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Keine andere Airline verbindet Mallorca das ganze Jahr über so intensiv mit Deutschland: Ungeachtet der Marktführerschaft hat  Air Berlin mit roten Zahlen zu kämpfen; begrüßt aber bald auch den 80-millionsten Passagier. MM sprach mit Vertriebsvorstand  Götz Ahmelmann.

Mallorca Magazin: Wie zufrieden sind Sie mit dem Mallorca-Geschäft 2014?

Götz Ahmelmann: Ich bin nicht unzufrieden mit unserer Performance. Wir haben unsere Marktführerschaft weiter behauptet und Mallorca bleibt eines unserer wichtigsten touristischen Ziele. Unsere Auslastung ist ganzjährig in einem guten Bereich gewesen. Was uns besonders freut: Die Nachfrage hat sich gerade in den tendenziell buchungsärmeren Monaten Oktober, November und Dezember im Vergleich zum Vorjahr positiv entwickelt.

MM: Wie viele Fluggäste haben Sie auf Ihren Routen von und nach Mallorca befördert?

Ahmelmann: 2013 sind rund 6,55 Millionen Fluggäste mit uns von und nach Mallorca geflogen. Wir rechnen damit, dass wir in diesem Jahr leicht darunter liegen werden. Bald werden wir zusammen mit der spanischen Flughafen-Betreibergesellschaft Aena übrigens den 80.000.000 Passagier der Air-Berlin Group der vergangenen 20 Jahren willkommen heißen. Das ist eine Zahl, die meiner Meinung nach für sich spricht.

MM: Welche Bedeutung hat Mallorca für Air Berlin?

Ahmelmann: Mallorca ist aus unserem Streckennetz nicht wegzudenken - und dies bereits seit 35 Jahren. Wir sind stolz darauf, dass wir als Airline einen nicht unerheblichen Anteil daran hatten, den Tourismus auf der Insel mit aufzubauen und werden weiter daran festhalten, als wichtigste Fluggesellschaft auf dem Flughafen Palma de Mallorca jährlich Millionen von Gästen auf die Insel zu bringen und ganzjährig Mobilität zu ermöglichen.

MM: Hat die Konkurrenz auf den Mallorca-Routen eher zugenommen oder abgenommen?

Ahmelmann: Die Konkurrenz gerade aus dem Low-Cost-Bereich hat grundsätzlich zugenommen. Die Mallorca-Strecken bilden hier keine Ausnahme. Wir sind aber überzeugt, dass wir uns auch in einem noch wettbewerbsintensiveren Umfeld weiter behaupten werden. Wir sind die einzige Airline, die ganzjährig mit einem so umfangreichen Mallorca-Flugangebot an den Start geht. Wenn Sie sich den Flugplan unserer Mitbewerber im Winter anschauen, sehen Sie, dass sie im Vergleich zu uns nur einen Bruchteil der Fluggäste auf die Insel fliegen.

MM: Wie viele Direktverbindungen zwischen Mallorca und Deutschland, Österreich, Schweiz sehen Ihre Planungen für den Sommerflugplan 2015 vor?

Ahmelmann: Auf vereinzelten Strecken wie zum Beispiel von München, Nürnberg, Paderborn oder Zürich nach Mallorca gibt es im Sommer 2015 mehr Flüge und mit Bratislava kommt sogar ein neues Ziel hinzu. Insgesamt bleibt die Anzahl der Flüge mit bis zu 440 wöchentlichen Nonstopflügen von Deutschland, Österreich und der Schweiz während der Hochsaison auf einem hohen Niveau. Nichtsdestotrotz haben wir im Zuge der Neuausrichtung unseres Netzwerks auch bei unseren Mallorca-Flügen Anpassungen vorgenommen und hatten im Vorjahr während der Hochsaison gut 50 Nonstopflüge mehr.

MM: Wie bewerten Sie das Flugprogramm zwischen Mallorca, Deutschland und den Alpenländern im aktuellen Winterflugplan im Vergleich zum vergangenen Winterflugplan?

Ahmelmann: Wir bewegen uns mit mehr als 170 wöchentlichen Flügen von Deutschland, Österreich und der Schweiz nach Palma auf einem weitgehend stabilen Niveau im Vergleich zum Vorjahreswinter, haben aber auf der anderen Seite die Kapazität leicht erhöht und bieten daher mehr Sitze an.

