Seit den regionalen Parlamentswahlen im vergangenen Jahr lenkt Jaume Bauzà die Geschicke des balearischen Tourismusministeriums in Palma. Bei der am Dienstag, 5. März, in Berlin beginnenden Tourismusfachmesse ITB feiert der 51-jährige ehemalige Bürgermeister seines Heimatdorfes Montuïri und enger Vertrauter von Landesministerpräsidentin Marga Prohen, sein Debüt als politischer Kopf der wichtigsten Wirtschaftsbranche auf den Balearen. Im Vorfeld seiner Deutschland-Reise stellte sich Minister Bauzà den Fragen von MM.
Mallorca Magazin:Herr Minister, mit welchen Gefühlen reisen Sie zur ITB?
Jaume Bauzà:Mit einer großer Erwartungshaltung. Es ist ja das erste Mal, dass ich an einer der größten und bedeutendsten Tourismusmessen der Welt teilnehme. Ich bin sehr daran interessiert, Fachleute aus der Tourismusbranche kennenzulernen, Unternehmen, Destinationen, Reisebüros und Dienstleister. Die Messe schafft ein Netzwerk für Kontakte mit Fachleuten aus der Tourismusbranche, von dem ich sicher bin, dass es den Balearen eine weltweite Sichtbarkeit verschaffen und die Aufmerksamkeit potenzieller Kunden und Geschäftspartner auf sich ziehen wird.
MM:Was sind Ihre Erwartungen für die Tourismussaison 2024?
Bauzà:In den vergangenen Jahren haben wir festgestellt, dass sich die Tourismussaison immer mehr verlängert. Tatsächlich sind bereits 20 Prozent der Hotelanlagen ganzjährig geöffnet. Das ist doppelt so viel wie in der vorherigen Saison.
MM:Was gedenken Sie mit den Einnahmen aus der Urlauberabgabe, der Ecotasa, zu tun?
Bauzà:Die Abgabe soll wieder ihrem ursprünglichen Sinn zugeführt werden: Sie soll eine Steuer mit dem finalem Zweck sein, ausschließlich für Investitionen in die Modernisierung des Tourismussektors und in Projekte der ökologischen Nachhaltigkeit verwendet zu werden, wobei die Mittel nach territorialen Kriterien verteilt werden, die die ganzen Inseln oder auch nur einzelne Gemeinden berücksichtigen.
MM:Gibt es eine Sättigung des Tourismus auf Mallorca?
Bauzà:Ich würde nicht von Sättigung in absoluten Zahlen sprechen, aber es stimmt schon, dass die große Zahl an Urlaubern zu bestimmten Zeiten, an bestimmten Orten und unter bestimmten Umständen unangenehme Situationen hervorruft. Die Tatsache, dass die Urlauber dies meist nicht als solche wahrnehmen, ist eine der negativen Begleiterscheinungen des Tourismus, die wir in den Griff bekommen und bewältigen müssen.
MM:Sollte die Zahl der Touristen limitiert werden?
Bauzà:Statt Grenzen zu setzen, setzen wir uns für ein Gleichgewicht ein, das eher die Qualität als die Quantität berücksichtigt. Es ist logisch, dass das Wachstum nicht unbegrenzt sein kann, denn unsere Region ist es aus geografischer Sicht auch nicht, aber wir können darauf hinarbeiten, dass das Angebot, das wir haben, an Qualität gewinnt.
MM:Die Hoteliers machen die private Ferienvermietung sowie illegale Anbieter für die Überfüllung verantwortlich. Teilen Sie deren Ansicht?
Bauzà:Teilweise. Die touristische Vermietung ist ein sehr wichtiger Wirtschaftszweig für unsere Region, der sich voll und ganz der Nachhaltigkeit und der Kreislaufwirtschaft verschrieben hat. Die private Ferienvermietung hat einen deutlichen Multiplikatoreffekt für die Wirtschaft, indem sie die Vorteile des Tourismus auf das Komplementärangebot verteilt. Was uns Sorgen bereitet, ist das illegale Angebot an Ferienunterkünften, das nicht nur einen unlauteren Wettbewerb darstellt, sondern auch andere Probleme wie steigende Preise, Wohnungsmangel und den Verlust der lokalen Authentizität mit sich bringt.
MM:Wie kann das Problem des Exzess- und Partytourismus an der Playa de Palma und in Magaluf gelöst werden?
Bauzà:Auf verschiedenen Ebenen. Erstens am Zielort durch Sensibilisierungskampagnen, bei denen wir die Zusammenarbeit mit den ausländischen Konsulaten suchen. Und zweitens durch das Dekret über verantwortungsvollen Tourismus, an dessen Modifizierung wir arbeiten, um es umsetzbarer zu machen.
MM:Werden Sie sich weiterhin auf die Saisonentzerrung konzentrieren?
Bauzà:Zweifellos. Das ist eines unserer Ziele in dieser Legislaturperiode. Wir wollen den Besuchern alternative Erlebnisse bieten, vor allem in den Bereichen Kultur und Sport.
MM:Wird es eines Tages mehr US-amerikanische als deutsche Urlauber auf Mallorca geben?
Bauzà:Ich weiß nicht, was in der Zukunft passieren wird, aber ich bin mir sicher, dass die Balearen weiterhin das bevorzugte Ziel für deutsche Touristen sein werden, die wir sehr zu schätzen wissen.
MM:Einige Reiseziele in Spanien haben bereits mit Wassermangel zu kämpfen, wie kann Mallorca dem entgegenwirken, vor allem in der Hochsaison?
Bauzà:Das ist in der Tat ein Problem, mit dem wir in unserer Region bereits konfrontiert sind. Deshalb wird eines der Ziele, für die die Mittel aus der Steuer für nachhaltigen Tourismus verwendet werden, der Aufbau eines Wasserkreislaufs sein, damit die Gemeinden marode Leitungen reparieren und Kampagnen zum verantwortungsvollen Trinkwasserverbrauch umsetzen können.
Die Fragen stellte Patrick Czelinski
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