Der spanische Fußball-Verbandschef Rubiales ist noch doch von seinem Amt zurückgetreten. | JUAN MEDINA

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Drei Wochen nach dem Kuss-Skandal hat Luis Rubiales die Konsequenzen gezogen. Der 46-Jährige, der zunächst einen Rücktritt noch vehement ausgeschlossen hatte, gab seinen Posten als Präsident des spanischen Fußball-Verbandes auf, ebenso seine Vizepräsidentschaft in der Europäischen Fußball-Union. Nachdem Rubiales in einer noch nicht komplett ausgestrahlten Folge der Talkshow "Piers Morgan Uncensored" seinen Rückzug angekündigt hatte, bestätigte der spanische Verband dessen Entscheidung in einer Mitteilung. Rubiales habe seinen Rücktritt am Sonntagabend eingereicht, hieß es in der kurzen Erklärung.

"Ich kann meine Arbeit nicht fortsetzen", sagte er bei "Piers Morgan Uncensored". Er habe mit seinem Vater, mit seinen Töchtern und auch mit engen Freunden gesprochen. Es gehe nicht nur um ihn, sagte Rubiales. Er hatte mit seinem übergriffigen Verhalten bei der Siegerehrung in Sydney am 20. massive und weltweite Kritik ausgelöst, als er Weltmeisterin Jennifer Hermoso auf den Mund geküsst hatte. Hermoso hatte danach deutlich gemacht, dass sie damit nicht einverstanden gewesen war. Sie habe sich "als Opfer einer impulsiven, sexistischen und unangebrachten Handlung gefühlt, der ich nicht zugestimmt habe", hatte sie zuletzt erklärt und Rubiales angezeigt. Zuvor hatte sie bei der Staatsanwaltschaft ausgesagt. Rubiales hatte indes immer betont, der Kuss sei in beiderseitigem Einvernehmen gewesen.

Von der FIFA war Rubiales 90 Tage suspendiert worden. Weltverbandschef Gianni Infantino, der auch bei der Siegerehrung nach dem 1:0 der Spanierinnen über England dabei gewesen war, schrieb bei Instagram rund anderthalb Wochen nach dem Finale zu dem Vorfall: "Das hätte niemals passieren dürfen." Zuvor hatte UEFA-Präsident Aleksander Čeferin in einem Interview der französischen Sportzeitung "L'Équipe" gesagt: "Natürlich ist das, was er getan hat, unangemessen. Das wissen wir alle. Ich hoffe, dass er weiß, dass es unangebracht war."

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Rubiales hatte von Einsicht aber keine Spur gezeigt, von Reue erst recht nicht. Bei einer bemerkenswerten Rede pochte er darauf, im Amt bleiben zu wollen. Die Kritik an seinem übergriffigen Verhalten erreichte aber sogar höchste politische Ebenen. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hatte gesagt: "Man muss sich nur mal vorstellen, Angela Merkel hätte 2014 Philipp Lahm so geküsst. Da wäre die Hölle los gewesen bzw. das ist einfach unvorstellbar und sagt damit alles." Wie schwierig ist es, jemanden nicht auf die Lippen zu küssen?", hatte der Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres, Stephane Dujarric, betont.

Im Fußball zeigten sich fast alle solidarisch mit Hermoso, die spanischen Regionalverbände forderten seinen Rücktritt. Die spanische Nationalmannschaft der Männer verurteilte jüngst das Verhalten von Rubiales, dessen Mutter in einen Hungerstreik getreten war, um gegen die ihrer Meinung nach "unmenschliche und blutige Jagd" auf ihren Sohn zu protestieren. International gab es aber eher viel Solidarität mit Hermoso und massive Kritik an Rubiales. Jüngst entschuldigte sich auch der spanische Verband, der zeitweilig auch mal versucht hatte, Hermoso zu diskreditieren, bei der 33-Jährigen. Zudem wurde Trainer Jorge Vilda, dessen Assistenten und Assistentinnen aus Solidarität mit Hermoso ihren Rücktritt erklärt hatten, entlassen.

Rubiales bleibt nun auch nach seinem Rücktritt von allen fußballbezogenen Aktivitäten ausgeschlossen. Die FIFA hat ein Disziplinarverfahren eingeleitet und dürfte dieses auch fortführen. Möglich ist eine mehrjährige Sperre, die eine Rückkehr von Rubiales in eine andere Position verhindern würde. Er saß seit 2018 auch als UEFA-Vizepräsident im Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union.