MM: In den deutschen Medien reißen die Meldungen nicht ab, dass Air Berlin immer tiefer in die roten Zahlen rutscht. Wie schlimm steht es?

Ahmelmann: Air Berlin wird auch in Zukunft ein starker Player in Europa sein, der den Wettbewerb mit attraktiven Angeboten vorantreibt. Dies ist im besten Interesse unserer jährlich mehr als 30 Millionen Fluggäste, aber auch der gesamten Branche. Unser Ziel ist es, bald zurück in die Gewinnzone zu gelangen.

MM: Wie wollen Sie das schaffen?

Ahmelmann: Wir haben uns ein umfassendes Restrukturierungsprogramm auferlegt, in dem wir alles auf den Prüfstand stellen. Bis 2016 wollen wir das Ergebnis um 400 Millionen Euro verbessern. Rund 60 Prozent davon wollen wir durch Einsparungen, Effizienzgewinne und einen Umbau des Streckennetzes erreichen. Eine wichtige Rolle spielt auch die Intensivierung der Zusammenarbeit mit unseren Partnern innerhalb der One-World-Allianz sowie mit Etihad Airways.

MM: Ist auch ein Stellenabbau vorgesehen?

Ahmelmann: Wir werden punktuell noch weitere Personalanpassungen in der Verwaltung und am Boden vornehmen und ungefähr 200 Stellen abbauen. Es ist uns wichtig, dass dies sozialverträglich geschieht, indem beispielsweise frei werdende Stellen nicht mehr neu besetzt werden. Insgesamt haben wir seit Aufnahme des Sparprogramms 900 Stellen abgebaut.

MM: Ist auch der Standort Palma de Mallorca davon betroffen?

Ahmelmann: Derzeit sind 160 Mitarbeiter für Air Berlin auf Mallorca tätig. Wir gehen davon aus, dass die Anzahl auch 2015 stabil bleibt.

MM: Sie planen, nur noch auf den Flugzeug-Typ Airbus zu setzen. Welche Vorteile bringt das?

Ahmelmann: Je weniger Komplexität eine Flotte aufweist - wir haben insgesamt 148 Flugzeuge -, je effizienter. Zum Beispiel wirkt sich einheitliche Flotte positiv auf die Wartungskosten aus. Auch die Piloten müssen dann nur noch auf Flugzeugtypen eines Herstellers geschult werden und können dadurch flexibler eingesetzt werden.

MM: Wie können Sie gewährleisten, dass der Spar- und Sanierungszwang bei Air Berlin nicht zulasten von Sicherheit und Qualität geht?

Ahmelmann: Im Bereich der Sicherheit gibt es für uns keine Kompromisse. Wir unterliegen hier äußerst strengen gesetzlichen Auflagen, die wir durch Maßnahmen zusätzlich flankieren. Und wir investieren in Qualität, indem wir zum Beispiel neue Sitze auf der Mittelstrecke einbauen werden, die unseren Gästen mehr Beinfreiheit geben.

MM: Die Abschaffung der Gratis-Sandwiches an Bord der Mallorca-Flüge wurde in sozialen Netzwerk zum Teil mit Häme kommentiert, etwa: die Brötchen seien ohnehin ungenießbar gewesen. Hatten Sie eine solche Reaktion erwartet?

Ahmelmann: Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, aber dann passt es doch gut, dass wir unser Angebot an Gourmetessen der Sylter Sansibar gerade erst wieder erweitert haben und jetzt noch mehr Sandwiches zur Auswahl bieten. Wir bleiben aber eine der wenigen Airlines, die für alle Gäste noch kostenfreie Getränke und Snacks auch auf der Kurz- und Mittelstrecke anbietet.

MM: Wohin werden sich die Preise für Mallorca-Flüge entwickeln? Pendler klagen, Tickets seien im Vergleich zu anderen Airlines zu teuer. Und dies bei relativ niedrigen Ölpreisen ...

Ahmelmann: Wir sind davon überzeugt, dass wir ein Produkt im Markt anbieten, das seinen Preis wert ist. Gerade für Pendler bieten wir mit unserem dichten Netzwerk ein vielfältiges Angebot an Flügen. Darüber hinaus kann ich nicht ganz nachvollziehen, dass Ticketpreise für Flüge immer wieder als zu hoch gesehen werden, und die Gäste auf der anderen Seite schnell einmal 70 Euro oder mehr für ein Taxi oder einen Mietwagen auf der Insel ausgeben. Da stimmt doch die Relation bisweilen nicht mehr ganz.

