Agrartechnikerin Marga Morey von der Kooperative in Sóller zeigt die kürzlich abgeernteten Oliven. „Wegen des vielen Windes war diese Saison nicht ganz so gut”, sagt sie. | P. Lozano

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Es regnet Bindfäden und die Pfützen auf dem Hof der Kooperative füllen sich rasch an diesem Februarmorgen. Dennoch herrscht rund um die Genossenschaft in Sóller bereits reger Betrieb. Hier werden ein paar Kisten Steinfrüchte entladen, dort Formulare ausgefüllt, im Laden brummt die Kaffeemaschine und die Wintertemperaturen sorgen dafür, dass es aus den Tassen der Angestellten dampft. „Hier ist immer was los”, sagt Agrartechnikerin Marga Morey. „Jetzt sind gerade die Oliven dran, wir machen Öl.”

Morey führt die Besucher zur Produktionshalle. Vor dem Tor befindet sich ein großes Loch im Boden, in das die Bauern ihre Erzeugnisse einfüllen. Eine Maschine befreit die Oliven von Blättern, Duschen waschen sie sauber, ehe sie sortiert werden. „Aus manchen wird Öl gemacht, andere werden als Tafeloliven weiterverkauft. Der Preis, den wir den Bauern bezahlen, ist sehr gut, vor allem bei den Tafeloliven”, erklärt Morey. Derzeit bekommen die Landwirte etwa 3,50 Euro für ein Kilo. Von solch einem Ertrag können die Orangenbauern im Sóller-Tal nur träumen. Sie erhalten im Moment etwa 75 Cent. Warum der Unterschied so groß ist, erklärt Miquel Gual, Präsident der Kooperative.

„Die Olive ist das Produkt, das sich hier am besten vermarkten lässt. Das liegt daran, dass es dafür bereits ein Qualitätssiegel gibt.” Gleichzeitig stellt Gual klar, dass der Orangenpreis zwar niedrig sei, aber wesentlich fairer als noch vor einigen Jahren. „Als ich hier angefangen habe, wurden 15 Cent pro Kilo bezahlt. Das war eine Beleidigung für jeden Bauern. Die meisten hätten ihre Orangenhaine am liebsten in Brand gesteckt.”

Dem Top-Produkt Olive wiederum habe man es zu verdanken, dass man auch den Orangenbauern mittlerweile einen angemesseneren Preis bezahlen kann. „Die Olive bezahlt die Party”, sagt Gual lachend. Das Geschäft mit den aus ihr erzeugten Produkten laufe so gut, dass auch die Landwirte, die Zitrusfrüchte anbauen, von dem Boom profitieren. „Gut drei Viertel unserer Bauern haben aber ohnehin beides – Oliven und Orangen.”

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Ihre Hauptaufgabe sieht die Kooperative in der konstanten Steigerung der Qualität der Erzeugnisse aus dem Orangental. „Nur so können wir dauerhaft Erfolg haben und damit die Preise anheben, erklärt Gual. „Das Qualitätssiegel für Olivenöl haben wir seit über zehn Jahren.” Seit 2014 gibt es auch ein EU-Gütesiegel für die Früchte selbst. „Bei den Orangen arbeiten wir gerade daran. Wir wollen unbedingt ein sogenanntes IGP-Siegel (Indicación Geográfica Protegida), das wir bereits vor einer Weile beantragt haben. Aber die Mühlen in Brüssel mahlen eben langsam”, so Gual. Auf diese Weise hofft man, die Zitrus-Produkte aus Sóller und Umgebung noch besser vermarkten zu können. Bereits jetzt arbeite man sehr gut mit „Fet a Soller”, dem Unternehmen des Deutschen Franz Kraus zusammen. „Wir haben die Früchte, er hat die entsprechenden Kunden in ganz Europa”, so Gual. „Das passt also gut.”

Bei der Zusammenarbeit mit den Landwirten, gebe es noch Arbeit, denn viele der Bauern betreiben das Geschäft mit den Zitrusfrüchten nur als Nebenerwerb. „Sie pflegen die Orangenhaine aus Tradition, sie wollen das Erbe ihrer Eltern und Großeltern hochhalten, aber fast alle haben auch einen normalen Beruf”, erklärt Marga Morey. Die Kooperative, die sich selbst als Vertretung und Förderin der Landwirte aus dem Sóller-Tal und ihren Erzeugnissen betrachtet, kümmert sich deshalb jedes Jahr um die Pflanzung neuer Orangenbäume. „Pro Jahr sind das etwa 2000 an der Zahl”, erklärt Gual.

Derzeit seien etwa 350 Landwirte in der Genossenschaft organisiert. Zwei bis drei pro Monat könne man im Moment hinzugewinnen, aber längst nicht jeder will mitmachen. „Trotzdem sind wir zufrieden. Wir haben etwa 50 neue Mitglieder in den vergangenen vier Jahren anwerben können.”

Für die Zukunft wünscht sich Gual neben der Qualitätssteigerung vor allem Expansion. „Wir wollen die Kooperative für Bauern aus anderen Gebieten der Insel öffnen”, so der Präsident. Ebenso ist geplant, Mallorca-Erzeugnisse in Europa noch bekannter zu machen. Unlängst statteten Inselratspräsident Miquel Ensenyat und Jaume Ferrer, Honorarkonsul in Dänemark, der Genossenschaft einen Besuch ab. Beide wollen gemeinsam in Skandinavien die Werbetrommel für die Erzeugnisse der Kooperative rühren.

(aus MM 07/2018)