Patrick Messow ist seit vielen Jahren bereits der Sportdirektor von Atlético Baleares. Der Verein gehört dem Berliner Hotelunternehmer Ingo Volckmann | T. AYUGA

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Freud und Leid können manchmal so nah beieinander liegen. Insbesondere im Sport, wie die vergangene Saison mehr als deutlich vor Augen führte. Auf Mallorca lag die Diskrepanz zwischen dem abgrundtiefen Schock des Drittligaabstiegs und der glückseligen Euphorie des Viertligaaufstiegs nur ein paar Kilometer auseinander: Atlético Baleares musste nach einer desaströsen Seuchensaison nicht nur seine Ambitionen auf die zweite spanische Liga begraben, sondern stand nach dem Abstieg aus der Primera RFEF (gleichzusetzen mit der 3. Liga) vor der Stunde Null und dem Neuaufbau.

Ein paar Autominuten weiter westlich wurde unterdessen in der Ciudad Deportiva Antonio Asensio der Aufstieg von Real Mallorca B in die Segunda RFEF gefeiert. Somit ist dem Abstieg von Atlético Baleares, dem Club des deutschen Präsidenten Ingo Volckmann, immerhin ein klein wenig Positives abzugewinnen: Es gibt wieder – wenn auch ein kleines – Inselderby. Und dann ist da auch noch CE Andratx als dritter Inselverein, der in den vergangenen Jahren etwas unter dem Radar flog, im Pokalwettbewerb Copa del Rey aber schon die Erstligisten Real Zaragoza und FC Sevilla angezählt und an den Rand einer Niederlage gebracht hatte.

Zudem hält sich der Club beharrlich in dieser Liga, die mehr einem Haifischbecken als einer sorgenfreien sportlichen Heimat gleicht. Das liegt daran, dass es in dieser Spielklasse kaum ein Mittelfeld gibt, das fußballerische Niemandsland fällt hier komplett aus. In dieser 18er-Liga qualifizieren sich die ersten fünf Teams für die Aufstiegsrunde, die letzten Sechs müssen absteigen oder in die Relegation. Somit sind am Saisonende lediglich sieben Plätze „sicher“. Neben den drei mallorquinischen Clubs werden in der am Wochenende startenden neuen Saison mit CD Ibiza Islas Pitiusas und SCR Peña Deportiva zwei Vereine von der Nachbarinsel Ibiza die Fahnen der Balearen hochhalten.

Im Gespräch mit dem Mallorca Magazin gewährte Patrick Messow, der Sportliche Leiter bei Atlético Baleares, vor dem Saisonstart gegen CE Europa aus Barcelona (Samstagm 31.8., 19 Uhr, Estadi Balear) Einblicke in die Situation beim Drittligaabsteiger.

Mallorca Magazin: Wie ist drei Monate nach dem Abstieg aus der Primera RFEF die Stimmung, Herr Messow?
Patrick Messow: Definitiv war es nach dem Abstieg ein großer Schock und es hat auch eine Weile gedauert, bis wir das verarbeitet hatten. Jetzt, in den letzten Wochen hat sich das aber alles schon wieder sehr gedreht, es ist alles viel positiver. Zum Beispiel hatten wir zuletzt bei den Testspielen mehr Fans im Stadion als sonst üblich bei Vorbereitungsspielen. Stand jetzt sind die Mitglieder- und Dauerkartenzahlen höher als zum gleichen Zeitpunkt der Vorjahre, wir konnten mehr Sponsoren und damit auch mehr Umsatz als im Vorjahr für uns generieren. Was das angeht, haben wir sogar einen Sprung nach vorne gemacht. Die Stimmung ist somit aktuell natürlich insgesamt sehr viel besser und positiver. Alle haben neue Energie und neue Kraft getankt und somit gehen wir optimistisch und mit Vollgas in die neue Saison, um am Ende wieder in die dritte Liga zu kommen.

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MM: Was hat sich im Kader getan? Welche Spieler sollen vorangehen?
Messow: Der Kader hat sich sehr verändert und letztlich wollten wir als Konsequenz aus der letzten Saison auch diese Veränderung. Unser Kader ist um die 20 Spieler stark und wir hoffen, dass es in diesen Tagen auch noch ein paar mehr werden.
Es gibt einige externe Neuzugänge, darunter mit Ulrich Taffertshofer auch einen deutschen Spieler vom VfB Lübeck, sowie einige mallorquinische Spieler und drei A-Jugendliche, denen wir einen Lizenzspielervertrag gegeben haben. Als Leistungsträger haben wir Rubén Bover vom Zweitligisten CF Andorra dazugeholt. Mit seinen 32 Jahren im zentralen Mittelfeld ist ihm eine Führungsrolle zugedacht.
Aber auch mit Ulrich Taffertshofer, Jaume Pol, David Forniés und Juanra haben wir eine gute Achse, bei denen wir denken, dass sie das Zepter in die Hand nehmen und uns führen können. Insofern hat sich der Kader schon enorm verändert, was aber auch notwendig war.

MM: Was könnte sich noch im Kader tun?
Messow: Wir haben um die 20 bereits verpflichtete Spieler und planen mit einem Kader insgesamt 22 bis 23 Spielern. Wir sind da auch schon relativ weit und haben bis zum Ende der Transferperiode auch nur noch ein paar wenige Tage. Von daher hoffen wir, dass wir möglichst schnell noch Vollzug melden können.

MM: Problemzone war in der letzten Saison die Offensive. Zuletzt gab es in der Vorbereitung zweimal ein 0:0 und dann eine 0:2-Niederlage gegen den Ligakonkurrenten aus Andratx …
Messow: Eines dieser Spiele war auswärts gegen einen Zweitliga-Absteiger. Da ist ein 0:0 schon ganz ordentlich. Das andere war eine Mannschaft, die im Vorjahr um den Aufstieg in die dritte Liga gespielt hat - das 0:0 auswärts war da auch okay. Zu Hause hatten wir vor dem Andratx-Spiel alle Spiele mit mehreren Toren Unterschied gewonnen. Von daher beunruhigt mich das nicht, die Mannschaft arbeitet sehr gut. Die Neuverpflichtungen, die uns noch fehlen, werden daher auch aus dem Offensivbereich sein.

MM: Wie viele Dauerkarten wurden verkauft?
Messow: Wir waren gut eine Woche vor Rundenstart beim Stand von 1.900 verkauften Dauerkarten. Von daher sind wir zufrieden. Es wäre super, wenn wir noch die 2.000 erreichen.

MM: Welche Zielsetzung ist für die Runde ausgegeben?
Messow: Das ist auch ganz klar. Auf jeden Fall wollen wir die Play-Offs spielen, bestmöglich aufsteigen und zurückkehren in die dritte Liga. Ich denke aber, dass wir erst einmal gut beraten sind, wenn wir einen guten Saisonstart hinlegen und stets mit einer positiven Haltung in die Zukunft blicken und dann von Spiel zu Spiel schauen. Dennoch, das Ziel ist natürlich, bis zum Schluss ganz oben mit dabei zu sein.