Kein Platz mehr: Chema Sanz mit dem Plan für den schwimmenden Part der Messe.

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Mallorca Magazin: Wir haben schon vor einer Woche gelesen, die Boat Show sei ausgebucht. Werten wir das als Zeichen dafür, dass die Krise des nautischen Sektors beendet ist?

Chema Sans: Das ist vor allem ein Beweis dafür, dass das Konzept der Messe gut funktioniert. Wir haben verstärkt auf ein Segment gesetzt, in dem besonders viel Dynamik herrscht, das der großen Yachten. Aber es stimmt schon, die Situation generell hat sich ebenfalls verbessert, die Branche ist hoffnungsvoller als noch vor einem Jahr

MM: Es sind mehr als 200 Aussteller gemeldet. Die Messe ist damit aber immer noch deutlich kleiner als in den Boomjahren Ende der 1990er Jahre, oder?

Sans: Die Messe ist anders, die Situation deshalb nicht vergleichbar. In den von Ihnen angesprochenen Boomjahren hatten wir mehr Aussteller, aber mit kleineren Ständen und kleineren Booten. Damals war ein 20-Meter-Schiff ein großes, heute kommen wir in der Superyacht Show, wo 63 Schiffe gezeigt werden, auf eine mittlere Größe von 35 Metern. Unter dem Strich ist die Ausstellungsfläche praktisch gleich geblieben.

MM: Wie kam es zur Superyacht Show? Hat sich das ergeben, oder war das eine ganz bewusste Entscheidung?

Sans: Als wir 2012 mit der Messe aussetzten und nach einem neuen Konzept suchten, kamen wir zu dem Schluss, dass sich Palma und die Balearen in ein Referenzzentrum für große Yachten verwandelt haben. Die ganze Branche hat sich um dieses Segment gedreht - Verkauf, Charter, Service, Werften. Folgerichtig entschieden wir, auf diesen Bereich zu setzen. Das war wohl durchdacht.

MM: Welche Yacht wird in diesem Jahr die größte sein?

Sans: Das wird die "Mondago" mit 52 Metern sein, ein Segelschiff.

MM: Das ist offenbar eine weitere Spezialität der Boat Show - der überdurchschnittlich große Anteil an Segelyachten.

Sans: Das ist richtig. Nach Angaben der weltweiten Broker-Organisation Myba wird Palma die weltweit beste Schau von großen Segelyachten. So etwas sehen Sie weder in Cannes noch Monaco. Einfach fantastisch.

MM: Bleibt da noch Platz für "normale" Boote - und Besucher, die sich für ein bescheidendes Zehn-Meter-Boot interessieren?

Sans: Natürlich. Die Messe ist ja zweigeteilt, hier die Superyacht Show, da der Bereich für alle anderen Hersteller, Broker und Charterer. Es gibt auch Boote für neun Meter. Wir bieten beides. Die Messe ist aber letztlich ein Spiegel der Marktsituation, und die deutet auf den Balearen derzeit deutlich auf die Großen. Man muss sagen, dass das Niveau auf der ganzen Messe recht hoch ist.

MM: Ich muss aber kein Multimillionär sein, um Spaß an der Boat Show zu haben?

Sans: Natürlich nicht. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass wir an Land die bislang wohl kompletteste Ausstellung an Accessoires, Ausrüstungsgegenständen, Freizeitartikeln oder Dingis haben.

MM: Ist die Superyacht Show auch ein Anziehungspunkt für eine internationale Klientel? Die potenziellen Käufer von Superyachten sitzen doch nicht alle auf den Balearen.

Sans: Das ist richtig. Deshalb promoten wir die Messe auch verstärkt im Ausland, etwa in Nordeuropa oder Nordamerika.

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MM: Was gehört noch zum neuen Konzept der Messe?

Sans: Die Leitidee war, das zu verkaufen, was die Nautikbranche auf der Insel zu bieten hat. Nichts Aufgesetztes. Wer auf die Messe kommt, findet Produkte und Unternehmen von hier. Es sind nur ganz wenige Aussteller dabei, die keine Repräsentanz auf den Balearen haben. Und einige von denen überlegen bereits, eine zu gründen. Weil sie sehen, dass hier ein Markt etabliert ist, den man im Rest Europas derzeit schwerlich findet.

MM: Die Messe ist aber auch verspielter und lifestyliger geworden. Mit Shows und Gastro-Events. Besteht nicht die Gefahr, dass viele zum Schauen und wenige zum Kaufen kommen?

Sans: Nein, das ist völlig kompatibel. Wir müssen schon ein bisschen mehr bieten als Boote. Wir müssen auch Mallorca verkaufen. Hilfreich ist übrigens, dass die Bauarbeiten um das Messegelände beendet sind, die Kulisse ist die vielleicht schönste aller vergleichbarer Messen.

MM: Wie will sich die Messe im internationalen Vergleich positionieren?

Sans: Wir sind auf der Linie von Monaco oder Cannes. Cannes ist nach meinem persönlichen Geschmack vielleicht die perfekte Messe.

MM: Ist das nicht ein bisschen hoch gegriffen?

Sans: Nein, wir brauchen uns nicht zu verstecken. Vorausgesetzt natürlich, dass letztlich auch gut verkauft wird.

MM: Ein Blick in die Zukunft. Was können wir von der Boat Show noch erwarten? Welche Ziele setzen Sie sich?

Sans: Wir sollten noch ein bisschen wachsen können. In diesem Jahr gibt es für Aussteller bereits eine Warteliste. Aber es ist sehr schwierig, neue Flächen und Liegeplätze hinzuzugewinnen. Mittelfristig sind zwei Lösungen denkbar: die Fraktionierung in zwei Messen - Superyacht Show und Boat Show -, oder einen Bereich in einen anderen Teil des Hafens auszulagern und die beiden Teile miteinander zu verbinden, zum Beispiel mit Boat-Shuttles.

MM: Sind Sie selbst gerne auf dem Meer?

Sans: Sehr gerne sogar.

MM: Motor oder Segel?

Sans: Segel. Ich habe mein ganzes Leben lang gesegelt, früher auch bei Regatten. Aber ich bin kein Hardliner. Motorboote haben auch ihren Reiz.

INFO
Das Programm zur Palma Boat 2015 finden Sie hier.

(aus MM 18/2015)