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Ein lauer Oktoberabend, 22 Uhr, in Peguera: Aus gut besetzten Straßencafés und Restaurants hallt angeregtes Plaudern. Auf dem "Bulevard", der knapp zwei Kilometer langen verkehrsberuhigten Straße, die parallel zum Meer durch den Ort führt, schlendern Familien mit Kindern, Paare mittleren und gehobenen Alters und Gruppen. Andere gehen an der Strandpromenade spazieren, spielen im Sand Boccia oder genießen einfach den nächtlichen Blick auf das Meer.

Die Atmosphäre ist fröhlich-gelassen - und deutsch: 90 Prozent der Touristen in Peguera kommen aus Alemania, die meisten davon regelmäßig, denn: "Peguera hat einfach eine gewisse Magie", sagt Tina Rilling aus Hannover. "Wir waren schon in anderen Orte auf Mallorca, aber wir kommen immer wieder hierher."

In Peguera gibt es 57 Hotels aller Kategorien und 17 Apartmentkomplexe, drei große Buchten mit breiten Sandstränden, eine lange Strandpromenade, Restaurants, Cafés, Supermärkte und Läden in unmittelbarer Nähe, vielfältige Wander- und Radfahrmöglichkeiten direkt vor der Tür, eine umfangreiche medizinische Versorgung mit deutschen Ärzten und ein komplementäres Sportangebot, unter anderem mit öffentlichem Hallenbad und einem Tenniszentrum mit deutschsprachigen Trainern. Alle 20 Minuten fahren Busse zum 20 Kilometer entfernten Palma, zum Airport sind es gerade mal 35 Kilometer.

Doch nicht allein die touristische Infrastruktur macht den 4000-Seelen-Ort im Südwesten zu einem der Lieblingsziele der Deutschen auf Mallorca. Wichtiger Faktor ist das Klima, denn Peguera hat auf der Insel die meisten Sonnenstunden im Jahr. Was die Deutschen jedoch am meisten schätzen, ist die familiäre Atmosphäre. Einen Teil dazu trägt der 1996 gebaute und 2003 erweiterte Bulevard bei, der zum Bummeln einlädt.

"Früher, als der gesamte Verkehr von Andratx nach Palma durch den Ort führte, war der Ort staubig, laut und voller Autos", erinnert sich Ernst Pfeffel. Er kennt Peguera seit 37 Jahren und wohnt jetzt hier. Sonia Tenning aus Kiel, die mit einer Gruppe von Freundinnen zweimal im Jahr in Peguera Urlaub macht, mag, "dass hier alles so schön übersichtlich und zu Fuß zu erreichen ist". Außerdem gebe es nur wenige Hochhäuser und die anderen Gäste gefielen ihnen auch gut. Es seien ruhige Touristen, keine Trinkbrüder, meint die Kielerin.

"Wir wünschen und pflegen den Familientourismus. Er hat in Peguera Tradition", betont der Präsident der Hotelvereinigung von Peguera und Cala Fornells, Miguel Angel Gimenez: "Wir verkaufen Ruhe." Die Polizei kontrolliere stark, dass es nach Mitternacht keinen übermäßigen Lärm gebe und sich jeder Gast zu jeder Zeit in Peguera sicher fühlt.

Die Familienatmosphäre kommt im Wesentlichen dadurch zustande, dass sich viele Touristen untereinander kennen, weil sie immer wieder zur gleichen Zeit in Peguera Urlaub machen. "Das ist wie nach Hause kommen", findet Sonia Tenning. Wie bei guten Freunden fühlt man sich hier offenbar auch dank der vielen ansässigen deutschsprachigen Unternehmer, Gastronomen und Ärzte. "Ich komme wegen Hermine nach Mallorca", sagt Uli Welzel aus Dortmund, seit 1985 Stammgast in Peguera.

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Die Österreicherin Hermine Reisinger lebt seit 1983 auf der Insel und leitet heute in Peguera zwei Bars und ein Restaurant. Ihr Lokal "Bei Hermine" hat Kultstatus unter deutschen Residenten und Touristen. "Das liegt an ihrem österreichischen Charme", meint Uli Welzel. Bei Hermine fühle man sich einfach gut aufgehoben.

Eine weitere Kultkneipe heißt "Erna". Sie nenne es Kommunikationszentrum, meint die Nürnbergerin Erna Hepp, seit 30 Jahren auf Mallorca. Zu ihren zahlreichen Stammgästen gehören Golfspieler ebenso wie Handwerker, Residenten genauso wie Touristen. "Hier ist immer was los", meinen Judith und Lothar Rosenheinrich aus Köln, die seit 44 Jahren die Insel und bis zu dreimal im Jahr Peguera besuchen.

"Einige Touristen kommen eigens für ihren Gesundheitscheck nach Mallorca, weil sie hier mehr Zeit haben als in Deutschland und sich bei uns gut aufgehoben fühlen", sagt Birgit Büngeler, Geschäftsführerin des Deutschen Facharztzentrums in Peguera. Ihr verstorbener Mann Dr. Rainer Büngeler hatte sich 1988 in Peguera niedergelassen. Damals war er der erste deutsche Arzt im Südwesten Mallorcas. Das von ihm später gegründete Deutsche Facharztzentrum Peguera ist heute das größte Ärztezentrum der Region.

1982 baute Günter Kadel aus Weinheim das Tenniscenter Paguera. Heute sind die 15 Sandplätze bei deutschen Vereins- und Freizeitspielern so beliebt, dass viele schon ein Jahr im Voraus Plätze für ihren Tennisurlaub dort buchen.

Zu den langjährigen deutschen Unternehmern gehören auch Frank Hess, der einzige deutsche Optikermeister auf Mallorca, seit 1989 in Peguera, und Gudrun Zimmermann, die hier bereits 1977 das Geschäft für Damenmoden "Bimi" eröffnete. "Manche Touristen kommen nach ihrer Ankunft als Erstes bei mir vorbei", sagt sie mit einem Lächeln.

Leider geht auch an Peguera die Krise nicht spurlos vorbei. "Das Geld sitzt nicht mehr so locker", sagen Gastronomen und Geschäftsleute einstimmig. Folglich schließen immer mehr gute Geschäfte auf dem Bulevard und werden durch Billig-Modeläden aus Asien ersetzt. Die Saison, die in Peguera immer länger gedauert hat als in anderen Touristenorten, wird kürzer, weil mehr und mehr Hotels im Winter schließen.

Nach Auskunft von Miguel Angel Gimenez von der Hotelvereinigung sollen diesen Winter zehn Hotels in Peguera geöffnet bleiben. Im Rahmen der Initiative "Turismo europeo señor" (Seniorentourismus aus Europa) organisiert die Gemeinde Calvià Ausflüge, Kultur- und Sportveranstaltungen für die Wintergäste. Die deutschen Unternehmer fordern allerdings mehr Initiative seitens der Regierung. Man dürfe nicht nur auf die Zahlen schauen und sagen, das lohne nicht, wir schließen im Winter, meint Erna Hepp. So könne Peguera nicht überleben. "Wenn es schlecht geht, muss man Gas geben und besondere Angebote machen", so die Gastronomin, "schließlich haben wir das beste Klima auf Mallorca."