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Jahrzehntelang präsentierte sich der historische Altstadtpalast Can Alomar an Palmas zentraler Platanenallee Borne als ausgemachter Schandfleck. Das Goldgelb der Sandstein-Fassade aus dem 19. Jahrhundert hatte sich unter einer rußgeschwärzten Schicht verborgen, so dass nicht wenige Passanten an der Flaniermeile der Meinung waren, das ehemalige Herrenhaus sei ursprünglich aus dunklem Stein errichtet worden.

Dann, Ende 2010, tat sich nach außen hin Sichtbares: Der weltgrößte Luxusmarkenkonzern Louis Vuitton Moët Hennessy (LVMH) eröffnete eine Niederlassung in Palma und ließ zumindest einen Flügel im Parterre des Gebäudes renovieren.

Dem Wandel waren einige Besitzerwechsel vorweg gegangen: Mal besaß eine Privatfrau Can Alomar, mal waren es Investoren, mal eine Bank. Noch früher hatten zudem ein Reisebüro und ein Geldinstitut in dem Bau residiert, das aber ist schon eine Ewigkeit her.

Die Preise für das Gebäude wuchsen mit jedem Besitzerwechsel in noch schwindelerregendere Höhen: War das Gebäude etwa im Jahre 2006 von einer katalanischen Investorengruppe für 24 Millionen Euro gekauft worden, zahlte im Jahr darauf eine Madrider Investmentfirma bereits 36 Millionen Euro für das Anwesen. Die Wirtschaftskrise, kombiniert mit der spanischen Immobilienblase und geplatzten Bankenkrediten, stutzten die Auswüchse des vermeintlichen Wertes offenbar wieder auf ein realistisches Maß herunter.

Seit wenigen Jahren nun ist ein schwedischer Unternehmer, der nicht genannt werden möchte, Hausherr in Can Alomar. Er vermietete das Erdgeschoss nicht nur an Ladengeschäfte für luxuriöse Markenartikel wie Vuitton und die nicht minder traditionsreiche Relojería Alemana, sondern er entschied auch, in den oberen Stockwerken des Hauses anstelle von edlen Privatwohnungen ein Luxushotel zu etablieren.

Dazu holte sich der Skandinavier als Mieter und Betreiber Miguel Conde ins Boot. Der katalanische Betriebswirt und Gebäudesanierer hat in Palma neue Maßstäbe gesetzt, als er begann, sich auch als Hotelier zu engagieren, um die von ihm modernisierten Altstadtpaläste mit Leben (und Rendite) zu füllen. 2011 startete er seine Unternehmungen auf Mallorca mit dem Can Cera (zwischen Rathaus und Sant-Francesc-Kloster gelegen), 2013 kam das Calatrava oberhalb der Stadtmauer hinzu. Conde wird sein Konzept vom Fünf-Sterne-Boutique-Hotel - klein, fein, urban - auch in Can Alomar umsetzen.

Derzeit arbeiten Handwerker an den letzten Details vor der Eröffnung am 1. Mai. Dann stehen den Gästen 16 Suiten zur Verfügung, dazu zwei Terrassen auf mittlerer Ebene (für Cocktails und Restaurant), eine Dachterrasse von 200 Quadratmetern samt Pool (sieben mal 3,5 Meter) sowie ein Aussichtsturm. "Das Hotel soll so etwas wie der Zweitwohnsitz sein, den sich jeder im Zentrum von Palma wünscht", sagt Conde.

Neben Urlaubern will der Betreiber insbesondere über das Hotelrestaurant einheimische Besucher anlocken. Chefkoch German de Bernardi werde hohe mediterrane sowie Nikkei-Küche offerieren, also die angesagte Fusion aus japanischer und peruanischer Küche. Der Menüpreis werde bei 30 Euro liegen.

Die Zimmer zum Übernachten kosten je nach Größe und Jahreszeit zwischen 250 und 500 Euro pro Nacht. "Das ist nicht billig, aber in Anbetracht der Qualität ist das auch nicht teuer", sagt Conde. Er schwört auf Palma als urbanes Ganzjahresziel mit mediterranem Flair. Die Nachfrage scheint ihm nicht Unrecht zu geben. Schon zur Eröffnung ist Can Alomar, wie seine Schwesterhotels, ausgebucht.