Pedro Marín in seinem Hotel Playa Golf am Ballermann 6: Er möchte mehr "Qualitätstouristen" anziehen, wie er sagt. Also weniger Sangría, mehr Champagner. | Patricia Lozano

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Die drei, vier deutschen Mittzwanziger bringen Pedro Marín zum Lachen. Sie haben sich schon wieder eine Sonnenbrille von einem afrikanischen Straßenhändler andrehen lassen. „Alter, wie viele wollen wir noch kaufen?”, fragt der eine die anderen. Pedro Marín sitzt drei Meter entfernt von dem Getöse in einem Restaurant an der Playa de Palma auf Mallorca und sagt: „Diese Urlauber möchte ich nicht.” Und doch ist er gerade jetzt auf sie angewiesen.

Pedro Marín führt das Vier-Sterne-Hotel Playa Golf, von dem aus Gäste in zwei Gehminuten im Bierkönig sind. Die Schinkenstraße, offiziell Carrer Pare Bartomeu Salva, erreichen sie in 30 Sekunden. Aber nur, wenn sie nicht noch eine gelbe Plastik-Sonnenbrille mit 100 Jahren Garantie auf der Straße kaufen. Das Playa Golf ist eines von rund 100 Hotels an der Playa de Palma.

Mehr mallorquinisches Familienunternehmen geht nicht

Maríns Großvater eröffnete die Unterkunft 1970, sein Vater Francisco übernahm sie in den 80er Jahren. Pedro Marín ist seit 2005 neuer Direktor. Sein jüngerer Bruder Mario führt das dazugehörige Restaurant in erster Meereslinie. Maríns Schwester Patricia ist Finanzdirektorin. Mehr mallorquinisches Familienunternehmen geht nicht.

44 Jahre ist Pedro Marín alt, seit 30 Jahren arbeitet er im Playa Golf. Als er mit 14 Jahren Koffer schleppte, war das eine Strafe. „Ich war nicht der beste Schüler”, sagt er und trinkt einen Schluck Wasser. Das Meer ist von dem Restaurant, in dem er gerade sitzt, in Sichtweite. Maríns Ansprüche sind mit all den Jahren, in denen er besonders deutsche Urlauber an der Playa de Palma ankommen, feiern und abreisen sah, gewachsen. Er will, dass die Gegend schicker wird, will Champagner statt Sangría. Dafür sieht er gerade jetzt in der Corona-Pandemie den Moment gekommen.

Pedro Marín sitzt in einem Restaurant, das zu seinem Hotel Playa Golf gehört.

Vor sechs Jahren gründete er die Marke Palma Beach mit. Sie vereint Hotels und Restaurants an der Playa de Palma. Palma Beach will „Qualitätstouristen” anziehen, indem Unterkünfte attraktiver und teurer werden. Den Machern widerstreben Urlauber, die in einem Zwei-Sterne-Hotel absteigen, drei Tage saufen und nur drei Straßen der Insel sehen. Genau genommen die Schinkenstraße, Bierstraße und deren Verbindungsstraße.

„Ich amüsiere mich auch gerne. Wir wollen Partys mit Stil”

Aber Achtung, Pedro Marín will nicht falsch verstanden werden: „Ich amüsiere mich auch gerne. Wir wollen Partys mit Stil.” Damit meint Marín, dass die Menschen nicht mit einem Eimer Sangría und bunten Strohhalmen auf der Strandmauer hocken, sondern in Restaurant-Sesseln sitzen und Champagner trinken.

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Da wegen Corona Abtanzen in Feiertempeln wie Bierkönig und Mega-Park nicht möglich ist, ist das Konzept dieses Jahr ein anderes. Derzeit ist nur möglich, im Sitzen und mit wenigen – derzeit vier – Leuten in Bars oder Restaurants zusammenzukommen. Das kommt Pedro Marín entgegen. „Jetzt ist ein großartiger Zeitpunkt, etwas zu ändern.”

Bierkönig und Mega-Park sollen sich in Biergärten Münchner Art verwandeln

Doch die Initiative Palma Beach ist auf Mega-Park und Bierkönig mit ihrem guten Marketing angewiesen. Sie bindet die beiden Big Player der Playa ein. Der Wunsch: Sie sollen sich in Biergärten, so wie es sie in München gibt, verwandeln. „Die sind fantastisch”, sagt Marín. „Unsere Botschaft an die Urlauber ist: Ihr könnt kommen, euch vergnügen, aber nicht saufen, bis ihr nicht mehr wisst, wer ihr seid.”

Der Bierkönig hat wieder geöffnet – unter strengen Corona-Auflagen.

Dass es Jahre dauern kann, bis sich etwas verändert, weiß Pedro Marín. Seit vier Jahren wartet er auf vom Rathaus versprochene neue Laternen an der Strandpromenade. Maríns Vater war 15 Jahre lang Präsident des Hotelverbandes der Playa de Palma, ehe er 2018 entnervt hinwarf. Die Stadt Palma habe Straßen, Plätze, Kanalisation nie modernisiert. Hingegen hätten Hoteliers Millionen in ihre Übernachtungsbetriebe investiert.

Dauert die Sommersaison wirklich bis Dezember?

Auch Sohn Pedro ist sauer auf die Politik. Dass Politiker sagten, die Sommersaison könne bis Dezember dauern, sei eine Lüge. „Fluggesellschaften werden im Herbst weniger Flüge anbieten”, sagt Pedro Marín. Immerhin sollen an der fünf Kilometer langen Playa de Palma bis Juni zu 40 Prozent der Hotels öffnen.

Für Maríns Hotel Playa Golf wäre es ein Erfolg, bis Oktober 70 Prozent der Betten zu belegen. Dieses Jahr bietet dem Hotelier wieder eine Perspektive, Menschen lassen sich gegen das Virus impfen. Das war im Vorjahr noch nicht möglich und zahlreiche Hotels hatten wegen der erneuten deutschen Reisewarnung nur bis Ende August offen.

An der Playa de Palma ist das Leben zurück

Auch wenn es nicht die Urlauber sind, die Pedro Marín möchte: Die lärmenden Mittzwanziger, die sich mittlweile verzogen haben, zeigen dem Mallorquiner, dass Leben zurück ist. Nicht viel, aber ein bisschen. Was die Jungs geredet haben, hat Marín verstanden. Er hat Deutsch gelernt, als er vier Monate in Murnau in Oberbayern und drei in Freiburg lebte. In Wintermonaten arbeitete er insgesamt sechs Jahre in Hotels in Innsbruck. Für sein Hobby, Snowboarden, waren Schwarzwald und Alpen prädestiniert.

Doch Pedro Marín ist immer wieder zurückgekehrt in seine Heimat. An die Playa, die er mit seinen Mitstreitern zur attraktivisten Urlaubsregion Europas machen will. Auf Mallorca wuchs Marín auf, hier gehört er hin, hier wohnt er mit seiner Partnerin, einer Argentinierin. Sie sind seit 14 Jahren zusammen, haben einen Sohn und eine Tochter, die acht und drei Jahre alt sind. Ob einer von beiden Hotelier wird? Oder beide? „Da mische ich mich nicht ein”, sagt Pedro Marín. Die Kinder sollten aber wissen, dass sie dann ihr ganzes Leben dem Job widmen.