"Egal ob ich in Deutschland oder auf Mallorca kotze": Das sagen deutsche Trink-Urlauber an der Playa de Palma über ihr Verhalten
Die Saison des Partytourismus hat längst begonnen. An der Playa de Palma blicken einige Besucher so tief ins Glas, dass die Hemmschwelle sinkt. MM hat nachgefragt, ob die Gäste in der Heimat genauso feiern
Moritz Hornstein, Florian Beiner und Martin Sven aus Donau-Eschingen | Anja Schmidt
Anja SchmidtPlaya de Palma; Mallorca06.07.24 09:00Aktualisiert um 11:05 Uhr
Der Partytourismus hat am Ballermann auf Mallorca längst begonnen. Zahlreiche deutsche Urlauber verbringen ihren Urlaub in El Arenal oder an der Playa de Palma und haben nur ein Ziel: Trinken. Aber wie verhalten sich diese Leute eigentlich in Deutschland, wenn sie in Feierlaune sind? Bei der Mehrheit der Befragten ist die Hemmschwelle zu Hause höher, da zahlreiche Verantwortungen warten oder sich nicht die Gelegenheit zum ausgelassenen Feiern ergibt. Manche fliegen deshalb mehrmals im Jahr auf die Insel ...
Der 23-jährige Martin aus Donaueschingen hat genaue Vorstellungen: "Malle ist nur einmal im Jahr. Dann aber richtig. Ich trinke dann einfach so viel, bis mir so schlecht ist, dass für den Rest des Jahres nichts mehr geht", sagt er. "Oder zumindest nicht mehr so viel", fügt der Baden-Württemberger hinzu. Jedes Jahr verbringt er drei oder vier Tage lang den Mannschaftsabschluss mit seinen Kumpanen aus dem Fußballteam auf Mallorca. Dafür bucht die Gruppe ein möglichst günstiges Hotel in El Arenal.
Die Kameraden Florian (21) und Martin (25) sind manchmal sogar zweimal im Jahr zum Trinken auf der Sonneninsel. "Aber auch zu Hause gilt: 'Saufe muscht'"(saufen musst du), sagt Florian in starkem Akzent und grinst schief, während ihm seine Freunde nickend zustimmen. Nichtsdestotrotz muss der Kurzurlaub vollkommen ausgekostet werden ...
Das achtköpfige Team hat bereits morgens vor dem Flug um 11 Uhr mit dem Alkoholkonsum begonnen. Denn "Malle ist halt nur einmal im Jahr", gibt die Truppe ein weiteres Mal zu verstehen. Auf die Frage, ob sie das stört, wenn Insulaner und andere Leute Anstoß an ihrem Verhalten finden, antwortet Martin mit einem Achselzucken: "Isch mir egal. Haupsach, ich bin auf Malle" (Ist mir egal. Hauptsache, ich bin auf Malle).
Ein paar Kneipen weiter sitzen sieben Freundinnen an einem großen Tisch. Hier wird für genau einen Tag ein Junggesellinnenabschied gefeiert. Die 28-jährige zukünftige Braut Lea ist das erste Mal auf Mallorca und das nur aus dem gegebenem Anlass. "Wir trinken nicht mehr als in Deutschland. Aber wenn man schon mal hier ist, dann will man auch trinken", sagt Lea und stellt mit einem Grinsen einen goldenen "Penis-Ballon" auf den Tisch. "Wir gehen noch in den Megapark und den Bierkönig, so zehn Bier schaffen wir schon. Aber über den ganzen Tag und die ganze Nacht verteilt" sagt Celina aus Bielefeld. Ein besinnungsloses Betrinken sei nicht geplant, lediglich ein ausgelassenes Feiern.
