Iris Haider hat die neugierigen Tiere ins Herz geschlossen. Auf ihrer Finca haben die Alpakas viel Bewegungsfreiheit.

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Fünf Alpakas beherbergen Iris und Armin Haider auf ihrer Finca bei Felanitx. Besucher können Don, Camillo, Peppone, Estello und Muffin füttern, duschen, oder mit ihnen spazieren gehen – und wenn sie es zulassen, auch streicheln. Denn die Kamelart aus den südamerikanischen Anden ist zwar neugierig, entscheidet aber selbst, wann sie sich berühren lässt.

Im April 2019 holte das Ehepaar aus dem niederbayerischen Landshut die ersten drei Mini-Kamele auf die 2,5 Hektar große Finca, auf der neben Pferden auch mehrere Hunde und Katzen leben. „Mein Mann konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr mit den Pferden arbeiten und er hatte sich in die Alpakas vernarrt“, erzählt Iris Haider. Die Wallache Don, Camillo und Peppone übernahmen sie von einer Alpaka-Farm bei Santanyí, deren Besitzer nach Deutschland zurückgingen.

„Ich war erst skeptisch“, sagt Haider, war aber schon nach kurzer Zeit von der Sensibilität der kulleräugigen Tiere beeindruckt. Zunächst wollte das Paar, das seit 15 Jahren auf Mallorca lebt, dem Trio nur ein neues Zuhause ermöglichen, dann entstand die Idee, sich mit Alpaka-Dünger, der für seinen hohen Nährwert bekannt ist, etwas hinzuzuverdienen. Und schließlich keimte der Gedanke auf, auch Besuchern den Kontakt mit den wuscheligen Neuweltkamelen zu ermöglichen.

Das Spezialfutter wird aus Deutschland importiert.

„Alpakas sind neugierig, aber man muss Geduld haben“, erklärt Haider, „es sind Fluchttiere, die sich von Natur aus auf Distanz halten, Neugeborene werden nicht trockengeleckt.“ Gäste können die Tiere mit Ästen vom Maulbeerbaum oder falscher Olive anlocken, wenn sie dann zutraulich werden, auch mit ihnen kuscheln, sie duschen oder füttern. Gereicht wird ein Spezialfutter aus Deutschland, denn die Tiere haben einen empfindlichen Magen, die Verdauung dauert bis zu 63 Stunden lang. „Sie erhalten nur pflanzliches Futter, kein Obst und Gemüse, sondern gepresstes Wiesenheu und Mineralfutter“, erzählt Haider. Ab Herbst können sie sich dann auch auf der Koppelweide gütlich tun.

Einmal im Jahr müssen die Tiere, die in Südamerika millionenfach wegen ihrer feinen Wolle gezüchtet werden, geschoren werden, damit es unter dem Fell im Sommer nicht zu einem gefährlichen Hitzestau kommt. „Dafür kommt im Frühling normalerweise ‚Lama-Joe’, ein Österreicher, der sich damit auskennt. Wegen der Corona-Reisebeschränkungen hat uns dieses Jahr unser Tierarzt aus Llucmajor geholfen“, berichtet Haider. Abkühlung verschaffen den höckerlosen Kamelen auch zwei Planschbecken, die im Sommer gern genutzt werden.

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Manchmal kommt es dann zu kleinen Rangeleien, die entsprechend der Rangordnung des Quintetts gelöst werden. „Noch ist Wallach Don der Herdenchef“, erzählt Haider. Er gehört zu den Huacaya-Alpakas, typisch für sie ein dichtes Fell mit feiner Kräuselung. Doch Muffin, das einzige Weibchen der kleinen Herde, macht ihm seine Position streitig. Sie kam wie der drei Jahre alte Estello vor wenige Wochen auf die Finca und gehört zu den selteneren Suri-Alpakas, schon von weitem an den in kleinen Rastazöpfen am Körper herunterhängenden Vlies erkenntlich. „Die Weibchen sind oft wachsamer und daher geeignet für eine Führungsrolle“, erklärt Haider.

Planschbecken und Wasserduschen stehen im Sommer hoch im Kurs.

Sie selbst genießt es, die Tiere täglich zu beobachten, denn jedes hat einen ganz eigenen Charakter. „Don ist der Bademeister“, sagt sie und lacht. Camillo ist „der Unkomplizierte“, denn er lässt sich am leichtesten berühren, Neuzugang Estello ist zwar schüchtern, aber dennoch recht „schmerzfrei“, wenn es darum geht, auch einmal ein Risiko einzugehen. Am zurückhaltendsten ist der dreijährige Peppone. „Merkwürdigerweise haben vor allem Männer schnell einen Draht zu ihm“, erzählt Haider.

Passiert ist beim Kontakt zwischen Tier und Mensch bislang nie etwas. „Alpakas spucken sich nur untereinander an, um Konflikte zu klären. Auf unserer Finca sind sie anders als im Zoo nicht angebunden und können auf Distanz zum Menschen gehen, wenn sie das wollen“, erläutert die Bayerin.

Den Gästen gefällt der Kontakt mit den flauschigen Tieren, die bis zu 25 Jahre alt werden. „In ihrer Gegenwart fährt man total herunter“, sagt Haider, ein Grund, warum sie in Deutschland in der tiergestützten Therapie eingesetzt werden. „Coaching machen wir aber nicht, dafür fehlt uns die nötige Ausbildung“, betont sie. Unvergessen bleibt ihr jedoch ein Erlebnis mit einem Kind, das an ADHS litt. „Es war nach dem Besuch bei uns so entspannt wie nie, der Vater hatte Tränen in den Augen.“

Für die Zukunft wünscht sich das Paar, mehr Kindern von der Insel solche Erlebnisse kostenlos zu ermöglichen. Es fehlt nur noch ein Fahrer, der sie auf die Finca bei Felanitx (www.alpakas-mallorca.com) bringt. Ein anderes Charity-Projekt ist bereits in Arbeit. Das Fell der Alpakas spenden sie an die Fundación Reconatura. Dort fertigen Senioren und behinderte Menschen daraus unter anderem Ohrringe, Puppen, Taschen und kleine Kunstwerke.

(aus MM 36/2020)