Fleischverkäufer Arturo setzte auf Lieferservice – mit Erfolg. Foto: Patricia Lozano
Auch Obst- und Gemüsehändler Bernat Contestí hat seinen Kunden in den vergangenen Wochen frisches Grünzeug vermehrt ins Haus gebracht. „Wir mussten trotzdem vorübergehend Stände schließen und Mitarbeiter nach Hause schicken“, sagt er. Nun läuft das Geschäft langsam wieder besser. Aber er merkt auch, dass das Geld bei vielen nicht mehr so locker sitzt. „Die Leute kaufen häufiger günstige Konserven im Supermarkt, auch wenn frische Qualitätsprodukte gesünder sind. Das ist traurig“, meint Contestí. Beklagen will er sich dennoch nicht. „Für uns lief es insgesamt o. k., nur das Maskentragen ist anstrengend“, sagt er und wischt sich den Schweiß von der Stirn.
„Viele kaufen jetzt billige Konserven statt frischer Produkte“, beklagt Obst- und Gemüsehändler Bernat Contestí. Patricia Lozano
Weniger Glück hatten die beiden Französinnen Géraldine und Christelle aus Lyon, die im Mercat de Santa Catalina elegante Blumen-Bouquets für Foto-Shootings, Hochzeiten und andere Events verkaufen. „Wir haben erst im Januar aufgemacht, dann erwischte uns Corona“, erzählt Geschäftsführerin Géraldine. Das Interesse an konservierten Rosen und kunstvoll drapierten Arrangements ging erst einmal schlagartig in den Keller. Nun hofft das Duo auf mehr Käufer in den nächsten Wochen.
Für die französischen Blumenhändlerinnen Géraldine (r.) und Christelle (l.) erwies sich die Coronakrise als Vollbremsung fürs Geschäft. Foto: Patricia Lozano
Markt-Präsidentin Aina Moya zieht dennoch für den Mercat ein positives Fazit aus der Coronakrise. „Insgesamt hatten wir nicht viel weniger Kunden als vorher, die kleinen Läden in Palma haben deutlich mehr gelitten“, betont die Palmesanerin, die in Santa Catalina tiefgefrorenen Fisch feilbietet. Auch die Sicherheitsmaßnahmen würden von der Mehrheit der Kunden ohne Probleme respektiert. Ein Wachmann, der regelmäßig seine Runden durch die Gänge dreht, sorgt dafür, dass dies so bleibt. „Aber auch wir als Händler sind natürlich in der Verantwortung“, sagt Moya.
Auch durch den Mercat de l’Olivar im Stadtzentrum von Palma schlendert ein Security-Mann. Juan Carlos wirkt mit seiner muskelbepackten Gestalt und dem an der Hüfte baumelnden Schlagstock auf den ersten Blick zwar ein wenig einschüchternd, aber der Eindruck verfliegt schnell. „Wir haben keine polizeilichen Befugnisse und klären die Leute nur auf. In 99 Prozent der Fälle halten sie sich sowieso an die Auflagen“, berichtet er.
Wie auf dem Markt in Santa Catalina herrscht ein angenehm entspanntes Treiben, vor allem die große Fischhalle, die zu Beginn der Ausgangssperre geschlossen war, zieht viele Käufer an. Der Zugang ist begrenzt, in der vergangenen Woche durften sich dort höchstens 70 Personen aufhalten. Pilar, die an ihrem Stand mit Ehemann Miguel seit acht Jahren typisch mallorquinisches Tongeschirr, Keramik und Esparto-Taschen verkauft, würde sich schon über einen Bruchteil dieses Andrangs freuen. „Wir sind mit unseren Produkten stärker vom Tourismus abhängig. Dieses Jahr wird es daher wohl ruhiger bleiben“, meint sie.
Pilar verkauft inseltypische Keramik und Tongeschirr und hofft auf die Ankunft der Urlauber. Foto: Patricia Lozano
Ganz anders sieht es bei Ana Cristina Muñoz, die mit Ehemann Francisco in dritter Generation den Trockenfrüchte-Stand Can Gelabert betreibt, aus. „Normalerweise sind bei uns Mandeln von Mallorca, Nüsse und Datteln der Hit“, erzählt sie. In den vergangenen Wochen aber wurde Mais zum Renner. „Alle saßen vor dem Fernseher und wollten Popcorn knabbern. Manche Kunden kamen mit ihren Kindern mehrmals die Woche“, erzählt Muñoz. 17 Kilo verkaufte sie in nur einer Woche, so viel ging sonst nicht einmal in zwei Monaten über die Theke. Auch Süßigkeiten und Backzutaten wie Hefe und Mehl erwiesen sich als Verkaufsschlager. „Wir beklagen uns nicht, es lief gut, auch wenn wir anfangs manchmal Angst vor dem Virus hatten“, sagt sie. Ein wenig vermisst sie die Touristen, „aber nur die angenehmen, die nicht ständig trinken“, erzählt sie und lacht. Die urlauberlose Zeit hat für sie aber auch etwas Gutes. „Ich liege nach der Arbeit in Arenal unter einer Palme am leeren Strand, das ist einfach paradiesisch.“
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