Eines der wichtigsten Argumente, mit denen sich Vertreter des Ferienvermietungssektors seit Jahren gegen eine übermäßige Limitierung der Branche zur Wehr setzen, lautet: Dank der Ferienvermietung profitieren nicht mehr nur die Hoteliers vom Tourismus, sondern auch ganz normale Bürger. Leute, die in irgendeinem mallorquinischen Dorf ein Haus renovieren und dieses dann an Urlauber vermieten. Die wiederum kaufen dann im örtlichen Supermarkt ein, gehen im Restaurant um die Ecke essen und lernen Mallorca viel besser kennen, als jemand, der im Hotel abgestiegen ist und dieses nur verlässt, um sich an den Strand zu legen.
Mit den Worten von Antoni Barceló, dem Vorsitzenden des Ferienvermieterverbandes Habtur, klingt das folgendermaßen: „Bei uns steigen zu 80 Prozent Familien ab, die ganz bewusst nicht ins Hotel wollen.” Wer seinen Urlaub in einem Ferienhaus oder einer Ferienwohnung verbringt, der gebe im Schnitt deutlich mehr Geld auf der Insel aus als ein Hotelurlauber. „Die meisten haben lediglich die Unterkunft gebucht”, sagt Barceló. Bei allem anderen profitiere dann die lokale Wirtschaft. „Wir leisten einen wichtigen Beitrag. Die Einnahmen durch den Tourismus werden auf diese Weise viel breiter gestreut.” Es profitierten nicht nur die immergleichen 500 Hoteliers auf der Insel, sondern allein 10.000 Immobilienbesitzer, die sich durch die Ferienvermietung etwas dazuverdienen.
Dass die Ferienvermietung in Palma negative Auswirkungen auf den Mietmarkt habe, bestreitet er. „Wir reden hier über vielleicht 300 Wohnungen – von insgesamt 100.000. Der Anteil ist verschwindend gering.” Als Erklärung für die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt reiche das nicht aus. Er sieht vielmehr die politischen Entscheidungsträger in der Pflicht, mehr Bauland auszuweisen und den öffentlichen Wohnungsbau voranzutreiben.
Die Hauptkritik, die der Verband vorzubringen hat, richtet sich gegen das derzeitige Prozedere zur Reduzierung der touristischen Plätze auf der Insel. Mit der Verabschiedung des neuen Tourismusgesetzes hat die Balearen-Regierung nun erstmals eine Rechtsgrundlage für die Senkung der absoluten Zahl der Gästebetten geschaffen. Dadurch soll die Zahl der Urlauber, die auf die Inseln kommen, gedeckelt werden und nicht weiter ansteigen. Durch die Regelung seien 90.000 touristische Plätze in Ferienunterkünften in Gefahr, sagt Barceló. „Es kann nicht sein, dass ganz allein unsere Branche für die Reduzierung des Angebots verantwortlich sein soll.”
Derzeit gibt es auf Mallorca 119.081 Plätze in Ferienhäusern und -wohnungen (wie viele illegale es außerdem noch gibt, weiß niemand), sowie 309.405 Plätze in Hotels. Bislang war es möglich, weitere Plätze aus der sogenannten Bettenbörse zu erwerben. Im Falle von Einfamilienhäusern kosteten diese 3500 Euro, ebensoviel wie im Falle von Hotels. Pro Platz in einer in einem Mehrfamilienhaus gelegenen Wohnung lag der Preis bei 900 Euro.
Seit der Verabschiedung des neuen Tourismusgesetzes gilt nun ein Moratorium, es werden keine neuen touristischen Übernachtungsplätze mehr vergeben. Da Ferienvermietungslizenzen ihre Gültigkeit verlieren, falls die Immobilie über einen längeren Zeitraum nicht mehr vermietet oder gar verkauft werden sollte, ist damit zu rechnen, dass das Angebot in diesem Sektor sinken wird. „Das betrifft aber nur Lizenzen, die vor 2017 vergeben wurden”, sagt Joan Gaspar vom Inselrat. Damals gab es diese noch gratis.
(aus MM 27/2022)
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