In diesen abweisenden Komplex hineinzukommen, ist ein kompliziertes Unterfangen. | Patrica Lozano

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Es ist zum Verzweifeln. Seit Jahren schon gestaltet es sich auch für Deutsche auf Mallorca schwierig, einen Termin bei der Ausländerbehörde „Extranjería” in Palma zu ergattern. Dieser ist beispielsweise nötig, um die unabdingbare grüne Karte nebst Steuernummer „NIE” zu bekommen. Nur mit dieser Aufenthaltsgenehmigung sind andere Behördengänge wie etwa für den Wechsel des Führerscheins überhaupt möglich.

„Sechs bis acht Wochen dauert es momentan bis zum Termin”, sagt Jutta Upmann, die seit 2017 Behördengänge in Begleitung deutschsprachiger Kunden auf der Insel erledigt. „Ich gucke jeden Tag ins Internet, und manchmal gelingt es mir auch, kurzfristige Termine zu bekommen.” Aber das seien reine Zufälle. Wenn man schneller eine „cita previa” haben will, müsse man sich an einen auf Ausländerrecht spezialisierten Anwalt wenden: „Die gehen einen anderen Weg und bekommen in drei bis vier Wochen einen Termin.” Dafür werden jedoch laut betroffenen bis zu 350 Euro fällig. Jutta Upmann lässt sich den Helferservice von ihren Kunden für deutlich weniger Geld bezahlen. In der Regel gelingt es ihr, zu verhindern, dass Betroffene etwa – was immer mal wieder passiert – auf die Nachbarinsel Menorca geschickt werden, weil die dortige „Extranjeria” traditionell nicht so überlaufen ist.

Es gibt mehrere Gründe für die problematischen Zustände: Zum einen kann man einen Termin seit einigen Jahren nur noch online reservieren. Dieses Prozedere wurde bereits vor der Corona-Pandemie eingeführt und während dieses Ausnahmezustandes perfektioniert, um wegen der hohen Ansteckungsgefahr zu große Menschenansammlungen vor der Behörde zu unterbinden. Früher reichte es aus, sich in eine Schlange zu stellen, und irgendwann kam man dran.

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Ein weiterer Grund für die Verzögerungen ist offensichtlich eine angespannte Personalsituation in den „Extranjerías”. Das vermutet Juan Pablo Blanco von der Internet-Zeitung „Baleares sin Fronteras”, die sich an lateinamerikanische Einwanderer richtet. Hinzu kommt dem Journalisten zufolge die Tatsache, dass es Kriminelle gebe, die sich Termine sichern und diese „für 150 Euro” verkaufen. Doch eigentlich sei die Vergabe doch gratis. Das passiere bereits seit mehreren Jahren.

Auch Beatriz López, die ebenfalls eine „gestoría” zur Hilfestellung bei Behördengängen in Palma betreibt, sieht Kriminelle am Werk. „Das passiert in ganz Spanien”, erklärte sie gegenüber MM. „Die verkaufen Termine in Internetcafés, es handelt sich offensichtlich um Ausländer.” Und tatsächlich. Im vergangenen Frühling wurden zuletzt im Rahmen einer großangelegten Aktion der Nationalpolizei auf der spanischen Halbinsel und auf den Kanaren 69 Personen festgenommen, denen eine Verwicklung in den illegalen Handel mit solchen „citas” vorgeworfen wird. Die Kriminellen boten die Termine für 30 bis 200 Euro an. Darunter befand sich auch ein Hacker, der es mit ausgefeilten technischen Mitteln bewerkstelligt hatte, Termine in „Extranjerías” sofort zu blockieren.

Die für Ausländerangelegenheiten zuständige Nationalpolizei bemüht sich nach eigenen Angaben nach Kräften, die auf Mallorca angespannte Terminsituation zugunsten der Betroffenen zu managen. „Einige Beamte machen Überstunden, um dringende Fälle vor Ort über die Bühne zu bringen”, so ein Sprecher gegenüber MM.