Die Gesundheitsversorgung auf Mallorca ist umfassend. So umfassend, dass man schon einmal den Überblick verlieren kann. Neben den staatlichen Gesundheitszentren und Krankenhäusern gibt es ein dichtes Netz an privaten Kliniken und Ärztehäusern. Wohin aber wendet man sich als Tourist oder Resident im Ernstfall?
In Spanien sind Rentner, Selbständige oder Arbeitnehmer in der Regel über die Seguridad Social krankenversichert. Dadurch ist der Zugang zu sämtlichen Einrichtungen des spanischen Gesundheitswesens garantiert. In diesem ist die Insel in vier Sektoren unterteilt: Llevant, Migjorn, Ponent und Tramuntana.
Im Inselosten (Llevant) befindet sich das Hospital de Manacor, zu dessen Einzugsbereich Gemeinden wie Artà, Capdepera, Campos, Santanyí und Felanitx mit insgesamt knapp 150.000 Einwohnern gehören. Im Inselnorden (Tramuntana) befindet sich das Hospital Comarcal de Inca, zu dessen Einzugsbereich Gemeinden wie Pollença, Alcúdia, Muro und Sineu mit insgesamt knapp 130.000 Einwohnern gehören. Den Inselwesten (Ponent) deckt das Hospital Universitari Son Espases im Norden von Palma ab. Neben Gemeinden wie Calvià, Andratx, Puigpunyent, Esporles und Valldemossa gehören auch eine ganze Reihe von Stadtteilen Palmas zu dessen Einzugsbereich, der fast 340.000 Einwohner umfasst. Das Hospital Son Llàtzer (Migjorn) ist für die östlichen Stadtteile Palmas, den Inselsüden, aber auch Teile des Tramuntana-Gebirges zuständig, unter anderem für die Playa de Palma, Sóller, Deià, Llucmajor, Algaida, Santa Maria del Camí und Binissalem mit insgesamt 270.000 Einwohnern.
Unabhängig davon jedoch sollte in Notfällen, die nicht in den rund um die Uhr besetzten Puntos de Atención Continuada (PAC) behandelt werden können, das jeweils nächstgelegene der vier Krankenhäuser die erste Anlaufstelle sein, wie man beim Gesundheitsdienst Ibsalut erklärt. Da das Universitätskrankenhaus Son Espases mit Abstand am besten ausgestattet ist, landen die kompliziertesten Fälle früher oder später hier. Gleichzeitig aber werden die meisten Patienten von sich aus in der Notaufnahme dieses Krankenhauses vorstellig, die deshalb häufig überlastet ist. In solchen Fällen – und wenn es der Zustand des Patienten zulässt – kann es sein, dass man in das einem eigentlich zugewiesene Krankenhaus verlegt wird, erklärt ein Ibsalut-Sprecher.
Wer zudem über eine spanische private Krankenversicherung verfügt – was auf Mallorca auf etwa ein Drittel der Bevölkerung zutrifft –, der hat die Wahl zwischen dem öffentlichen Gesundheitswesen und den Privatkliniken, mit denen die jeweilige Versicherung zusammenarbeitet. Allen voran die großen Unternehmen Quirónsalud und Juaneda stellen ebenfalls die Notfallversorgung sicher. Der Vorteil hier: Die Wartezeiten sind größtenteils deutlich geringer.
Ausländer, die sich vorübergehend auf Mallorca aufhalten, und über eine EU-Versichertenkarte verfügen, haben in medizinisch notwendigen Fällen Zugang zu den üblichen Leistungen des spanischen staatlichen Gesundheitswesens. Die Karte wird von der gesetzlichen Krankenversicherung im Heimatland ausgestellt. Wer damit in einem der staatlichen Krankenhäuser vorstellig wird, sollte dort also ohne Probleme versorgt werden. Die Kosten werden dann zwischen den betroffenen Staaten abgerechnet.
Da dieses System im Sommer, wenn Millionen Ausländer auf der Insel ihren Urlaub verbringen, zu einer enormen Belastung des Gesundheitswesens führt, gab es in der Vergangenheit Abkommen mit privaten Anbietern, die die Versorgung der ausländischen Patienten übernahmen. Derzeit arbeitet die Balearen-Regierung an einer Neuauflage.
Gesetzlich Krankenversicherte können innerhalb der EU aber auch auf die Nutzung der Europäischen Krankenversicherungskarte verzichten, die Rechnung bei einem frei gewählten Arzt privat bezahlen und später dann zur Erstattung bei der jeweiligen Krankenkasse einreichen, informiert die Nationale Kontaktstelle für die grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung. In diesem Fall sollte man dringend vorab klären, welchen Anteil der Kosten man tatsächlich wiederbekommt (mehr Infos: www.eu-patienten.de ). Eine Ausnahme sind die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) und die Techniker Krankenkasse (TK), die seit einigen Jahren mit Vertragskliniken auf Mallorca zusammenarbeiten.
Wer über eine ausländische private Kranken- beziehungsweise Reisekrankenversicherung verfügt, hat in der Regel die freie Wahl, wo er sich behandeln lässt, muss allerdings meist in Vorleistung treten und bekommt seine Ausgaben dann später erstattet. Bei stationärem Aufenthalt in einem Krankenhaus begleicht die Versicherung die Kosten in der Regel direkt. Laut Ibsalut müssen ausländische Privatversicherte, die in einem staatlichen Krankenhaus vorstellig werden, entweder zunächst eine Autorisierung bei ihrem Versicherer beantragen, oder die Kosten zunächst selbst übernehmen.
Ist es nicht möglich, die Notaufnahme eines Krankenhauses selbst aufzusuchen, sollte man die Telefonnummer 112 oder direkt die Notarzt-Rufnummer 061 anrufen. Wer über eine Privatversicherung verfügt und in eine Privatklinik gebracht werden möchte, sollte die Mitarbeiter der Einsatzzentrale darauf hinweisen, heißt es bei Ibsalut. Ausnahme: Wenn die Situation lebensbedrohlich ist, etwa bei einem Schlaganfall, einer Herzattacke oder schwersten Verletzungen, wird der Patient immer in das nächstgelegene Krankenhaus gebracht, das seine Behandlung gewährleisten kann.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.