An vielen Stränden auf Mallorca sind sie aktiv: Rettungsschwimmer bewachen von Frühjahr bis Herbst die Badeplätze. | L. Borras

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Die Rettungsschwimmerin bläst in ihre Trillerpfeife. Schrill hallt der Ton über den Strand. „Cuidado! Vorsicht!” ruft sie aufs Meer. Dort paddelt eine junge Frau scheinbar geistesabwesend zwischen den Schwimmern umher. „Viele wissen nicht, dass man die Bojen beachten muss”, erklärt Sonia Moretti. Die junge Argentinierin ist für die Sicherheit an der Playa de Palma in Höhe des Balneario 14 zuständig. Schwimmer sollen sich nur innerhalb der gelben Bojen-Zone aufhalten, sämtliche Wasserfahrzeuge außerhalb, so werden Unfälle vermieden. Auch haben Badegäste in dem Bereich, in dem Jet-Ski, Surfbretter und Co. zu Wasser gelassen werden, nichts zu suchen. Diese Wasserstraße ist entweder mit ebenfalls gelben oder mit roten und grünen Bojen gekennzeichnet.

Insgesamt 60 Rettungsschwimmer, Socorristas auf Spanisch, sichern während der Badesaison die Strände der Inselhauptstadt ab. Rund 320 tun ihren Dienst auf Mallorca. Sie durchlaufen eine umfassende Schulung. Zwei Drittel der Inselstrände sind überwacht. Am 1. Mai treten die Socorristas ihren Dienst an. Als Faustregel gilt: Sie sichern die Strände von 10 bis 18 Uhr, im Hochsommer teilweise auch bis 19 oder 19.30 Uhr. Am 31. Oktober endet die Saison der Rettungsschwimmer.

Grüne, gelbe, rote, 
oder orange Flagge

Am Turm der Rettungsschwimmerin an der Playa de Palma weht eine grüne Flagge an diesem Tag. Das bedeutet, dass dem Badevergnügen nichts im Weg steht. „Eigentlich halten sich die Strandbesucher an die Vorgaben der Flaggen”, erzählt Sonia Moretti. Beflaggung der Strände zeigt an, ob das Bad im Meer gefahrlos möglich ist.

Es gilt: Weht die rote Fahne, darf man nicht ins Wasser. Rettungsschwimmer checken regelmäßig das Wetter, beobachten den Wellengang, und demnach kann die Beflaggung von einer Minute auf die andere wechseln. Die rote Flagge weist auf Gefahren im Wasser hin, sie wird auch gehisst, wenn beispielsweise Abwasser ins Meer geflossen und deshalb die Wasserqualität schlecht ist. Das passiert häufig an Palmas Stadtstrand Can Pere Antoni nach einem Regentag.

Bei gelber Beflaggung sollten sich Schwimmer nur in flachem Gewässer aufhalten und nicht weit aufs Meer hinausschwimmen. Bei Gelb besteht Gefahr. Orange weht nur selten im Wind und bedeutet, dass die Rettungsschwimmer gerade abwesend sind.

An den Stränden sind noch zwei weitere Flaggen zu sehen: Die Warnung vor Quallen im Wasser. Die Fahne zeigt violette Quallen auf weißem Grund.

Blaue Flaggen

Zudem gibt es die blauen Flaggen. Auf Mallorca und den Nachbarinseln erhielten in diesem Jahr insgesamt 31 Strände das Qualitätssiegel. Das waren sieben weniger als noch 2020. So hissen die Strände Sant Elm, Port de Sóller, Cala Barques, Cala Molins und Playa Formentor in diesem Sommer keine blauen Flaggen mehr. Das 1987 in Frankreich entstandene Gütesiegel steht international für Sauberkeit an den Stränden und Dienstleistungen wie Duschen, Rettungsschwimmer und Rampen für den Rollstuhlfahrer-Zugang.

Welche Basisregeln der Sicherheit sollten Schwimmer im Mittelmeer beachten?

