Wenn Marga Cirer mit fast sinnlichen Griffen einen Blumenkohl umfasst, leuchten ihre Augen. Das überrascht nicht, denn Marga ist ganz in ihrem Element. Das Lebenselixier der Ur-Mallorquinerin ist halt die Handhabe des Gemüses, das der Insel-Boden so hergibt.
Marga Cirer bewirtschaftet mit drei Geschwistern ein 50 Hektar großes und mit Gewächshäusern ausgestattetes Anbaugebiet zwischen Palmas Vorort Son Ferriol und dem Dorf Sant Jordi, das bekanntlich in der Einflugschneise des Insel-Flughafens liegt. Dreimal in der Woche bringt sie frisch geerntetes Gemüse in drei Palma-Märkte. Seit 2009 geht es nach Santa Catalina, seit 2007 in den Mercat de l’Olivar und seit geraumer Zeit auch in den eher von plebejischen Zeitgenossen besuchten Markt des Multikulti-Viertels Pere Garau, wo eine Verwandte von ihr einen Stand hat.
„Momentan ist Brokkoli-Zeit”, sagt sie und lacht aus vollem Halse. „Und es ist Kohl-Zeit.” Und auch Radieschen, Artischocken und Spinat sind erntereif. Schon Margas Großeltern gehörten im Gemüse-Business auf der Insel zum Inventar, wobei diese im Gegensatz zu ihr ausschließlich im Großhandel tätig waren. „Wir in unserer Familie waren und bleiben auch weiter alle mit der Erde verwachsen”, sagt sie stolz.
Es ist Dienstagvormittag, der 22. Januar, im Santa-Catalina-Markt hält sich das Treiben anders als etwa an Samstagen in engen Grenzen. Doch vor Margas Stand Nummer 126, wo zwei Mitarbeiterinnen Dienst schieben, ist der Andrang beachtlich. Eine ausländische Frau mit schickem lila Hut zeigt, als sie an der Reihe ist, mit geschürzten Lippen auf Äpfel, eine eher rustikal daherkommende Spanierin mit einem Baby deckt sich ebenfalls mit Früchten ein. Durch die Gänge des Marktes schlendern ferner einige mehr guck- als kauflustige Mittel- und Nordeuropäer, darunter eine langhaarige blonde Frau mit Schlafzimmerblick und locker um die linke Schulter gehängter modischer Korbtasche.
Auf ihre mittel- und nordeuropäischen und gerade deutschsprachigen Kunden lässt Marga Cirer nichts kommen: „Die Marktkultur ist dort viel stärker verankert”, freut sie sich und zeigt auf ihr Sortiment, das auch – die Mundflora genusssüchtiger Zuzügler muss schließlich bedient werden – Äpfel aus Galicien und Mangos sowie sonstige Urwaldfrüchte aus Peru und Costa Rica enthält. „Die Spanier sind dagegen viel bequemer geworden und bevorzugen sowas wie die Supermarktkette Mercadona.” Ein leicht verächtliches Zucken verdunkelt sekundenweise Margas fröhliche Gesichtszüge.
Dabei legt sie sich seit ewigen Zeiten kräftig ins Zeug, was den biologisch korrekten Anbau ihrer Erzeugnisse angeht. „Pestizide benutzen wir nicht”, sagt sie, „allenfalls ab und zu natürliche Hormone.” Besonders ihre Kartoffeln seien über Gebühr nahrhaft. „Sie schmecken ganz anders als die aus Sa Pobla.” Dort im Norden der Insel gedeihen bekanntlich die meisten Mallorca-Kartoffeln. Marga und einige fest angestellte Mitarbeiter sowie eine größere Zahl freiberuflich tätige kolumbianische Erntehelfer buddeln die schmackhaften Knollen jedes Jahr aus der Erde und ernten alles andere ebenfalls ab. „Viele namhafte Restaurants in Palma kaufen unsere Produkte, um sie unter anderem für das Gericht Frito Mallorquín zu verwenden”, freut sich Marga. Wobei momentan gar nicht so viel los sei auf ihrem Grund und Boden zwischen Son Ferriol und Sant Jordi. „Im Sommer gibt es erheblich mehr Arbeit, da werden die Tomaten und die Erbsen reif, und auch die Melonen und Wassermelonen sind dann fällig.”
Während sie all das sagt, packt Marga geradezu liebevoll Kartoffeln in die Auslagen im Markt von Santa Catalina. Vor ihrem Stand sammeln sich weiter die Menschen.
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