Der 31-jährige Vito aus Düsseldorf ist nicht als Partytourist hier. Er arbeitet die zweite Saison auf Mallorca und hat so einiges erlebt. "Dieses Jahr ist es schlimmer als im letzten Jahr", bewertet Vito die Lage. "Hier gibts leider viele, die dermaßen übertreiben, dass der Rettungswagen anrücken muss." Dabei erzählt er, dass das Betrinken schon morgens losginge, wenn große Feiertempel eine Stunde lang Freibier ausschenken. "Sie laufen dann noch nüchtern an mir vorbei Richtung Bier und stolpern später absolut betrunken wieder zurück. Viele müssen sich stützen, um überhaupt laufen zu können."
Das nächste Dreiergrüppchen möchte weder fotografiert werden, noch den Namen nennen. "Geht auf gar keinen Fall, ich bin in Deutschland krankgeschrieben", sagt ein bunt bekleideter junger Mann. "Und bei mir darf das Arbeitsamt nichts erfahren", sagt der zweite im Bunde und winkt ab. "Oh Mist. Dann geht das bei mir auch nicht, ich glaub’, ich bekomme dann kein Bafög mehr", sagt der dritte junge Mann, während er einen aufgeschnittenen Fußball als Hut trägt und an seinem Bier nippt. Aber ja – Malle sei nur einmal im Jahr, sagen sie aus tiefer Überzeugung.
Weiter geht es mit Fabian (20) und Hannes (16) aus Bad Hindelang. Als Allgäuer können sie von Massentourismus und Zech-Eskapaden beim Après-Ski ein Liedchen singen. "Wir müssen auch, genau wie Mallorquiner, mit Besoffenen rechnen und sie akzeptieren. Denn damit verdient die Gemeinde ihr Geld", erklärt Fabian. "Da sehe ich keinen großen Unterschied”, bekräftigt er seine Aussage.
Als Deutsche saufen wir verantwortungsvoll", witzelt Hannes. "Wir sind immer in kleinen Gruppen unterwegs. Wenn einer von uns einen Totalausfall hat, bringen wir ihn ins Hotel". Die beiden Jungs feiern gemeinsam mit 13 Gleichgesinnten aus dem Fußballverein. Seit der Ankunft um 10.30 Uhr sind sie am Bechern. Bei Hannes ist die Zunge schon etwas schwerer, Fabian ist nichts anzumerken. "Der ist ja auch schon 20, der hat mehr Übung!", säuselt Hannes. "Wir kommen vom Dorf und können jede Menge Alkohol vertragen", fügt Fabian hinzu und grinst.
Andi (58), David (44) und Sascha (40) aus Neumünster sind in den Aussagen geteilter Meinung. "Das hier ist ein 100-prozentiger Saufurlaub", verkündet. David. "Ähm, da muss ich dem David aber widersprechen", sagt Andi schnell. "Sascha und ich machen Pärchenurlaub. Sonne genießen, erholen, Wetter genießen und so. Wir schauen uns auch was von der Insel an", bekräftigt er. "Wir können nicht mehr so feiern wie früher. Wir sind schließlich keine 20 mehr", sagt Sascha.
Und zu Hause hätten die Männer letztendlich Verpflichtungen. "Es ist heute gar nicht möglich, dass wir uns in dieser Konstellation als Freunde treffen und einen draufmachen wie früher", sagt Andi. "Aber wenn ich mit den Jungs alleine auf der Insel wäre, würde ich definitiv mehr trinken. Und das kann dann mitunter zum Filmriss führen" gesteht Sascha. "Es gibt aber trotzdem Grenzen. Schlägereien und diese Wildpinklereien gehen gar nicht."
