"Ein Melting Pot Europas" – das sagt Sabine Christiansen, die Moderatorin des Forums "Neu Denken" über das einzigartige Networking-Event
Künstliche Intelligenz, Kryptowährungen und selbstfahrende Autos – diese Zukunftsthemen standen im Fokus des dritten Tages des "kleinen Davos" auf der Baleareninsel.
Der Ex-Minister Karl-Theodor zu Guttenberg stand jeweils am zweiten und am dritten Tag des Wirtschaftsforums auf der Rednerbühne. | PAUL SCHIRNHOFER
"Neues Denken, das zu neuem Handeln führt" – dieser Leitsatz prägte die Vorträge am dritten Tag des Wirtschaftsforum Neu Denken, das in diesem Jahr vom 23. bis zum 25. Mai auf Castillo Hotel Son Vida in Palma de Mallorca veranstaltet wurde. Sabine Christiansen, die verantwortliche Produzentin und Mit-Veranstalterin dieses einzigartigen Networking-Events, sagte in einer Kaffeepause zwischen den dicht getakteten hochkarätigen Reden am Samstagvormittag gegenüber MM: "Viele nennen es das ´kleine Davos´ von Deutschen auf Mallorca. Das mag vielleicht etwas stimmen, trifft aber den besonderen Charakter dieser Tagung noch nicht ganz. Es ist für mich ein bisschen wie ein Melting Pot Europas – und noch mehr als das, denn es kamen Gäste aus den USA und sogar ein Botschafter aus Dubai, um hier in einem absolut geschützten Rahmen über Zukunftsthemen zu diskutieren."
Eine der Besonderheiten der Networking-Veranstaltung, die den Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft und Sport vorbehaltlose, transparente und offene Diskussionen ermöglichte, sind die sogenannten Chatham-Haus-Regeln, die an den drei Konferenztagen galten. Sie dienen dazu, die Anonymität der sich äußernden Teilnehmer zu wahren und untersagen eine Weitergabe von Inhalten vertraulicher Gespräche an Dritte.
Am Samstagvormittag dominierte das Thema Künstliche Intelligenz die Vorträge und Diskussionsrunden der Redner, darunter hochrangige CEOs, Lehrende und Spitzen-Ökonomen. Der Auftakt-Vortrag kam von der KI-Expertin Dr. Feiyu-Xu. Die deutsch-chinesische Top-Managerin war früher Leiterin des Bereichs Künstliche Intelligenz bei SAP, und sitzt nun im Verwaltungsrat von Airbus und der ZF Group. Ihr Fazit lautete: Auch wenn diese neue Technologie sich exponentiell schnell entwickele, würden viele Firmen doch erst langsam und zögerliche anfangen, KI für sich zu nutzen. Zentral war in ihren Ausführungen die Überlegung zu den beruflichen Perspektiven, die KI bietet, wobei sie die Wichtigkeit der engen Zusammenarbeit von Menschen und Maschinen betonte: Wie viel Prozent der Jobs können wir an KI abgeben und wie viele Aufgaben bleiben beim Menschen?
Ein weiterer Themenblock umfasste die Zukunft der Automobilindustrie: Inwiefern halten Elektroautos mehr und mehr Einzug auf dem Markt? Und wie ist es um die Entwicklung fahrerloser Autos bestellt? Spannende Impulsvorträge lieferten in dieser Hinsicht zwei prestigeträchtige Repräsentanten deutscher Automobilherstellern: Uwe Holzer, der bei BMW den Verkauf an Flotten-, Direkt- und Sonderkunden im deutschen Markt leitet. Für Mercedes-Benz stand dann Jörg Heinermann, Vorsitzender der Geschäftsleitung des Vertriebs Deutschland, auf der Bühne. Ferner war die chinesische Automobilindustrie durch Isbrand Ho, Senior Advisor der BYD Company Limited, vertreten.
Inspirierend und neu war der Input für viele Forumsteilnehmer, den Eric Demuth, CEO der Kryptowährungsbörse Bitpanda, lieferte. Der Hamburger, der zunächst eine Ausbildung zum Schiffsmechaniker absolvierte, - wie er sagte -, schaffte es innerhalb von wenigen Jahren einen der erfolgreichsten Fintechs Europas aufzubauen, das mittlerweile eine Bewertung von 4,1 Milliarden US-Dollar erlangt hat.
Ein weiteres Highlight des Events war der Vortrag des früheren Profi-Fußballers Oliver Bierhoff, der 1996 mit der deutschen Nationalelf Europameister wurde. Zwei Herzen, hätten immer in seiner Brust geschlagen, so Bierhoff: Für den Sport und für die Wirtschaft. In seiner neuen beruflichen Laufbahn als Geschäftsmann würde er nun diese beiden Welten miteinander vereinen. 2023 hat der Ex-Fußballer mit dem Frankfurter Multi-Family-Office Finvia eine Firma für Sportinvestments gegründet.
Mit einer selbstkritischen Ehrlichkeit und Offenheit sprach der Ex-Minister Karl-Theodor zu Guttenberg über seinen kometenhaften Aufstieg und tiefen Fall in der deutschen Spitzenpolitik und zog damit die Hörerschaft komplett in seinen Bann. Guttenberg war bei seinem Amtseintritt 2009 der jüngste Wirtschaftsminister der Bundesrepublik, und kurz darauf der jüngste Verteidigungsminister in der Geschichte Deutschlands. 2011 führte die Plagiatsaffäre um seine Doktorarbeit innerhalb von kürzester Zeit zu seinem Rücktritt von allen politischen Ämtern. Zu MM sagte der frühere CSU-Politiker: "Die Frage, etwas anders gemacht zu machen, stellt sich derzeit nicht. Man muss in der Gegenwart leben. Aber es ist immer gut, seine Fehler zu reflektieren, daraus zu lernen und sich dann irgendwann fröhlich und gelassen auf die Zukunft einzustellen."
Nach dieser turbulenten Zeit verbrachte der studierte Jurist Jahre in den USA und ist vor kurzem nach Deutschland zurückgekehrt. Eine Rückkehr in die Politik schließe Guttenberg, der derzeit als Dokumentarfilmer und Podcaster arbeitet und jüngst ein Buch mit dem Titel "3 Sekunden. Notizen aus der Gegenwart" veröffentlichte, kategorisch aus. Des Weiteren kommentierte der frühere Minister mit einer schonungslosen Ehrlichkeit die mentalen, seelischen und körperlichen Probleme, unter denen er zur Zeit seines Rückzugs aus der Politik für über ein Jahr litt. MM gegenüber verriet er: "Es gibt keinen Grund, sich für etwas wie eine Depression zu schämen. Millionen sind davon betroffen und es gibt hervorragende Behandlungsmethoden. In Deutschland wird das viel stärker stigmatisiert als in den USA, daran muss sich etwas ändern."
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Ursula Sattler
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Vor 6 Monaten
Dieses Wirtschaftsforum halte ich für überflüssig. Da geht es der Wirtschaft z.b. um künstliche Intelligenz, autonomes Autofahren usw. Die Gier nach Umsatz egal wie ist groß.
1 Kommentar
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Dieses Wirtschaftsforum halte ich für überflüssig. Da geht es der Wirtschaft z.b. um künstliche Intelligenz, autonomes Autofahren usw. Die Gier nach Umsatz egal wie ist groß.