Björn Spaude: Mein Ziel war von Anfang an das Management. Als ich beim Vorstellungsgespräch im Hamburger Hotel Vier Jahreszeiten dem Direktor aber nach einer rhetorischen Pause sagte, dass ich eines Tages gerne an seiner Stelle sitzen würde, riet er mir, unten loszulegen, wenn ich oben ankommen wolle. Der Weg von der Pike auf begann deswegen in der Küche. Man muss aber dazu sagen, dass das Haus damals die Nummer eins in Europa und die Nummer zwei weltweit war. Die Ausbildung führte auch in den Service oder in den Weinkeller und beinhaltete diverse Praktika. Später folgten Stationen weltweit und ein Studium.
MM: Haben Ihre Mitarbeiter auf der Insel eine ebenso gute Grundlage?
Spaude: Statt der dualen Ausbildung gibt es hier die Hotelfachschulen, die Universität und eine gehobene Gastronomie. Die Vorbildung ist aber nicht immer das Entscheidende. Noch wichtiger sind Eigenschaften wie Teamfähigkeit und die Bereitschaft, ein guter Gastgeber zu sein. Beim kleinen, aber doch unglaublich großen Schritt auf fünf Sterne plus helfen wir intern und extern mit systematischen Weiterbildungsplänen.
MM: Sie wurden von der Fachzeitschrift "Connoisseur Circle" als "Best Hospitality Hideaway" weltweit ausgezeichnet. Was bedeutet der Preis für Sie?
Spaude: Er zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg dazu sind, auch über die Insel hinaus zum führenden Haus zu werden. Das Team hat in nur vier Jahren Top-Arbeit geleistet. Dem Gast wollen wir schon bei der Buchung und der damit verbundenen Korrespondenz ein positives Erlebnis bieten. Spätestens, wenn er bei uns durchs Tor fährt und in Empfang genommen wird, soll er das Gefühl bekommen, nicht nur die richtige Entscheidung getroffen zu haben, sondern die beste.
MM: Inwieweit ist das Hotel ein Steckenpferd von Inhaber Klaus-Michael Kühne und seiner Frau Christine?
Spaude: Sie haben sich ins Haus verliebt und bringen sich mit Engagement und Herzblut ein. Weitsichtige Entscheidungen gab es zum Beispiel bei der Mischung zwischen klassischen und modernen Einrichtungselementen zwischen den historischen Mauern. Oder auch bei der Landschaftsgestaltung mit einem wilden Naturgarten, einem landwirtschaftlich genutzten Bereich und einer Parkanlage im maurischen Stil. Auch die Auswahl von Küchenchef Fernando Pérez Arellano hat das Ehepaar Kühne persönlich getroffen.
MM: Die zwei Sterne haben offenbar noch mehr Glanz mit sich gebracht.
Spaude: Vielleicht schaffen wir den dritten. Hier im abends geöffneten Restaurant Zaranda kann Fernando voll seine Kunst und Kreativität ausleben. Dass an den Tischen bis zu 60 Prozent Hausgäste sitzen, hilft bei der Auslastung und macht das Projekt rentabel. Reservieren sollte man möglichst frühzeitig, auch wenn es manchmal noch einen Platz von einem Tag auf den anderen gibt. Aber auch das Tagesrestaurant Olivera unter der Leitung von Küchenchef Pep Forteza Bauzá ist einen Besuch wert. Hier bieten wir auch für externe Gäste ein Drei-Gänge-Mittagsmenü zum Preis von 30 Euro.
MM: Darf man sich 2017 wieder auf einen Gourmet Grand Prix mit den besten Köchen der Insel freuen?
Spaude: Wir waren mit dem Event beide Male hochzufrieden, haben in diesem Jahr aber schon an vier Terminen das Haus komplett mit Hochzeiten belegt. Außerdem wollen wir die Kräfte bewusst auf drei große Events mit klassischer Musik fokussieren.
MM: Wie kommen Sie als kleines Haus mit 38 Zimmern gegen die großen Ketten an?
Spaude: Die Markenbindung lässt nach. Heute fliegt man nicht mehr nach Berlin, um in einem bestimmten Hotel zu übernachten. Aber vielleicht schaffen wir es, mit dem Castell Son Claret eine eigene Mini-Destination auf Mallorca zu kreieren. Die Buchungszahlen für 2017 sind jedenfalls sehr vielversprechend. Sehr hilfreich ist natürlich auch die Mitgliedschaft im Qualitätsnetzwerk "Leading Hotels of the World". Und wir setzen stark auf persönliche Kontakte zu Premium-Reisebüros, die auch Concierge-Dienste anbieten.
MM: Welches Potenzial sehen Sie generell für das Luxus-Segment auf Mallorca?
Spaude: Allein in diesem Jahr werden in Palma fünf Hotels der gehobenen Kategorie eröffnet. Die Möglichkeiten für den Gast werden also immer größer. Auch hier im Südwesten sind wir gut an die Inselhauptstadt angebunden. Kultur und Gastronomie lassen sich also ideal mit Aktivitäten wie Golf, Radsport oder Wandern verbinden. Wir wollen Präsenz zeigen und öffnen daher neun Monate bis Ende Oktober oder Anfang November.
Mit Erfolg auch in der Nebensaison?
Spaude: Ja, aber das Flugangebot ließ in diesem Winter etwas zu wünschen übrig. Unter anderem, weil 20.000 von der Stiftung Palma 365 subventionierte Sitzplätze weggefallen sind. Mallorca war auch Nutznießer der Krisen im östlichen Mittelmeerraum. Es wäre falsch, jetzt in Selbstzufriedenheit zu verfallen.
MM: Wie wichtig ist das Marketing für die Hotellerie?
Spaude: Uns hilft vor allem auch die Medienpräsenz. Diese Woche wurden wir etwa von der britischen "Times" zu den wichtigsten Plätzen der Insel gezählt. Außerdem waren wir im Rahmen einer WDR-Reihe prominent vertreten, und eine Auskopplung wurde mehrfach in den deutschen Regionalprogrammen wiederholt. Manchmal werde ich sogar am Flughafen von Fremden darauf angesprochen. Wir sind auch offen dafür, uns mit anderen zusammenzutun, um gastronomisch oder kulturell verstärkt für "das andere Mallorca" zu werben. Diesen Weg geht ja auch die Balearen-Regierung.
ZUR PERSON BJÖRN SPAUDE
Der 51-jährige Hamburger begann seine Laufbahn nach dem Abitur mit einer Kochlehre im Hamburger Hotel Vier Jahreszeiten, wechselte anschließend an die Rezeption und ins Management, bevor er ein einschlägiges Studium absolvierte. Er absolvierte Stationen im Hotel Intercontinental in London, im Four Seasons New York, bei den Peninsula Hotels sowie bei Kempinski, wo er unter anderem das Beijing Lufthansa Center eröffnete. Fünf Jahre lang arbeitete er unter dem Dach des TUI-Konzerns als Marketingleiter von Iberotel, wechselte dann zu Ritz Carlton nach Wolfsburg und machte sich dann als Hotelberater und Projektentwickler selbstständig. Nach zwölf Jahren kam 2014 überraschend die Gelegenheit, das Castell Son Claret zu übernehmen. Ein "Geschenk" und ein "einmaliges Haus", das Spaude dazu motiviert hat, noch einmal ins operative Geschäft einzusteigen.
(aus MM 14/2017)
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