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Wichtig ist zu wissen: An zwölf der 208 Playas auf Mallorca herrscht regelmäßig hoher Wellengang, dazu zählt die Cala Barques in Pollença, sowie die Cala Mesquida in Capdepera, heißt es auf der Internetseite des Inselrats „Platges de Balears” (https://www.platges debalears.com/de/ ). Auf der Webseite ist es zudem möglich, sich über die aktuelle Beflaggung der Strände zu informieren.

Auch sind einige Strände wie etwa die Playa de Muro für ihre Strömungen bekannt. Wer merkt, dass er von der Strömung hinausgetrieben wird, sollte nicht direkt gegen sie anschwimmen, sondern vielmehr versuchen, sich seitlich treiben zu lassen, um an einer anderen Stelle ans Ufer zu gelangen. Gegen den Strom zu schwimmen, kostet enorm viel Kraft. Zudem sei es wichtig, Ruhe zu bewahren, nicht in Panik zu geraten. Wer in Not ist, hält die Arme hoch, winkt und ruft um Hilfe, so macht er die Socorristas am Strand und auch andere Badegäste auf sich aufmerksam.

Zwischen 11 und 17 Uhr ist es ratsam, sich im Schatten aufzuhalten und sich immer gut einzucremen. So werden nicht nur Sonnenbrand, sondern auch Überhitzung und Sonnenstich vermieden. Rettungsschwimmer betonen, es sei wichtig, nur langsam ins Wasser zu gehen, damit der Körper sich an die Wassertemperatur gewöhnen kann. Das gilt auch beim warmen Mittelmeer.

Extrem gefährlich ist es, von Felsen und Klippen ins Meer zu springen, wenn man das Gebiet nicht kennt und unter Wasser auf Grund aufschlägt. So passieren viele Unfälle.

Auch sei vor schmerzhaften Begegnungen mit den Bewohnern des Meeres gewarnt: Im Mittelmeer kommen beispielsweise Feuer- und Kompassquallen vor, teilweise wurden auch sogenannte Portugiesische Galeeren gesichtet. Kontakt mit diesen Tieren kann zu Hautverätzungen führen. Wer „spürbar” einer Qualle begegnet ist, der sollte die betroffenen Körperstellen mit reichlich Salzwasser abspülen. Auf keinen Fall Süßwasser verwenden! Kälte lindert die Entzündung und den Schmerz. So kann man Eiswürfel von der Strandbar in ein Handtuch packen und auf die verletzte Stelle legen.

Die Entzündung wird oftmals durch einige „Hausmittelchen” verschlimmert. Dazu zählt: Abreiben mit dem Handtuch oder Sand, sowie das auftragen von Essig, Ammoniaklösung, Alkohol oder Urin. Doch dadurch erhöht sich nur das Infektionsrisiko.

Zudem ist es ratsam, Hände und die Badekleidung nach Tentakelresten abzusuchen und diese mit einer Pinzette oder einem harten Gegenstand wie einer Kreditkarte zu entfernen.

Der giftigste Fisch Europas

Natürlich helfen die Rettungsschwimmer auch nach einer Quallenverletzung oder der Begegnung mit einem Petermännchen weiter. Das Petermännchen gilt als der giftigste Fisch Europas. Wenn man von ihm gestochen wird, hinterlässt das eine schmerzende Wunde bis hin zu einem allergischen Schock. Die Tiere graben sich tagsüber im Uferbereich in den Sand ein und sind dort perfekt getarnt. Das Tragen von Badeschuhen dient als Schutz vor dem Petermännchen. In felsigen Abschnitten schützen solche Schuhe auch vor den Stacheln von Seeigeln.

Ist ein Badegast doch einmal auf die Stachelflosse eines Petermännchens getreten, sollten die Wunde desinfiziert und mögliche Stachelreste entfernt werden. Ärztliche Behandlung ist nötig, wenn die Wunde stark blutet, sowie wenn das Gewebe rund um die Verletzung innerhalb von 30 Minuten stark anschwillt und sich rötet. (red)