Die letzten Befragten sind Roy (29) und Hanni (28) aus Nürnberg und Georg (38) aus Bamberg. Sie tragen alle drei das gleiche Kostüm mit dem gleichen goldbraunen Pyjama-Muster. "Wir sind kulturell unterwegs hier", sagt Roy und lacht laut. "Nee, wir sind die klassischen Sauftouristen." Und Malle ginge auch zwei oder dreimal im Jahr. In Deutschland würden sie jedoch gar nicht feiern, das habe aber nichts mit Schamgefühl zu tun. "Ob ich in Deutschland kotze oder auf Mallorca, kommt letztendlich auf das Gleiche raus", sagt Georg und schwankt etwas. "Aber das heißt nicht, dass wir nur in den Bierkönig oder in den Megapark gehen", betont Hanni. "Nein, auf keinen Fall!" Stimmt ihm Roy zu. "Vielleicht gehen wir auch mal ins Bamboleo."
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Udo
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Vor 5 Monaten
Ja ja ... die Sauftouristen gibt es ... keine Frage.
Die Frage ist immer nur wieviel getrunke wird und wie man sich verhält.
Natürlich gibt es auch die, die sich nur sinnlos betrinken wollen und keine Grenzen kennen.
Aber es gibt auch andere Leute am Ballermann.
Da feiern zig tausen Leute friedlich und gehen auch nur angetrunken oder nüchtern wieder ins Hotel.
Aber die sucht man sich am Strand oder vor dem Megapark natürlich nicht raus.
Das wäre zu wenig skandalträchtig.
Wer sich im Megapark oder wo anders nicht benehmen kann, der fliegt raus.
Und am Strand ist trinken zumindest offiziell verboten.
Interessant finde ich auch die Leute, die sich dazu äussern, ohne jemals da gewesen zu sein um sich selbst mal ein Bild davon zu machen.
Wie hoch die wohl der Prozentsatz, an Leuten die sich daneben benhmen im Gegensatz zu Leuten die dort unauffällig Urlaub oder Party machen?
Die Restaurants an der Playa sind voll.
Die Touristen da drin, sind es eher weniger.
Aber natürlich besteht der Ballerman für Nichtwissende nur aus Megapark, Bierkönig und Volltrunkenen.
Wer sich aufgrund seines Alkoholkonsums in der Öffentlichkeit übergibt, bzw. auffällig wird, sollte umgehend der Insel verwiesen werden und ein mehrjähriges Einreiseverbot erhalten. Es ist beschämend, dass viele Urlauber mit denen über einen Kamm geschoren werden. Ich kann auch ohne Alkohol meinen Urlaub auf der Insel verbringen.
2 Kommentare
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Ja ja ... die Sauftouristen gibt es ... keine Frage. Die Frage ist immer nur wieviel getrunke wird und wie man sich verhält. Natürlich gibt es auch die, die sich nur sinnlos betrinken wollen und keine Grenzen kennen. Aber es gibt auch andere Leute am Ballermann. Da feiern zig tausen Leute friedlich und gehen auch nur angetrunken oder nüchtern wieder ins Hotel. Aber die sucht man sich am Strand oder vor dem Megapark natürlich nicht raus. Das wäre zu wenig skandalträchtig. Wer sich im Megapark oder wo anders nicht benehmen kann, der fliegt raus. Und am Strand ist trinken zumindest offiziell verboten. Interessant finde ich auch die Leute, die sich dazu äussern, ohne jemals da gewesen zu sein um sich selbst mal ein Bild davon zu machen. Wie hoch die wohl der Prozentsatz, an Leuten die sich daneben benhmen im Gegensatz zu Leuten die dort unauffällig Urlaub oder Party machen? Die Restaurants an der Playa sind voll. Die Touristen da drin, sind es eher weniger. Aber natürlich besteht der Ballerman für Nichtwissende nur aus Megapark, Bierkönig und Volltrunkenen.
Wer sich aufgrund seines Alkoholkonsums in der Öffentlichkeit übergibt, bzw. auffällig wird, sollte umgehend der Insel verwiesen werden und ein mehrjähriges Einreiseverbot erhalten. Es ist beschämend, dass viele Urlauber mit denen über einen Kamm geschoren werden. Ich kann auch ohne Alkohol meinen Urlaub auf der Insel verbringen.