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Palma de Mallorca ist heute bei vielen Touristen auch als Shopping-Destination begehrt. Einkaufen in und um die Stadt herum gehören zum Urlaub dazu wie Sonne, Strand und Meer. Und natürlich haben auch die Einheimischen und Residenten Einkaufsbedarf. Für die traditionellen Einzelhandelsgeschäfte, Läden und Märkte auf der Insel ist es wiederum jetzt mehr als vier Jahrzehnte her, dass sie erstmals mit der neuartigen Konkurrenz der großflächigen Warenhäuser, Supermärkte und Einkaufszentren konfrontiert wurden.

Wie Germà Ventanyol in einem Bericht für die spanische MM-Schwesterzeitung Ultima Hora recherchierte, öffnete das erste große Warenhaus auf Mallorca im Jahre 1972 seine Pforten. Es handelte sich um die Niederlassung der US-Kaufhauskette Woolworth, die in einem Bau am Schildkrötenbrunnen in Palma errichtet wurde, just an der Stelle, an der sich früher der Bauernhof Granja Reus befand. Das Kaufhaus machte ein Novum auf Mallorca publik: Rolltreppen, die von einem Stockwerk zum nächsten führten. Nahezu die ganze Insel strömte nach und nach in den Konsumtempel, um sich auf dem Fließband hinauf- und hinabgleiten zu lassen. Woolworth hielt sich bis 1980 in Spanien. Dann wurden die Filialen geschlossen, 1983 zog das niederländische Bekleidungsunternehmen C&A in das Haus ein und ist dort bis heute ansässig.

Woolworth war nur zwei Jahre lang der Platzhirsch in Palma. Ende Oktober 1974 nahmen wenige Meter entfernt die Galerías Preciados den Betrieb auf. Das Kaufhaus in der Avinguda Jaime III. bot für damals Superlativen: 30.000 Quadratmeter Verkaufsfläche und 700 Arbeitsplätze. Die Galearías Preciados wurden 1995 vom der spanischen Kaufhausgruppe El Corte Inglés übernommen.

Der erste großflächige Supermarkt auf grüner Wiese vor der Stadt startete 1974. Es handelte sich um die französische Kette Hiper, die 1973 nach Spanien gelangte. Der Hiper von Palma entstand an der General-Riera-Straße. Die Kunden fanden dort unzählige Parkplätze und ein riesiges Warenangebot. Wie bereits in den USA begannen die Menschen, ihre Großeinkäufe für die kommende Tage am Wochenende zu organisieren. "Ir de hiper", zum Hiper gehen, wurde sowohl zum Synonym für einkaufen gehen als auch zur Hiobsbotschaft für den kleinen und mittleren Einzelhandel.

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Der Hiper, in dessen Nähe später die Ringautobahn errichtet wurde, wandelte sich vom Namen her zunächst zum Pryca und 1999 zum Carrefour. 1982 entstand zudem in Coll d'en Rebassa an der Flughafenautobahn ein weiterer Mega-Supermarkt Continente, der mit seinen 28.000 Quadratmetern im Jahre 1999 ebenso wie Pryca zum Carrefour fusionierte.

Weitere Einkaufszentren entstanden 1993 mit dem Alcampo an der Autobahn nach Inca (25.900 Quadratmeter) und 1995 mit dem Porto Pi am Hafen von Palma, das mit knapp 59.000 Quadratmeter etwa doppelt so groß ausfiel wie alles bislang Dagewesene.

Gut 20 Jahre war der Zustand damit in Palma stabil, doch die Zukunft wird wohl zwei weitere Mega-Verkaufsflächen bringen: Bei Carrefour an der Flughafen-Autobahn entsteht derzeit das Einkaufszentrum S'Estada. Es soll 65.000 Quadratmeter umfassen und 120 Geschäfte bieten. Die Investition beträgt rund 160 Millionen Euro. Eröffnet werden soll das Zentrum 2016. Gleiches wird über das geplante Einkaufszentrum Palma Springs an der Playa de Palma bei Ses Fontanelles mitgeteilt, das bis Ende 2016 fertig werden soll. Auch hier werden bis zu 200 Markengeschäfte sowie Kinosäle angekündigt, auf 70.000 Quadratmetern. Investitionen 225 Millionen Euro.

Unterdessen haben sich die politischen Aussichten für Großgeschäfte derzeit wieder verfinstert. Denn die Linksparteien, die bei den Wahlen die Mehrheit erlangten, denken bereits über ein Moratorium für große Verkaufsflächen nach. Zum Schutz des kleinen und mittelständischen Einzelhandels.

(aus MM 24/2015)