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Ein nasses Badetuch trocknet auf dem Strohdach des Sonnenschirms, im Innengestell baumeln Badesachen und eine Tasche. "Die Strandschirme sind praktisch und spenden einen angenehmen Schatten," finden Marianne und Werner Bauer aus Koblenz, die seit Jahren zum Badeurlaub nach Peguera kommen. Die Preise für die Strandliegen und Schirme seien allerdings unglaublich gestiegen. "Was soll man machen? Wir mieten sie trotzdem."

13,50 Euro kosten zwei Liegen und ein Schirm pro Tag in Peguera - das entspricht etwa dem Inseldurchschnitt. Die (Maximal-)Preise werden von den Rathäusern vorgegeben; bei mehreren Strandkonzessionären innerhalb einer Gemeinde kann es aber auch unterschiedliche Preise geben. Die Skala für ein Liegen-Schirm-Paket reicht von acht Euro in Capdepera bis zu 15 Euro an den Stränden von Campos und der Playa de Palma. "Unverschämt", findet Robert Hinnekamp. Der Bayreuther hat sich daher dieses Jahr einen eigenen Sonnenschirm gekauft und breitet sein Badetuch auf dem Sand statt auf der Liege aus.

Die einen nehmen die Gebühren hin, die anderen suchen nach Alternativen - aber die meisten Urlauber ärgern sich über die hohe Miete von Strandliegen und Schirmen. Die Betreiber wehren sich vehement. "Wir schaffen es nicht mehr, unsere Kosten zu decken," meint Juan Navas. "Wenn die Tarife nicht steigen, muss ich meine Lizenz abgeben." Seit 25 Jahren pachtet der Spanier die Strände Palmira, Tora und La Romana in Peguera. 2005 hat er zusätzlich die Pacht der Strände von Camp de Mar und Sant Elm in Andratx übernommen.

Er erklärt gern, was sich hinter den Liegenpreisen verbirgt und wie das System der Strandlizenzen auf Mallorca funktioniert: Alle 208 Strände der Insel gehörten dem spanischen Staat, so Navas: "Die Aufsicht darüber obliegt der Küstenbehörde." Die 16 Küstengemeinden könnten das Nutzrecht über die Strände von der Küstenbehörde pachten und an Konzessionäre wie ihn weitergeben. "In öffentlichen Ausschreibungen vergeben die Gemeinden Lizenzverträge, die jährlich oder alle paar Jahre erneuert werden. Wir müssen dann unser Pachtangebot in verschlossenen Umschlägen bei der Gemeinde einreichen."

Es gebe einen vorgegebenen Mindestpreis pro Strand. Die Lizenz bekäme dann, wer den höchsten Pachtpreis und die interessantesten Leistungen anbiete. Dazu gehörten etwa Strandverschönerungen, Renovierungsarbeiten, Sportangebote oder Einrichtungen wie Toiletten. Den Preis für die Liegen und Schirme lege die Gemeinde fest.

Die Pächter müssten die Strandreinigung übernehmen, sämtliche Renovierungsarbeiten vornehmen, die Kassierer bezahlen und in seiner Gemeinde, Calvià, zusätzlich die Rettungsschwimmer stellen. Die Auflagen stiegen von Jahr zu Jahr. "Früher hatte ich fünf Rettungsschwimmer an meinen drei Stränden in Calvià. Heute sind es acht an der Playa Palmira, sechs an der Playa de Toro und drei am Strand von La Romana, der nicht einmal hundert Meter breit ist", schimpft Navas.

Gleichzeitig seien die Pachtgebühren gestiegen. "Wir zahlen zum einen die Pachtgebühr der Gemeinde an die Küstenbehörde und zum anderen unsere Lizenzgebühr an die Gemeinde", sagt Navas. Letztere berechne sich aus der Anzahl der Liegen multipliziert mit 153. Das sei die Anzahl der Tage im Jahr, an denen die Liegen theoretisch zu 100 Prozent belegt seien. "Das stimmt aber nicht, das wären ja fünf Monate Hauptsaison! In Wirklichkeit sind die Liegen nur an 100 Tagen zu 100 Prozent ausgelastet", wettert Navas.

Eine Studie der balearischen Handelskammer bestätigt die beträchtlichen Gewinne der Gemeinden durch die Verpachtung der Strände. Über 18 Millionen Euro verbuchen die Inselgemeinden demnach durch die Strandlizenzen pro Jahr, davon seien zwischen 60 und 95 Prozent Reingewinn. Daniel Perpiña vom Gemeinderat in Calvià widerspricht: Die Gemeinden seien nicht die großen Gewinner der Strandlizenzen, 18 der 34 Strände Calviàs befänden sich in Konzession. "Die Pflege der restlichen Strände und Küste - 56 Kilometer Küstenlinie insgesamt - übernehmen wir. Und die Kosten dafür decken wir mit den Lizenzeinnahmen nicht ab. Wir müssen noch draufzahlen", betont Perpiña.

Manch cleverer Geschäftsmann hat im Sommergeschäft eine Marktlücke entdeckt: In Peguera etwa kann man jetzt zusammenklappbare Liegen, Schirme und Stühle am Bulevard günstig mieten und am Strand selber aufbauen. "Die Klappliegen sind zwar nicht ganz so bequem wie die öffentlichen Liegen, kosten aber auch nur zwei Euro am Tag. Das kann man bezahlen", meint die Rheinländerin Hannelore Krieger. Wo zwei sich streiten, freut sich der Dritte.

INFO

Die angegebenen Preise sind Maximalpreise. Gibt es in einer Gemeinde mehrere Konzessionäre, können die Preise von Strand zu Strand variieren.

Alcúdia 9, 00€

Andratx 12,60€ (Camp de Mar, Sant Elm)

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Calvià 13,50€ (Portals Nous, Palmanova, Magaluf, Santa Ponça, Peguera etc.)

Campos 15,00€ (Es Trenc)

Capdepera 8,00€ (Cala Ratjada)

Felanitx 12,00€ (Cala Marçal, Cala Ferrera, Cala Sa Nau etc.)

Llucmajor 15,00€ (Cala Pí, teilweise El Arenal)

Manacor 11,00€ (Portocristo, Cala Anguila, Cala Antena, Cala Mendía etc.)

Muro 10,65€

Palma 15,00€ (sämtliche Stadtstrände und El Arenal)

Pollença 12,00€ (inklusive Formentor und Cala Sant Viçenc)

Santa Margalida 10,50€ (Can Picafort)

Santanyí 10,00€ (u.a. Cala Llombards, Cala Mondragó und Cala d'Or)

Sant Llorenç/Son Servera 12,00€ (Cala Millor und Sa Coma)

Ses Salines 13,00€ (Platja des Dolç)

Sóller 14,00€ (Platja d'en Repic)

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