Ein Bad im Mittelmeer? So etwas gibt es für Hans Fuhrmann nicht. Wenn sich der 64-jährige Rheinländer schon die Badehose anzieht, dann nicht nur so zum Herumplanschen. Zum Beispiel wie im vergangenen Jahr. Da stürzte sich Fuhrmann irgendwo vor Ciutadella auf Menorca in die Fluten, um nach fast haargenau zwölf Stunden wieder am Nordostzipfel Mallorcas, dem Cap Es Frau, aus dem Wasser zu steigen. Mit der Gewissheit, als erster männlicher deutscher Freiwasserschwimmer die 37,5 Kilometer lange Strecke bewältigt zu haben.
Fuhrmanns Hobby ist das Extremschwimmen. Das war nicht immer so. „Ich habe damit erst vor vier Jahren angefangen, nachdem ich aus gesundheitlichen Gründen aufhören musste, an Triathlon-Wettbewerben teilzunehmen“, sagt der Vermögensberater. Vor der Durchquerung des Menorca-Kanals hatte Fuhrmann in den vergangenen Jahren bereits das Ijsselmeer durchschwommen, 2019 scheiterte er bei dem Versuch, den Ärmelkanal zu durchqueren, auf halber Strecke. „Ich habe Probleme mit dem Magen bekommen“, entschuldigt sich Fuhrmann.
Anfang September will er zu einer neuen Herausforderung aufbrechen, der schwimmenden Umrundung von Menorca. In Badehose und mit Kokosnuss-Öl auf der Haut. „Die ganze Strecke beläuft sich auf etwa 130 Kilometer, die ich in maximal sieben Etappen zurücklegen will“, erklärt Fuhrmann. Begleitet wird er dabei von seinem Trainer Marcel van der Togt sowie seiner Frau Sabine. Als Beiboot dient die Segelyacht eines Freundes. „Ich werde nach jeder Etappe eine Pause von etwa sechs Stunden einlegen, vier-einhalb davon, um zu schlafen“, so der Deutsche. Unterwegs auf dem Wasser wird er von seiner Frau alle paar Stunden mit Flüssignahrung versorgt, die er selbst zusammen mit Experten von der Sporthochschule Köln austüftelte. So richtig lecker ist es aber nicht. „Nach sechs Stunden kann man das Zeug nicht mehr sehen“, weiß er. Bananenstückchen sorgen für Abwechslung.
Ähnlich wie bereits bei der Durchquerung des Menorca-Kanals hat Fuhrmann seine Ex-tremsport-Challenge bei der balearischen Küstenwache angemeldet und genehmigen lassen. Ganz ungefährlich ist das Schwimmen im offenen Meer nämlich nicht. Im vergangenen Jahr kam ihm zwischen den beiden Nachbarinseln ein Frachter gefährlich nahe. „Der dachte wohl, wir hätten ein Panne“, glaubt Fuhrmann.
Warum er die Herausforderung überhaupt wagt? „Ich verspüre einfach den Wunsch, meine eigenen Grenzen immer noch ein Stück weiter zu verschieben“, sagt er. Ausdauersport sei ja vor allem eine mentale Angelegenheit. „Der Kopf entscheidet zu 80 Prozent, ob man es schafft. Der Rest ist Kraft und Technik“.
Natürlich hat Fuhrmann schon weitere Herausforderungen in Planung. „Ich werde auf alle Fälle noch einmal versuchen, den Ärmelkanal zu durchschwimmen“. Wann das passiert, ist allerdings unklar. Nicht wegen Fuhrmann. Die Freiwasserüberquerung zwischen England und Frankreich gilt unter Extremschwimmern weltweit als Must-Go. Derzeit gebe es einen Stau an Bewerbern, die alle auf eine entsprechende Genehmigung warten.
Fuhrmann hofft, dass er vielleicht 2023 an die Reihe kommt. Und wenn nicht, dann bleiben ihm ja noch drei Alternativen: die Umrundung von Mallorca, Ibiza oder Formentera.
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