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Zwei internationale Konzerne versuchen sich auf Mallorca mit geplanten Einkaufszentren zu überbieten. So gibt es am Stadtrand von Palma derzeit zwei Baustellen, auf denen Shoppingcenter von gigantischen Ausmaßen wachsen sollen. Doch nur an einer Stelle gehen die Arbeiten auch tatsächlich voran. "Wir liegen sehr gut im Zeitplan", sagt ein Unternehmenssprecher über den Bau des Einkaufszentrums Fan Mallorca Shopping. Eröffnung soll im Sommer neben dem Supermarkt Carrefour in Coll d'en Rabassa gefeiert werden, voraussichtlich im Juli, wenn auch der Schlussverkauf startet.

Das französische Unternehmen Carrefour Property, das hinter Fan Mallorca Shopping steht, begann im Februar 2014 mit dem Bau, der eine Investition in Höhe von 190 Millionen Euro bedeutet. In Kürze sollen nun die ersten Firmen damit beginnen, ihre gemieteten Ladenflächen nach eigenen Wünschen zu gestalten, teilt der Konzern mit. Das Einkaufszentrum wird eine Nutzfläche von 66.000 Quadratmetern haben, das gesamte Grundstück an der Flughafen-Autobahn misst 17 Hektar. 120 Geschäfte - auf zwei Stockwerken verteilt - sollen dort Platz finden. Das Parkhaus hält 2500 Stellplätze bereit. Ein Kino mit vibrierenden Sesseln für 4D-Technik wird es geben sowie gastronomische Angebote und Unterhaltungsmöglichkeiten im Innen- und Außenbereich. 1500 Menschen werden in der Mall Arbeit finden, 2000 weitere sollen indirekt in Lohn und Brot kommen, so teilt es Carrefour Property mit. Zwölf Millionen Kunden werden jährlich erwartet.

In den vergangenen Monaten wurden bereits mehrere Marken bekannt, die ein Geschäft im Fan Mallorca Shopping eröffnen wollen. "80 Prozent der Ladenfläche sind bereits vermietet, mit weiteren Firmen stehen wir bereits in Verhandlungen", sagt der zuständige Pressesprecher.

Unter den Mietern im Fan-Center sind auch Firmen vertreten, die bisher nicht auf der Insel zu finden waren. Allen voran der irische Bekleidungshersteller Primark, der nun in Palma auf 7000 Quadratmetern einen Flagshipstore, einen Vorzeigeladen, einrichtet. Besonders unter jungen Käufern findet die Marke, die Kleidung zu äußerst niedrigen Preisen anbietet, reißenden Absatz.

Neben vielen anderen haben auch die deutschen Marken Deichmann und Media Markt sowie die spanische Gruppe Cortefiel (Pedro del Hierro, Springfield) Verkaufsräume gepachtet. Aber auch die Kosmetikbranche (Rituals, Yves Rocher) sowie Gastronomieketten werden in Coll d'en Rabassa vertreten sein.

Die Macher wollen sowohl einheimische als auch touristische Kunden mit ihrem Angebot anlocken. Aus diesem Grund wurde der Name Fan Mallorca Shopping gewählt, damit er in vielen Sprachen gut auszusprechen ist. Die bestehenden Einkaufscenter auf der Insel wie Porto Pi und Festival Park sieht der Unternehmenssprecher nicht als Konkurrenz: "Fan Mallorca Shopping wird größer als alles Bestehende und bietet Einkaufserlebnis der jüngsten Generation."

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Das größere der beiden geplanten Einkaufszentren Palma Springs, das nur wenige Kilometer entfernt hätte entstehen sollen, steht hingegen vor einer ungewissen Zukunft. Nach derzeitigem Stand könnte Bauherr Unibail-Rodamco, ein französisch-niederländischer Konzern, eine Pleite mit seinem Vorhaben erleben. Denn im Dezember 2015 stoppten Palmas Stadtoberhäupter den Bau.

Baudezernent Antoni Noguera ließ damals gegenüber der Presse verlauten, die gesetzlich vorgeschriebene Betriebsgenehmigung liege nicht vor. Diese war von der konservativen Vorgänger-Balearen-Regierung abgelehnt worden. Deshalb hatte das Rathaus den Bauantrag auf dem Gelände zwischen Can Pastilla und dem Aquarium abgelehnt. Unibail-Rodamco zieht gegen beide Entscheidungen vor Gericht.

Das Unternehmen droht zudem mit Entschädigungsforderungen in Höhe von 100 Millionen Euro. Sachverständige hatten diese Summe in Gutachten für das Unternehmen angegeben. Der Baudezernent sieht der Drohung gelassen entgegen: "Eine Entschädigung wäre nur nötig, wenn das Rathaus die Genehmigung bereits erteilt hätte. Doch das ist nicht der Fall", erklärte Noguera. Unibail-Rodamco äußerte sich auf MM-Anfrage nicht zu seinem Vorhaben.

Im Herbst sollte das Mega-Shoppingcenter eröffnen. Die Investition von 225 Millionen Euro umfasst ein zwei Stockwerke hohes Gebäude mit 70.000 Quadratmetern Nutzfläche, die Pläne waren 2014 mit großem Bohei vorgestellt worden. Das Areal befindet sich 100 Meter vom Strand entfernt. Das Vorhaben soll Platz für mehr als 200 Läden, 35 Restaurants sowie ein Kinocenter mit zwölf Sälen bieten. Vor zwei Jahren gaben die Investoren bekannt, dass sich das spanische Mode-Imperium Inditex mit Marken wie Zara und Massimo Dutti dort einmieten wolle.

Die Vorgängerregierung würdigte das Investitionsvorhaben als deutlichen Impuls zur Modernisierung der Playa de Palma als Tourismus- und Shopping-Destination. 5000 Arbeitsplätze sollten geschaffen werden, betonte der ehemalige Ministerpräsident José Ramón Bauzá. Palmas Alt-Bürgermeister Mateo Isern versprach, alle Einnahmen der Stadt durch die Vergabe der Baugenehmigungen und Gebühren an der Playa de Palma reinvestieren zu wollen. Nach Bekanntwerden der Pläne formierte sich sogleich Protest. Die Plattform "Say no to Palma Springs" entstand. Umweltschützer - darunter auch der GOB - machten es zu ihrem Anliegen, das Feuchtgebiet Ses Fontanelles bewahren zu wollen.

Der Konzern ließ gemeinsam mit den Umweltbehörden seltene Sumpfpflanzen umsiedeln und wies darauf hin, dass ein Streifen des Feuchtgebietes als geschützter Naturraum erhalten bliebe. Nun klafft die bereits planierte Fläche wie eine offene Wunde an der Playa de Palma.

(aus MM 13/2016)