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Mit Sport hatte Felix Sudhoff bis zu seinem 18. Lebensjahr eigentlich nicht viel am Hut. Gelegentlich hat der in Palma aufgewachsene gebürtige Berliner bei dem einen oder anderen Kampfsport reingeschnuppert, ohne allerdings irgendwo hängen zu bleiben. "Mit Ausdauersport hatte ich schon gar nichts zu tun", sagt der 22-Jährige im MM-Gespräch. Dann fiel ihm einer dieser "Men's Health-Sixpack-Ratgeber" in die Hände und Felix beschloss, seine nach eigenen Angaben leicht pummelige Figur in einen Athletenkörper zu verwandeln.

Er suchte sich einen Trainer und traf auf Jorge Rakos, Coach, Sportpsychologe, zweifacher Weltmeister der Rettungsschwimmer und ein ehemaliger Triathlon-Profi. Die Anweisung für den ersten Tag lautete schlicht: "Badehose mitbringen." Die erste Einheit hatte es gleich in sich: "Ich sollte im Meer 200 Meter schwimmen. Fast hätte ich es nicht geschafft", erzählt Sudhoff. Rakos zeigte ihm in zehn Minuten die richtige Schwimm- und Atemtechnik und der Neuling verstand. "Eine Woche später konnte ich die dreifache Strecke ohne Probleme bewältigen", sagt er.

Seit diesem Tag vor drei Jahren ist einiges im Leben von Felix Sudhoff passiert. Am kommenden Samstag, dem 26. September, wird er in Port d'Alcúdia zu seinem zweiten Triathlon über die volle Distanz starten und dabei 3,86 Kilometer schwimmend im Wasser, 180 Kilometer auf dem Rad und 42 Kilometer laufend zurücklegen.

Drei Jahre hat er gebraucht, um vom unsportlichen Teenie zu einem Ausdauerathleten zu werden. Sein Ziel war ihm von Anfang an klar: "Zum ersten Mal hatte mich ein Sport richtig begeistert und ich wusste, dass ich eines Tages einen Ironman machen will."

Am Anfang trainierte Felix Sudhoff eine Disziplin pro Tag, zwei Stunden Radfahren oder 40 Minuten Joggen. Dann wurden die Ausfahrten mit dem Rad, seiner Liebslingsdisziplin beim Triathlon, länger, bis zu 120 Kilometer. Bevorzugt trainierte er in der Tramuntana. Im April 2013 feierte Sudhoff dann Triathlon-Premiere in Portocolom: 500 Meter Schwimmen, 50 Kilometer Radfahren und fünf Kilometer laufen, einer der kleineren Triathlons. "Für Radfahrer", sagt er.

Sudhoff erhöhte die Distanzen und absolvierte im Oktober 2014 die Challenge in Peguera über die Halbdistanz. "Ich habe mich immer weiter gesteigert und jede nächst längere Distanz war die Schlimmste", sagt er lachend. Dass er Peguera geschafft hat, darauf ist er besonders stolz. Nachdem er sich vier Monate zuvor das Schlüsselbein bei einem Trainingsunfall gebrochen hatte, begann er schon eine Woche nach der Operation mit leichtem Training und brachte sich bis zum Oktober 2014 in Wettkampfform.

Heute trainiert Sudhoff, der im Arabella-Hotel Son Vida eine Ausbildung in der Finanzabteilung absolviert, sechs Mal pro Woche bis zu zwei Stunden am Tag. "Am Wochenende können es auch schon mal fünf sein", sagt er. Der Ironman Mallorca wird sein 15. Triathlon sein, der zweite über die volle Distanz. Pummelig ist Sudhoff schon lange nicht mehr, dafür gehört er mittlerweile zu einem erlesenen Kreis von Sportlern, die den Full-Ironman überhaupt geschafft haben. Sein Internettagebuch, auf neudeutsch Blog genannt, hat er folgerichtig "Mein Weg von der Couch-Potatoe zum Ironman" genannt.

Bisheriger Höhepunkt war der Ironman Lanzarote, der als schwerster der Welt gilt. "Viele meinen, Hawaii ist am schwersten, weil es die Weltmeisterschaft ist. Lanzarote ist aber schwieriger", sagt Sudhoff. Die Berge auf der Kanareninsel machten den Unterschied, sagt er. 14 Stunden und 27 Minuten brauchte er für die Herkules-Aufgabe. Vor allem das Radfahren durch die Berge und mit Gegenwind war hart. "Nach 120 Kilometern auf dem Rad tut alles weh. Man weiß manchmal selbst nicht, woher die Energie noch kommt." Die größte Erleichterung sei der Abstieg vom Rad gewesen: "Der Positionswechsel vom Rad in die Laufhaltung."

Einen Sixpack hat er übrigens nicht bekommen, das spiele für ihn aber auch keine Rolle mehr: Schließlich hat er mit dem Triathlon eine Leidenschaft gefunden. "Ich habe jede Menge Selbstbestätigung gewonnen. Es tut gut zu wissen, wozu man fähig ist."

IRONMAN MALLORCA

Rund 2500 Athleten starten am 26. September zum zweiten Mal in Port d’Alcúdia über die Volldistanz. Die Profis können sich 50 Plätze für die WM2016 in Kailua-Kona auf Hawaii erkämpfen. Die männlichen Pros springen am Strand von Port d’Alcúdia um 7.30 Uhr ins Wasser, anschließend folgen die Frauen, dann die Amateure im „Rolling Start”. Die ersten Triathleten werden ab 15.30 Uhr im Ziel von Port d’Alcúdia erwartet. Das Feld ist bis 0 Uhr geöffnet. Rund um Port d’Alcúdia ist mit Straßensperren zu rechnen.

(aus MM 39/2015)