MM: Was empfehlen Sie?

Ahmelmann: Wer seinen Flug weiter im Voraus bucht, die Hochsaison oder Schulferien meidet, hat gute Chancen, ein Ticket zu einem günstigen Preis zu buchen. Im Laufe eines Jahres bieten wir außerdem immer wieder günstige Ticket-Verkaufsaktionen an. Im vergangenen Quartal ist die Durchschnittsmarge um vier Prozent gesunken - Tickets sind also günstiger geworden.

MM: Fliegt der typische Mallorca-Passagier eher mit Koffer oder nur mit Handgepäck?

Ahmelmann: "Pack light" ist ein Motto, was sich bei Reisen in klassische Urlaubsdestinationen wie Mallorca noch nicht ganz durchgesetzt hat. Ich bezweifle auch, dass sich dies in näherer Zukunft ändern wird. Bei Zielen wie Mallorca ist das eigentlich schade, denn gerade Palma-Stadt bietet ein tolles Shopping-Angebot.

MM: Wie sieht das Profil der Mallorca-Passagiere aus?

Ahmelmann: Da gibt es in Abhängigkeit von der Jahreszeit Schwankungen. Aufgrund der ganzjährigen Attraktivität der Insel sind Urlaubsreisende grundsätzlich immer in der Überzahl. Im Winter verschiebt sich dieses Bild etwas und der Anteil der Pendler nimmt zu und kann dann durchaus bei 35 Prozent oder mehr liegen. Am geringsten ist der Prozentsatz der Geschäftsreisenden, den ich ganzjährig mit fünf Prozent beziffern würde.

MM: Rentieren sich die Partnerschaft mit Etihad und die Kooperation in der One-World-Allianz?

Ahmelmann: Die Stärkung der Partnerschaften ist ein zentraler Baustein unserer Strategie und liefert konstant wertvolle Ergebnisbeträge für unser Geschäft. Derzeit bestehen mit 19 Fluggesellschaften weltweit Codeshare-Abkommen. Besonders hervorzuheben sind die Partnerschaft mit Etihad Airways sowie das Codeshare-Abkommen mit unserem One-World-Partner American Airlines. Allein 3000 Codeshare-Flüge pro Woche bietet Air Berlin zusammen mit Etihad Airways und 2400 wöchentliche zusammen mit American Airlines an. Seit Ende Oktober 2014 bieten wir zudem gemeinsam mit Alitalia 412 Codeshare-Flüge pro Woche zwischen Italien, Deutschland, Österreich und der Schweiz an. Für unsere Fluggäste eröffnet sich ein den gesamten Globus umspannendes Streckennetz, das seinesgleichen sucht, und ein nahtloses Umsteigen, Meilensammeln, Zugang zu Lounges sowie weitere Vorteile bietet.

MM: Luftverkehrsabgabe, Emissionshandel, Flughafengebühren, Kerosinsteuer - stellt die Bundesregierung die größte Gefahr dar für die Luftbrücke Deutschland-Mallorca?

Ahmelmann: Die deutsche Luftverkehrssteuer allein war mit mehr als 142 Millionen Euro im vergangenen Jahr eine riesige Belastung für Air Berlin. Jetzt sollen die Gebühren für die Deutsche Flugsicherung erhöht werden. Kein anderes Land macht das in diesem Ausmaß. Das ist wettbewerbsverzerrend. Wir wünschen uns im Interesse unserer mehr als 30 Millionen Gäste eine Politik, die dem Wunsch der Menschen nach bezahlbaren Flugreisen entspricht.

MM: Wann wird die erste Air-Berlin-Maschine aus Mallorca am neuen Flughafen Berlin-Brandenburg landen?

Ahmelmann: Wenn es nach uns ginge, schon lange! Die Berliner Flughäfen haben aber gerade erst offiziell verkündet, dass der BER im zweiten Halbjahr 2017 an den Start gehen soll. Bis dahin werden wir weiter zusammen mit unseren Partnern das Beste aus Berlin-Tegel herausholen und zählen die Monate und Tage bis zur Eröffnung des BER.

Die Fragen stellte Alexander Sepasgosarian.

(aus MM 52/2014)