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In Port Adriano schaukelt ein Mülleimer im Wasser. Und das ist kein Versehen. Von einer Wasserpumpe angetrieben, saugt der Eimer Abfall aus dem Meer. In erster Linie flutschten Plastikteile hinein, Flaschen, Tüten, Polystyrol-Kügelchen. Aber auch andere Abfälle werden eingefangen, wie Zigarettenkippen, Fische dagegen nicht. "Fische sind intelligenter, als wir denken. Die Strömung, das Geräusch oder die Vibration sagen ihnen, dass sie nicht dahin schwimmen sollen", erklärt Pete Ceglinsky. Der blonde Australier, der auf Mallorca lebt, hat den Meeresmülleimer mit erfunden. Seabin sagt man dafür auf Englisch. So heißt auch das Projekt.

Die Idee zu Seabin sei ihm vor drei Jahren gekommen, zusammen mit seinem Freund und Landsmann Andrew Turton, erzählt Ceglinsky. Als passionierte Surfer seien sie es leid gewesen, immer häufiger zwischen Plastik zu surfen. "Wenn man einen Mülleimer auf die Erde stellen kann, dann auch ins Wasser, dachten wir."

Und los ging's. Ceglinsky, Produktdesigner, und Turton, Schiffsbauer, hängten ihre Jobs an den Nagel, kratzten ihre Ersparnisse zusammen und entwickelten einen Prototyp für das Seabin. Eine Crowdfunding-Aktion brachte 267.000 Euro ein. Nun konnte es richtig losgehen. Die Australier richteten sich eine Werkstatt in Palma ein und feilten an ihrem Produkt.

Was kann so ein Eimerchen schon gegen die Plastikverschmutzung des Meers ausrichten, mag man im ersten Moment denken. "Das Seabin ist nicht die Lösung. Erziehung ist die Lösung. Wir müssen den Hahn zudrehen, statt immer weiter Müll zu sammeln", entgegnet Ceglinsky. Aber die Eimer seien immerhin Teil der Lösung. Räumlich lägen sie näher an der Ursache als am Problem. "Wir installieren sie in den Häfen, damit das Plastik gar nicht erst aufs offene Meer kommt und damit man sie sieht und so auf das Problem aufmerksam wird." Pro Tag würden im Durchschnitt anderthalb Kilogramm Müll gefischt. In Port Adriano, einem besonders sauberen Hafen, sei es wesentlich weniger, anderswo bis zu zehnmal mehr. Anderthalb Kilo höre sich nach wenig an, meint Ceglinsky, aber da Plastik wenig wiege, sei es eine ganze Menge. Pro Jahr ergibt das eine halbe Tonne.

Im Moment läuft das Pilotprojekt. Port Adriano gehört zu sechs Häfen weltweit, die dabei mitmachen. Die anderen Häfen liegen in Südfrankreich, Montenegro, Finnland, den USA und auf den Bermudas.

Die Partnerhäfen installieren nicht nur die Eimer. Das Seabin-Projekt besteht auch aus einem Erziehungs- und einem wissenschaftlichen Teil. Diese unterstützen sie auch. Viermal im Jahr laden sie Schulen oder andere Gruppen ein. Dann werden die Abfälle analysiert, Strände gesäubert und es gibt Vorträge. Verantwortlich für die Bildungsarbeit ist der promovierte Meeresbiologe Sergio Ruiz Halpern. "Wir haben Info- und Lehrmaterial erarbeitet. Es steht auf unserer Webseite zur Verfügung." Oft leite er die Workshops selber. Was in den Eimern lande, werde in einer Datenbank festgehalten.

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Gleichzeitig arbeite man ständig an der Verbesserung der Technik. "In Port Adriano untersuchen wir gerade, wie wir noch kleinere Plastikteile einfangen zu können. Momentan liegt die Grenze bei zwei Millimetern." Ein junger Student, Kiko Vaquer, schreibt dazu seine Masterarbeit. In einem anderen Hafen werden Absorptions-Kissen getestet, um auch ausgelaufene Kraftstofföle aufsaugen zu können. Der Eimer besteht zurzeit aus HDPE, einem robusten, zu 100 Prozent wiederverwertbaren Kunststoff. Das Fangnetz, das darin steckt, ist biologisch abbaubar. "Unser Ziel ist es, die Eimer aus den Materialien zu bauen, die wir gesammelt haben", sagt der Biologe.

Die Pilotphase wird gerade abgeschlossen. Jetzt startet die Produktion. Gefertigt wird in Südfrankreich. "Die Firma dort hatte bereits Interesse gezeigt, als wir noch kein Geld hatten, und sie arbeitet international", sagt Ceglinsky. Das sei wichtig für die Zukunft. Man beginne mit 390 Eimern pro Monat. Sie könnten viel mehr produzieren, denn die Nachfrage sei viel größer als gedacht. "Aber wir fangen klein an, um den Überblick zu behalten."

Ein Seabin kostet 3300 Euro. Bei Sammelbestellungen gibt es Rabatt. Auf Mallorca haben acht Häfen angefragt. Überhaupt überrasche ihn das große Interesse auf der Insel. Das Spanische Ozeanografische Institut in Palma kooperiere mit Seabin. Die Balearen-Universität gebe technische Unterstützung, und die Hafenbehörde habe Zugang zu allen Häfen erteilt. Es sei eben ein Problem, das alle angehe.

Künftig, so der Tüftler, wolle man auch Offshore gehen. Konzepte für Hochseemodelle seien bereits entwickelt. "Unser Endziel ist aber, dass man keine Seabins mehr braucht", meint Ceglinsky und lacht. Bis dahin sei es natürlich ein weiter Weg.

Inzwischen wolle man die Aufklärungsarbeit verstärken. Wenn jeder Einzelne seine Gewohnheiten ändere, zum Beispiel weniger Einweg-Kunststofftüten benutze oder Glasflaschen statt Plastikflaschen, dann könne auch die Produktion von Plastik verringert werden. "Unsere größte Herausforderung sind wir selber, weil wir Menschen von Natur aus bequem sind. Aber schließlich wollen wir alle ein gesundes Leben."

(aus MM 35/2017)