Noch ist das neue S’Aigua Dolça in Palma de Mallorca eine Baustelle, aber bald wird es als Hallenbad geben, mit Tiefgarage, Gastronomie und weiteren Sozialräumen, neu eröffnet. | Anja Marks

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Viele ältere Inselbewohner erinnern sich noch gut an das emblematische Freibad in Palmas El-Terreno-Viertel oberhalb des Meeres. Unter anderem, weil es genau dieser Ort war, an dem die erfolgreiche Geschichte des Schwimmsports auf Mallorca seinen Anfang nahm.

Von dem ursprünglichen Becken nahe des Paseo Marítimos ist heute nichts mehr zu erkennen. Hatte man vor dem Bau des Hotels Fenix von den Zuschauerrängen noch einen freien Blick über die Bucht von Palma und in der Gegenrichtung auf den Stadtwald von Bellver, so liegt die Anlage heute etwas versteckt und umgeben von den hohen, umliegenden Apartmenthäusern.

Jahre vor dem Bau – bereits in den 1930er Jahren – gab es in Palma die Schwimmclubs „Corb Marí” und „Regatas“, deren Mitglieder entweder im Schwimmbad des Hotels „Ciutat Jardí” oder im Meerwasser im Hafen von Palma trainierten. Hobbyschwimmer waren noch rar, trotzdem entschlossen sich 1939 mehrere Freunde, den bis heute legendären „Club Natación Palma” (CNP) zu gründen. Neben Rafael Recio und José Luis Pinya gehörte auch Rafael Escalas Barceló zu den Gründern, der Großvater der späteren Olympiateilnehmer Rafael und Juan Enrique Escalas, nach denen das Schwimmbad Germans Escalas benannt ist.

Deren Mutter Linita Bestard lebt noch heute in Palma und erinnert sich an die ersten Jahre. „Der neue Club wuchs so schnell, dass man beschloss, ein eigenes Schwimmbad zu bauen”, erzählt die heute 87-Jährige. Ort der Grundsteinlegung am 20. Oktober 1940 war der kleine Strand „S’Aigua Dolça”, dessen Name von einer Süßwasserquelle stammte, die ihren Ursprung in den Bergen oberhalb Palmas hatte. „Diese Quelle war es auch, die dem Freibad seinen Namen gab”, erzählt Linita weiter.

Am 5. Juli 1941 wurde das 33 mal 13 Meter große Becken im Stadtteil El Terreno von der damals schon bekannten Schwimmerin Carmen Guardia (Palma 1925-2007) eingeweiht, die dort noch im selben Jahr die spanische Meisterschaft in 200 Meter Brustschwimmen gewann. Ein spektakulärer Start für das historische Freibad und den Club Natación Palma. Und das, obwohl dort unter wahrlich spartanischen Verhältnissen geschwommen wurde.

„Das Wasser war dort immer eiskalt, und wir schwammen damals ohne Brille oder Badekappe”, erinnert sich Linita heute. „Dreimal pro Woche wurde in dem Becken das Wasser abgelassen und aus dem unterirdischen Reservoir neu befüllt.” Sie vergesse nie die eiskalten Trainingsrunden oder die sonnigen Stunden auf den Fliesen des Beckens, wenn das Schwimmbad geleert war. „Dann legten wir uns auf die schwarzen Streifen am Boden, um uns aufzuwärmen.“

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Ab 1944 war der „Club Natacíon Palma” konkurrenzlos, denn „Regatas” und „Corb Mari” wurden geschlossen. Mitte der 1950er Jahre, so erinnert sich Catalina Bestard, begann sie mit ihrem Mann Rafael Escalas dort, die ersten Schwimmkurse der Insel für Kinder anzubieten. „Es erscheint heute unglaublich, aber viele Mallorquiner konnten damals nicht schwimmen, und richtige Kurse gab es bis dahin noch nicht.” Die Gruppen, in denen mehr als 300 Kinder pro Saison schwimmen lernten, wurden eine Erfolgsgeschichte für den Club und viele spätere Leitungsschwimmer. Auch die Escalas-Brüder taten im eiskalten Wasser von S’Aigua Dolça ihre ersten Züge.

Für Wettkämpfe war das Freibad mit den ungewöhnlichen Maßen von 33 auf 13 Metern allerdings ungeeignet, im Winter konnte man es gar nicht nutzen. Schon 1960 kauften die Mitglieder des CNP ein Gelände nahe der heutigen Trabrennbahn, auf dem sie 1971 das neue Schwimmbad Son Hugo eröffnen konnten. Finanziert wurde das Projekt von den Clubmitgliedern selbst. Das legendäre S’Aigua Dolça hatte ausgedient und verfiel.

Und so soll der Neubau in naher Zukunft wieder Besucher empfangen

Doch nach über 50 Jahren steht das traditionsreiche Schwimmbad kurz vor der Wiedereröffnung. Die Bauarbeiten der öffentlichen Sportanlage S’Aigua Dolça befinden sich laut Rathaus auf der Ziellinie, und sollen noch dieses Jahr abgeschlossen sein. „Sobald die gesamte Anlage von der Bauaufsicht abgenommen ist, kann der Komplex offiziell an uns übergeben werden”, sagt Montserrat Genestra. Der Geschäftsführer der Abteilung für sportliche Einrichtungen des städtischen Institutes IME (Instituto Municipal de l’Esport) ist allerdings vorsichtig. „Über den genauen Eröffnungstermin der Sportanlage können wir noch nichts sagen. Das hängt davon ab, wie zügig der fertige Bau seine offiziellen technischen Genehmigungen erhält.”

Las obras de la piscina de s¿Aigua Dolça se ponen en marcha esta semana
So soll das Bad im El Terreno-Viertel nach dem Umbau aussehen.

In der Tat sieht die Baustelle nahe des Gran Hotels Meliá Victoria noch reichlich chaotisch aus. Etwas versteckt zwischen den umliegenden Wohnhäusern, durch das Hochhaus Edificio Fenix vom Paséo Marítimo getrennt, herrscht derzeit noch rege Betriebsamkeit.

Genestra ist dennoch zuversichtlich, dass es bis zur Bauabnahme nur noch wenige Wochen dauert. „Dann verfügen wir in der Gemeinde Palma über insgesamt zehn öffentliche Sportanlagen mit Schwimmbädern, die zusammen über 20 Becken zählen, von Nichtschwimmerbecken für Kinder bis hin zu Becken von Olympiagröße”, so der IME-Geschäftsführer.

In S’Aigua Dolça sind seit Beginn der Arbeiten 2022 auf 6000 Quadratmetern neu bebaute Flächen auf fünf Stockwerken entstanden. „Das Herzstück ist ein 25-Meter-Schwimmbecken mit sechs Bahnen sowie ein zweites kleineres Becken im 3. Stockwerk des Gebäudes”, erklärt der Sportdirektor. Auf drei Etagen – eine davon unterirdisch – entstehen zudem 117 öffentliche Parkplätze, die Anwohnern, Besuchern und Nutzern der Anlage gleichermaßen zur Verfügung stehen. Ein Restaurant und ein Fitness-Raum sind geplant, zudem werde es in S’Aigua Dolça in den beiden oberen Etagen vier Räume für soziale Aktivitäten geben.