Die Stimmung war ausgelassen an diesem Samstagabend in der Veranstaltungsfinca Son Amar. | cg

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Normalerweise hangeln sich von der Decke muskulöse Akrobaten herab, spanische Flamenco-Tänzerinnen bringen im Rahmen der Show Exhibit für das mediterrane Urlaubsgefühl. Doch an diesem Samstagabend sorgen fliegende Fäuste für ausgelassene Stimmung beim Publikum. In der Veranstaltungsfinca Son Amar hat an diesem Wochenende die vierte Ausgabe des Boxevents Mallorca Fight Night stattgefunden. In mehreren Kämpfen traten in unterschiedlichen Kategorien wie Kickboxen, Thaiboxen und MMA Boxer und Boxerinnen aus verschiedenen Ländern gegeneinander an. Auch der Bremerhavener Kickboxer und Weltmeister Pascal Schroth nahm an der Mallorca Fight Night teil.

Boxer und Boxerinnen traten in verschiedenen Kategorien gegeneinander an.

Initiiert wurde die Veranstaltung vom deutschen Mallorca-Resident und WKU-Europa- und Weltmeister Christian Brorhilker. Heutzutage nimmt er nicht mehr selbst an Wettkämpfen teil, sondern hat sich zum Ziel gemacht, den Kampfsport auf Mallorca salonfähig zu machen. Unter seiner eigenen Marke „Mallorca Fight Night” organisiert er daher Wettkämpfe und Events rund ums Boxen.

Als Christian Brorhilker acht Jahre alt war, wanderten seine Eltern nach Mallorca aus, mittlerweile leben sie wieder in Deutschland. Der Sportler ist der Insel hingegen treu geblieben. Im Alter von 14 Jahren entdeckte der Göttinger Boxen, Kickboxen und die koreanische Kampfkunst Taekwondo für sich. „Aus diesem Hobby wurde eine große Leidenschaft.”

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Jahrelang stand Christian Brorhilker selbst im Ring und konnte sich in der Kampfsportszene einen Namen machen. Schließlich war er als Trainer und Promoter tätig. Auch beruflich zeichnet sich Brorhilker als Allrounder aus. So arbeitete er auf der Insel schon im Supermarkt, bei McDonalds und im Call-Center. Mittlerweile besitzt er eine kleine Importfirma für Motoröl.

Im Jahr 2012 rief Brorhilker die Marke „Mallorca Fight Night” ins Leben. Seither organisierte er rund 30 Sportevents auf der Insel. „Mit diesen Events schaffen wir es, ein größeres Publikum anzusprechen und den Sport auf Mallorca populärer zu machen”, so Brorhilker. Denn: Kickboxen und dergleichen hat immer noch mit einigen Vorurteilen zu kämpfen. „Viele verbinden Boxen mit Brutalität und Rotlichtmilieu. Diese Vorurteile halten sich immer noch hartnäckig und dem wollen wir entgegenwirken.” Dabei sei der Sport vor allem für Jugendliche ein gutes Ventil, um aufgestaute Gefühle zu verarbeiten und zu lernen, respektvoll miteinander umzugehen. „Respekt und Wertschätzung spielen beim Kampfsport eine wichtige Rolle. Im Ring stehst du nicht selten jemanden Fremden gegenüber. Dabei ist zu bedenken, dass sich beide Kämpfer über Wochen auf den Wettkampf vorbereitet, ihre Ernährung umgestellt und hart trainiert haben. Deswegen respektiert man sich, auch wenn man sich vor dem Kampf erstmal provoziert und aufheizt, aber das gehört zum Business dazu”, erklärt Christian Brorhilker und lacht.

In den vergangenen Jahren hat sich die Kampfsportszene allerdings drastisch verändert. „Früher waren die Wettbewerbe authentischer. Die mediale Präsenz spielt eine immer größere Rolle. Der eigentliche Kampf rückt mehr und mehr in den Hintergrund, es geht viel um Show. Heutzutage suchen sich die Kämpfer ihre Gegner größtenteils selbst aus. Das wäre früher undenkbar gewesen.” Anderseits haben die sozialen Netzwerke wie Instagram oder Facebook auch positive Aspekte. „Wir bekommen mehr Aufmerksamkeit als damals. Außerdem verbreiten sich die Informationen zu den Events viel schneller.” Christian Brorhilker sieht in der Baleareninsel viel Potenzial. „Mallorca hat so einiges zu bieten. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass sich auch der Kampfsport hier langfristig etablieren kann.”