennen all diese Probleme nur zu gut. Beide haben selbst Hunde und beide beschäftigen sich beruflich mit Vierbeinern: Kohmann ist deutsche Tierärztin an der Eurotierklinik in El Arenal, Kastin ist Schwedin und betreibt den englischsprachigen Online-Ratgeber Guide4Dogs, speziell für Hundehalter auf Mallorca. Seit Jahren kämpft sie für ein hundefreundlicheres Mallorca. Beide halfen dem MM, die wichtigsten Fakten zur Hundehaltung zusammenzutragen.

"Gefühlt haben hier alle einen Hund, aber keiner stellt infrage, warum es hier auf Mallorca so viele Tabus für Hunde gibt", fällt Kohmann auf. Ein klein wenig toleranter seien Politik und Gesellschaft in den vergangenen Jahren allerdings schon geworden. "Es ist ein langer Weg, ein paar Erfolge konnten wir schon erzielen und Unternehmen überzeugen, sich als hundefreundlich zu deklarieren", so Kastin.

Steuern

Der wohl bedeutendste Unterschied zwischen der Hundehaltung in Deutschland und auf Mallorca sind die Abgaben. Auf Mallorca muss man - wie in ganz Spanien - keine Hundesteuer zahlen. "Ich vermute aber, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis es auch hier so weit ist", spekuliert Tierärztin Kohmann. "Die Steuern werden hier indirekt entrichtet", erklärt Joan Sans von der Tierärztekammer der Balearen. "Die Mehrwertsteuer bei den Tierärzten ist in den vergangenen Jahren von neun auf 21 Prozent gestiegen."

Leine und Maulkorb

Im Zweifelsfall gilt immer: Angeleint ist man auf der sicheren Seite. Zwar variieren die Regelungen in den verschiedenen Gemeinden Mallorcas, doch um Ärger zu vermeiden, ist die Leine auf der Straße, in Parks und an Stränden immer die beste Alternative. Ausnahmen sind eigens ausgewiesene Spielflächen für Hunde und öffentliche Waldabschnitte, in denen keine gegenteiligen Schilder angebracht sind. Besitzer von aggressiven Hunden oder denjenigen, die ihrer Rasse wegen spanienweit als "potenziell gefährlich" eingestuft werden, sollten die Tiere immer anleinen und ihnen in der Öffentlichkeit auch einen Maulkorb anlegen. Nicht zuletzt, um das Tier vor Stress und sich selbst vor hohen Geldstrafen zu bewahren. Eine Liste gefährlicher Rassen gibt es unter www.guide4dogs.com/ mallorca-pet-information.

Hundeparks

In den vergangenen Jahren wurden die sogenannten "Parques Caninos" aufgestockt. In Palma gibt es knapp ein Dutzend Flächen, auf denen Hunde - zumindest zu bestimmten Tageszeiten - frei herumlaufen dürfen. In der Regel sind es durch Gitter und Zäune abgetrennte Bereiche in Parks oder in Industriegebieten, teilweise fehlen jedoch die Abgrenzungen und Vorsicht ist geboten. Der Park La Ribera beispielsweise wird in bestimmten Stunden am Morgen und am Abend komplett zur hundefreundlichen Zone erklärt. Auch in Santa Margalida, Inca und Andratx gibt es bereits Parques Caninos. Vorteil: Hier haben Hunde Priorität und meckernde Spaziergänger das Nachsehen. Nachteile: Die Flächen sind oft begrenzt, bieten wenig Schattenplätze oder natürlichen Untergrund und sind daher häufig nicht sonderlich attraktiv. Zudem kann hier nur entspannen, wessen Hund sich gut mit anderen Artgenossen versteht - schließlich wimmelt es dort oft von freilaufenden Vierbeinern.

Hundestrände

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Wer das ganze Jahr über mit seinem Hund zum Strand gehen möchte, hat keine große Auswahl. Ausgewiesene Hundestrände sind in Palma der Strandabschnitt Es Carnatge, in Andratx die Cala Blanca, in Pollença der Tramo de Llenaire, in Alcúdia die Alcanada und in Santa Margalida die Bucht Na Patana. Andere Strände sind in den Sommermonaten tabu. Viele Gemeinden behalten ihr Verbot auch im Winter bei. Ausnahmen sind Artà (Hunde erlaubt vom 1. Oktober bis 31. April), Muro (vom 1. November bis 28. Februar für Hunde freigegeben), sowie Capdepera, Alcúdia, Andratx und Pollença (keine Strafen für Hunde zwischen dem 1. November und dem 31. März). Dennoch sollten die Besitzer darauf achten, dass sich andere Strandbesucher auch in den Wintermonaten nicht von den Tieren gestört fühlen.

Mikrochip

Jeder Hund ab dem dritten Lebensmonat braucht einen Mikrochip. Dieser wird offiziell beim Tierarzt vergeben, der ihn bei der Tierärztekammer beantragt. "Wechselt der Besitzer oder stirbt das Tier, so muss dies unbedingt beim Tierarzt gemeldet werden, sonst winken hohe Geldstrafen", betont Tierärztin Kohmann.

