Viele Fincas auf Mallorca werden touristren zur Miete angeboten. | Patricia Lozano

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Es hätte so schön sein können: Tolles Wetter, ein Ferienhaus direkt am Meer und das auch noch zu einem Schnäppchenpreis. Doch nach der Landung auf Mallorca stellt sich am vereinbarten Treffpunkt heraus, dass es das vermeintliche Traumobjekt, in dem die Urlauberfamilie ihre Ferien verbringen wollte, dort überhaupt nicht gibt. Und der angebliche Vermieter ist auch nicht mehr zu erreichen. Das Geld ist also futsch und der Urlaub im Eimer.

Immer wieder kommt es zu solchen Betrügereien auf dem Ferienvermietungsmarkt. Der Verband Deutscher Ferienhausagenturen (VDFA) etwa spricht gar von einem "internationalen Verbrecherkonsortium", das da am Werk sei und immer neue Betrugsmaschen ersinne. "Es ist zum Verzweifeln", so Monika Kowalewski, Geschäftsführerin des Verbandes. "Die Anzahl der betrügerischen Domains wird von Tag zu Tag größer." Bereits im vergangenen Jahr habe der Ferienhausbetrug im Internet überhandgenommen. Die Schadenssumme lag laut VDFA-Schätzung im zweistelligen Millionenbereich. "Bis heute wurde seitens der Behörden nichts dagegen unternommen", so Kowalewski. Die Balearen seien dabei eine der bevorzugten Zieldestinationen der Betrüger.

Das Thema ist Antoni Barceló vom balearischen Ferienvermietungsverband Habtur denn auch wohlbekannt. „Ja, das ist ein Problem”, sagt er, „auch, wenn die Häufigkeit von Betrugsfällen von Jahreszeit zu Jahreszeit stark variiert.” Neben dem finanziellen Schaden, den die geprellten Urlauber erleiden, führten die Betrugsfälle auch zu einem Imageverlust der gesamten Branche.

Um nicht selbst Opfer von Betrügern zu werden, appelliert der VDFA an den gesunden Menschenverstand: „Geiz ist nicht immer geil.” Wer eine Finca auf Mallorca für sechs Personen mit Meerblick, Pool und Designerausstattung in der Hochsaison für 150 Euro am Tag statt für die marktüblichen 400 Euro angeboten bekommt, der sollte Vorsicht walten lassen. Häufig seien die betrügerischen Internetseiten schon am Layout leicht zu erkennen. Die Betrüger tauschten in vielen Fällen lediglich Logo, Firmennamen und Ansprechpartner aus.

Die Betrüger arbeiten laut VDFA mit sogenannten Ad-Words-Anzeigen, in denen bestimmte Suchwörter bei den Suchmaschinen-Betreibern gekauft werden. Auf diese Weise erscheinen die betrügerischen Internetseiten als Suchergebnis ganz oben. „Routinierte Internetnutzer bemerken, dass es sich nicht um sogenannte generische Suchergebnisse, sondern um gekaufte Anzeigen handelt. Googelt der Verbraucher nach der Webseite, so ist sie in der organischen Suche nicht auffindbar”, so der VDFA.

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Auf den Fake-Webseiten erhalten die Verbraucher einen extrem günstigen Preis für das Feriendomizil im Vergleich zu anderen seriösen Anbietern. Allein das sorge schon dafür, dass viele das vermeintliche Schnäppchen sofort buchen. Doch damit nicht genug. Bei 100 Prozent Anzahlung im Moment der Buchung gibt es auf den günstigen Preis häufig noch einmal bis zu 20 Prozent Rabatt. "Zu schön um wahr sein", erklärt Kowalewski, "und so einfach funktioniert Betrug. Das Netzwerk ist weit verzweigt und die Drahtzieher sitzen meist außerhalb Europas."

Das Europäische Verbraucherzentrum Deutschland (EVZ) befasst sich ebenfalls seit langem mit dem Thema. „Immer wieder berichten Verbraucherinnen und Verbraucher von angeblichen Ferienwohnungen oder Ferienhäusern, die sich als Fake herausstellen”, heißt es dort. Zu finden seien solche Angebote nicht nur auf betrügerischen privaten Vermieterwebseiten, sondern auch auf bekannten Buchungsportalen wie etwa booking.com, Airbnb, Casamundo oder FeWo-direkt. „Nach den Erfahrungen des EVZ schreiben die Betrüger ihre Opfer auch in sozialen Medien direkt an. Oder nutzen entsprechende Facebook-Gruppen, um auf ihre Angebote aufmerksam zu machen.”

Stutzig machen sollte Verbraucher laut EVZ, wenn das Angebot äußerst günstig oder kurzfristig in der Hauptsaison noch zu haben ist. Häufig fehlten detaillierte Angaben zum Mietobjekt. Verdächtig sei auch, wenn nur eine E-Mail-Adresse genannt ist. Name, Anschrift und Telefonnummer des Vermieters fehlen häufig. Weitere Fälle, in denen Skepsis angebracht sei: Es gibt keine Bewertungen oder auffällig viele Fünf-Sterne-Bewertungen zum Vermieter. Kommunikation und Bezahlung sollen außerhalb der Buchungsplattform vorgenommen werden. Der Mietvertrag ist sprachlich auffällig. Der gesamte Mietpreis soll direkt im Voraus bezahlt werden, in diesem Fall wird ein Rabatt versprochen. Akzeptiert werden nur Bank-überweisung oder Transferdienste wie Western Union oder Money Gram. Man gelangt erst über einen Link (zum Beispiel in einer E-Mail) auf die Buchungsseite.

Außerdem solle man folgende Tipps beherzigen, rät das EVZ: Nicht von schönen Fotos und günstigen Preisen blenden lassen. Am besten die Angebote mit gleichwertigen Objekten aus der Gegend vergleichen. Nicht unter Zeitdruck buchen. Über Online-Kartendienste die Anschrift der Ferienwohnung prüfen. Kann sich dort die besagte Unterkunft befinden? Mit Hilfe der Online-Bildersuche überprüfen, wo die gezeigten Bilder noch verwendet werden. Bei Zahlung über Paypal niemals auf die „Freunde und Familie“-Funktion einlassen. Diese enthält keinen Käuferschutz. Im Idealfall zahlen Sie nur eine geringe Anzahlung, den Rest bei Anreise vor Ort (gegen Quittung).

Im Schadensfall sollten Betroffene alle Beweise sichern und Anzeige bei der Polizei erstatten, rät das EVZ. Wer per Kreditkarte oder Lastschrift bezahlt hat, kann die Zahlung gegebenenfalls rückgängig machen lassen. Hier gelten jedoch Fristen, die unbedingt einzuhalten sind. In der Regel muss die Bank innerhalb von acht Wochen informiert werden. Der Verband Deutscher Ferienhausagenturen hat die Internetseite Gemeinsam-gegen-Ferienhausbetrug.de als Nachschlagewerk für Verbraucher geschaffen, um sich gegen betrügerische Anbieter zu wehren.