José María Jiménez: Wir halten uns wacker und weigern uns unterzugehen, ungeachtet all der Untiefen und Riffe, sprich Probleme und Hindernisse.
MM: Was sind das für Probleme?
Jiménez: Na, zum Beispiel die extrem hohen Liegeplatzgebühren in den Häfen der Balearen. Die lassen uns im Wettbewerb mit anderen Mittelmeer-Destinationen kaum bestehen.
MM: Warum sind die Liegeplätze hier so teuer?
Jiménez: Weil zum Beispiel unsere Branche in eigene Liegeplätze investieren muss, statt das Geld in moderne Boote stecken zu können. Hier in Palma brauchen weder die Fischer noch die Hafen-Ausflugsboote noch die großen Kreuzfahrtschiffe in Liegeplätze zu investieren. Nur wir, der Nautik-Charter, wurde gezwungen, seine eigenen Anlegestellen zu errichten. Das ist, so wurde uns im europäischen Verband gesagt, ein Unikum im Mittelmeer.
MM: Sie haben Ihre eigenen Liegeplätze bauen müssen? Was haben Sie da investiert?
Jiménez: Wir sind zehn Firmen, die sich in Palma direkt neben der Alten Mole zur "Lonja Marina Charter" zusammengeschlossen haben und 3,5 Millionen Euro investierten. Das Projekt begann 2009 und ist nun seit 2011 in Betrieb, auch wenn unsere Marina offiziell nie eingeweiht wurde. Insgesamt haben wir Platz für 104 Boote geschaffen. Und jedes Jahr zahlen wir an die Hafenbehörde 595.000 Euro Benutzungsgebühr. Damit nicht genug: Wenn die Nautik-Messe stattfindet, wie Anfang Mai, haben wir unsere Liegeplätze für den Salón Náutico zu räumen. Wie? Wohin? Das ist allein unser Problem. An der Messe nehmen wir übrigens nicht teil. Der Kostenaufwand ist viel zu hoch.
MM: Warum haben Sie sich nicht von Anfang an in einem der Sporthäfen niedergelassen?
Jiménez: Da will man uns doch gar nicht haben. Zu viel Bewegung, zu viel Kommen und Gehen, zu viele wechselnde Nutzer. Stell dir das vor wie in einem Wohngebäude, wo die Dauermieter keine touristischen Kurzurlauber dulden wollen.
MM: Wie sehen die Preise für Ihre Branche konkret aus?
Jiménez: Die Liegeplätze bei uns sind im Schnitt drei- bis viermal teurer als etwa in Griechenland, Kroatien oder der Türkei. Wenn du dir in Palma ein Boot mietest und damit nach Ibiza segelst, dann zahlt du dort pro Nacht 300 Euro, doppelt bis dreimal so viel wie auf Mallorca. Zum Vergleich: Auf den Kanaren ist die Nacht im Hafen schon für zwölf Euro zu haben. Darum gibt es nicht wenige balearische Firmen, die ihren Standort in den Atlantik verlagert haben.
MM: Und die Politiker?
Jiménez: Pah! Die schwa-dronieren gerne über die strategische Bedeutung des nautischen Tourismus. Aber keiner rührt einen Finger, wenn es darauf ankommt. Da wird Geld verpulvert für Internetseiten, die nichts taugen, und es werden lustig Steuern und Gebühren erhöht, die unsere Branche abwürgen.
MM: Schildern Sie Ihre Branche in Zahlen: Wie sind die Nautik-Charterer auf den Balearen aufgestellt?
Jiménez: Es gibt zirka 70 Firmen, davon 40 Prozent spanische, 60 Prozent ausländische, die insgesamt rund 350 Boote zum Vermieten anbieten. Das sind Segelyachten von zehn bis 15 Meter Kiellänge (Ab 15 Meter fällt eine weitere Sondersteuer an). Das Gewerbe stellt 1200 Arbeitsplätze und lockt im Jahr rund 130.000 Nautik-Touristen an.
MM: Was für eine Klientel mietet sich zum Urlauben ein Segelboot?
Jiménez: Das sind Leute mit mittleren Einkommen, zwei Drittel sind zwischen 31 und 55 Jahre alt. Ein Drittel sind Deutsche, die Spanier stellen 15 Prozent, Briten, Polen und Skandinavier je ein Zehntel. Es gilt das Vorurteil zu bekämpfen, dass diese Art Urlaub Luxus für Wenige ist.
MM: Inwiefern?
Jiménez: Nehmen wir dieses Bavaria-Boot, auf dem wir sitzen. Es hat zehn Schlafplätze und zwei Badezimmer. Acht Leute, zum Beispiel eine Gruppe von Freunden, wohnen hier sehr behaglich. Die Miete kostet im Schnitt 1800 Euro pro Woche. Das macht sehr erschwingliche 225 Euro pro Person. Am teuersten ist die Charter in den mittleren zwei Augustwochen. Da kann sie auch 3600 Euro pro Woche betragen. Dafür hat man aber sein eigenes Schiff, das Meer zum Baden, und ist sein eigener Kapitän.
MM: Gutes Stichwort: Wie viele Ihrer Kunden segeln selbst?
Jiménez: 90 Prozent besitzen den notwendigen Bootsführerschein. Nur ein Zehntel stellt einen Skipper an, der das Boot steuert.
MM: Wie sieht der typische Nautik-Urlaub aus?
Jiménez: Der Bettenwechsel ist in der Regel am Samstag, die Boote werden wochenweise gemietet. Die Gäste legen nachts entweder in Häfen an, das kostet wie gesagt, oder ankern in Buchten oder machen an Bojen fest. Diese Art von Urlaub ist sehr beliebt. Die Rate der Wiederholer spricht für sich: Sie liegt bei bis zu 65 Prozent.
Mit José Jiménez sprach Alexander Sepasgosarian.
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