Mit einem VPN lässt sich das Streaming-Vergnügen erweitern. | Archiv

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Wer gerne bei Netflix Filme und Serien schaut oder mit Hilfe von Spotify Musik hört, möchte sein Abo vermutlich auch im Ausland nutzen, zum Beispiel im Urlaub auf Mallorca. Aber geht das überhaupt? Und wie verhält es sich mit Inhalten aus den Mediatheken der Fernsehsender? MM gibt einen Überblick und verrät, wobei im Zweifel ein. VPN-Programm helfen kann

Der Herbst ist zwar schon eine ganze Weile da, aber auf Mallorca ist das Wetter nach wie vor spätsommerlich mild. Dennoch: Auch auf der Insel wird bald wieder die Zeit kommen, in der man es sich abends am liebsten mit einer Tasse Tee unter der Sofadecke gemütlich macht. Und was ist dabei schöner, als sich einen guten Film anzusehen oder eine Nacht lang Serien bei Netflix zu gucken?

In manch einem Fall kann einem jedoch das sogenannte „Geoblocking“ einen Strich durch die Rechnung machen. Das bedeutet, dass deutschsprachige Inhalte, beispielsweise aus einer Mediathek, in Spanien aus nutzungsrechtlichen Gründen gesperrt sind. Anders verhält es sich bei Bezahldiensten wie Netflix, Spotify oder Amazon Prime. Ein Überblick:

Die Nutzung von Bezahldiensten wie Netflix (Serien, Filme), Spotify (Musik) oder Amazon Prime (Serien, Filme) ist Anfang 2018 durch eine EU-Richtlinie liberalisiert worden. Das bedeutet, dass Inhalte eines in Deutschland abgeschlossenen Abonnements auch in Spanien gesehen werden können und umgekehrt. Vorher waren in einem Land exklusive Angebote beim Zugriff auf das Abo aus dem Ausland gesperrt. Heute gilt: Wer in Deutschland ein Netflix-Konto hat und nach Mallorca reist, kann auch aus dem Hotel oder dem Ferienhaus auf seine Lieblingsserien und Filme zugreifen. Das gilt umgekehrt auch für Mallorca-Bewohner mit spanischem Abo, die in Urlaub oder zum Verwandten-Besuch nach Deutschland oder in ein anderes EU-Land reisen.

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Die EU-Richtlinie, die das Geoblocking beim Streaming aushebelt, gilt nur für kostenpflichtige Streaming-Dienste. Anders sieht es bei Inhalten aus, die man beispielsweise über die Mediatheken der deutschen Fernsehsender in Spanien abrufen möchte. Hier können die Sendeanstalten nach wie vor selbst entscheiden, welche Programme im Ausland zu sehen sind und welche nicht. So können beispielsweise Tatorte aus Österreich oder der Schweiz aus rechtlichen Gründen in Spanien nicht empfangen werden, jene aus Deutschland hingegen schon. Auch die Inhalte zahlreicher Privatsender wie RTL, Vox oder Pro 7 sind im Ausland nach wie vor nicht oder nur teilweise abrufbar. ebenso wenig Fußballspiele oder die Sportschau, was mit den jeweiligen nationalen Vermarktungsrechten von Sportevents zu tun hat.

Vorsicht, auch bei Netflix und Co gilt: Offiziell dürfen Sie Inhalte aus Ihrem Heimatland nur „vorübergehend“ im Ausland abrufen. Wer also auf Mallorca lebt, sollte sich nicht beim Kurzbesuch in Deutschland ein deutsches Netflix-Abo zulegen, in der Hoffnung, dessen Inhalte dann dauerhaft auf der Insel nutzen zu können. Man läuft Gefahr, dass der Streaminganbieter nach einer gewissen Zeit nur noch die spanischen Inhalte zur Verfügung stellt. Die Betreiber der Portale sollen auch berechtigt sein, beispielsweise anhand der Anmeldedaten den Wohnsitz des Nutzers zu überprüfen und ihm gegebenenfalls den „Datenhahn” zuzudrehen. Insofern kommt die liberalisierende EU-Verordnung vor allem Geschäftsreisenden und Urlaubern zugute. Aber: Wann ein Aufenthalt als „vorübergehend” zu klassifizieren ist, regeln diese Normen nicht. Es wird lediglich klargestellt, dass der Aufenthalt nicht dauerhaft sein darf, eine zeitliche Höchstgrenze gibt es aber (noch) nicht.

Sowohl für das Problem des Geoblockings bei Mediatheken als auch für mögliche Begrenzungen der „Streaming-Freizügigkeit“ bei Netflix und Co. gibt es eine Lösung: ein VPN-Programm. Das ist ein virtuelles privates Kommunikationsnetz. Virtuell in dem Sinne, dass es sich nicht um eine eigene physische Verbindung handelt, sondern um ein bestehendes Kommunikationsnetz, das als Transportmedium verwendet wird. Auf diese Weise kann man sich bei der Nutzung einer VPN-Software in Spanien zum Beispiel eine deutsche IP-Adresse zuordnen lassen und so das Geoblocking umgehen. Die meisten seriösen VPN-Programme wie zum Beispiel „Express VPN“, „Nord VPN“ oder „Cyber Ghost“ sind kostenpflichtig und schlagen mit etwa zehn Euro pro Monat zu Buche. Dafür sind sie schnell zu installieren und ihre Bedienung ist einfach.

In den meisten Ländern dieser Welt ist die Nutzung eines VPN grundsätzlich legal – so auch in Deutschland und Spanien. Auch die damit verbundene Umgehung des Geoblockings ist zulässig, kann aber möglicherweise gegen die Bestimmung des Online-Dienstes verstoßen. Empfehlenswert ist deshalb ein sorgfältiger Blick in die jeweiligen Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Vereinzelt untersagen Streaming-Anbieter nämlich die Verwendung eines VPN-Dienstes und das damit verbundene umgangene Geoblocking. Nichteinhaltung kann zu einer Kündigung des Accounts führen, was aber in der Praxis äußerst selten vorkommt.

(aus MM 45/2020)