Eigentlich sieht es in dem Zimmer wie in einem x-beliebigen Drei-Sterne-Hotel aus: Die Betten sind stabil, ein Fernseher ist da, es gibt reichlich Platz für den Koffer, in der wohlgefüllten Badewanne fühlt man sich wohl. Sogar Duschgel fehlt nicht.
Doch anders als in einem normalen Hotelzimmer hängt im Santuari Lluc nicht irgendein Foto an der Wand, sondern ein Bildnis der gekrönten Jungfrau Maria mit ihrem Kinde. Und wenn man in dem speziellen Trakt mit Waldblick auf den Gang hinaustritt, ist die Dekoration ähnlich katholisch gelagert. Der Blick hinaus über den Innenhof auf die Kirche mit der Aufschrift „Ave Maria” zeigt auf, dass dies hier kein Null-achtfünfzehn-Ort ist.
Es ist ein Ort zum Zu-sich-Selbst-Kommen in mystischer Stille, wie das Santuari auf seiner Homepage den potenziellen Gästen selbst mitteilt. Man geht hier vorzugsweise in den Wald, der so dicht ist und so märchenhaft daherkommt, als würden einem die sieben Zwerge gleich alle auf einmal entgegentrollen. Übernachten kann man hier das ganze Jahr.
Wer in Lluc absteigt, muss sich selbstredend vorher anmelden. Das geht online ( www.lluc.net ) oder am Telefon (971-871525). Wer Resident ist und das mit einem Zertifikat seiner Melde-Gemeinde nachweist, bekommt einen Rabatt von 15 Prozent. Für ein Doppelzimmer werden dann knapp über 60 Euro fällig, das durchaus reichhaltige Frühstück nebst Orangensaft und Joghurt-Müsli in dem Restaurant „S’Amitger”, das vor dem Eingang zu dem wuchtigen Komplex liegt, ist inklusive. Auch für eine weitere Mahlzeit kommt man in den Genuss eines Preisnachlasses von 15 Prozent. Das Auto kann getrost auf den gebührenpflichtigen Parkplatz gestellt werden, man bekommt an der eher versteckt gelegenen Rezeption für vier Euro eine Karte, die man bei der Ausfahrt in den Automaten stecken kann.
Lluc! Wohl nur die Kathedrale von Palma ist ähnlich heilig wie dieser mitten in der Tramuntana in 525 Meter Höhe im Stillen gelegene und von Bergen umkränzte Komplex, den man von Inca aus auf einer malerischen Serpentinenstraße erreicht. Bereits kurz nach der Eroberung durch König Jaume im 13. Jahrhundert wurden hier religiöse Gebäude errichtet, 300 Jahre später kam der Knabenchor „Blauets” hinzu. Wer zu seinen Mitgliedern gehörte, gilt was auf Mallorca.
Auch am Tag des MM-Aufenthalts sind die in blaue Gewänder gekleideten Jungen aktiv. Selbst in der Ferne im Wald hört man sie, wie sie engelsgleich kirchliche Gesänge von sich geben. Das Ganze verleiht dem abgeschiedenen Ort eine schwer zu fassende Entrücktheit.
Diese könnte man noch tiefer in sich hineinwirken lassen, wenn die Leitung des Heiligtums den zum Komplex gehörenden Swimmingpool im Sommer allein für Zimmergäste und Benutzer des angrenzenden Campingplatzes freigeben würde. Doch hier darf jeder für drei Euro pro Nase rein, so dass es gerade wegen vieler anwesender Kinder sehr laut werden kann.
Ungeachtet dessen kommt man in Lluc zur Ruhe, wenn man sie sucht. Wanderwege gibt es mehr als genug. Wenn es nicht mehr ganz so heiß ist, etwa im September oder Oktober, wenn die Blätter langsam gelb werden und es nicht mehr allzu trocken ist, dürfte das mystische Erlebnis einen womöglich noch ungleich intensiver berühren.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.