Impfungen

Pflicht ist auf den Balearen nur die Impfung gegen Tollwut. Diese wird ab dem dritten Lebensmonat durchgeführt und muss jährlich erneuert werden.

Versicherungen

Machen Hunde etwas kaputt oder kommt durch sie jemand zu Schaden, beispielsweise, weil ein Hund über die Straße läuft und dadurch einen Unfall verursacht, dann kann das für den Besitzer unter Umständen sehr teuer werden. Kohmann rät deshalb, den Hund bei der Haftpflichtversicherung für einen geringen Mehrbetrag mitzuversichern. Dies ist aber nur bei Hunderassen möglich, die nicht als "potenziell gefährlich" eingestuft werden. Für sie sind private Haftpflichtversicherungen extra für den Hund Pflicht und genau wie eine Lizenz Voraussetzung für die Erlaubnis, einen solchen Hund ausführen zu dürfen.

Reisen

Nur wer einen gültigen Pass hat, darf das Land verlassen - das gilt auch für Hunde. Wer keinen europaweit einheitlichen Hundereisepass vorweisen kann, in dem die erfolgte Tollwutimpfung festgehalten ist, darf nicht über die Grenze. Folglich ist es nicht erlaubt, Welpen von Mallorca nach Deutschland oder umgekehrt zu transportieren. Mindestens zwölf bis 15 Wochen muss der Hund alt sein, da die Impfung 21 Tage braucht, bis sie wirkt. "Diese Regelung wird sehr ernst genommen", so Kohmann. "Teilweise wird den Tieren an den Flughäfen sogar Blut abgenommen, um zu testen, ob die Impfung wirkt." Auch auf der Fähre zum Festland können Hunde derzeit nicht bequem reisen. "Ich kämpfe darum, dass Bereiche eingerichtet werden, in denen die Hunde ein wenig herumlaufen dürfen und aus ihrer Box herauskommen", berichtet Kastin. Im Auto muss der Hund stets angeleint sein, sodass er den Fahrer nicht stören kann.

Öffentlicher Verkehr

In Deutschland sind Haustiere im öffentlichen Nahverkehr Standard. Nicht so auf Mallorca: In Palmas Metro und in den Zügen sind Hunde (abgesehen von Blindenhunden) gänzlich verboten, ebenso in den Überlandbussen, die quer über die Insel fahren und die verschiedenen Gemeinden miteinander verbinden. Bei Palmas Stadtbussen dagegen kommt es auf die jeweilige Linie an: Auf den Linien 30 (Plaça d'Espanya-Can Pastilla), der 20 (Sant Agustí-Krankenhaus Son Espases) und der Altstadtlinie 2 (Gabriel Alomar, Passeig Mallorca, Plaça d'en Coll, Gabriel Alomar) dürfen Hunde mitfahren, wenn sie angeleint sind. "Ich hoffe darauf, dass bald auch die Linie 15 nach El Arenal und die Flughafenlinie 1 Hunde akzeptieren", so Kastin. Der Fahrer darf jedoch stets ablehnen, es empfiehlt sich daher, dem Hund zusätzlich einen Maulkorb anzulegen. Kleintiere und Hunde bis sechs Kilo haben in fest verschließbaren Transportboxen gute Chancen, mitgenommen zu werden.

Taxis

Festgeschriebene Regeln gibt es nicht. Im Endeffekt kann jeder Taxifahrer selbst entscheiden, ob er einen Hund mitnimmt, oder nicht. Je kleiner der Hund und je kürzer das Fell, desto wahrscheinlicher wird die Mitfahrt. Auf Anfrage des MM beteuern mehrere Taxiunternehmen, dass sie Hunde mitnehmen, wenn sie zuvor am Telefon angemeldet worden seien. Laut Kastin haben einige Firmen bereits den "pet-dog-friendly" Aufkleber (siehe lunten). "Um sicherzugehen, sollte man vorher immer anrufen."

Gastronomie/Hotels

Hunde mit in die Bar oder ins Restaurant zu nehmen, ist auf Mallorca nicht üblich. Hier verhält es sich wie mit den Zigaretten: Auf der Terrasse oder im Innenhof sind sie geduldet, im Inneren aber tabu. Anders als beim Tabak bestimmt dies aber nicht der Gesetzgeber, sondern der Gastronom selbst. Eine Liste der tierfreundlichen Hotels hat Kastin auf ihrer Homepage eingerichtet: www.guide4dogs.com/ pet-friendly-hotels.

Bei der Anschaffung ...

... sollte nicht nur bei Züchtern nachgefragt werden. Wer auf den Hund kommen will, sollte sich auch in Tierheimen erkundigen, raten Tierschützer. Die Auffangstationen sind auf Mallorca nämlich stets gefüllt und neue Besitzer werden dringend gesucht. Gute Anlauf-stellen sind unter anderem das städtische Tierheim Son Reus bei Palma oder die deutsche Tierhilfe Mallorca in Andratx. Eine Liste aller Einrichtungen gibt es auf www.mallorcaconperro.com/ donde-adoptar.

(aus MM 42/2015)