Am Ende exorbitant steigender Mieten steht nicht selten die Zwangsräumung. Auf dem Foto versammeln sich Aktivisten gegen eine solche in Palma. | M. À. Cañellas

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Die Wohnungssituation auf Mallorca hat das Zeug zu einer schwerwiegenden sozialen Krise, die selbst die Immobilienkrise von 2008 in den Schatten stellt. Diese Ansicht vertritt zumindest der Anwalt der 2012 ins Leben gerufenen Plataforma d’Afectats per la Hipoteca de Mallorca (PAH), Victor Cornell. Der Hilfsverein hat es sich zur Aufgabe gemacht, in Not geratene Hypothekennehmern mit Rat und Tat zur Seite zustehen.

Jetzt schlägt der Verein jedoch im Interesse der Mieter Alarm: Das Zusammenspiel aus massiver ausländischer Investitionstätigkeit und zunehmender Ferienvermietung schaffe eine "unhaltbare Situation" für die einheimische Bevölkerung, so Cornell gegenüber der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora".

"Die aktuelle Lage ist schlichtweg unerträglich", sagt Cornell. Anders als während der Finanzkrise ab 2008, als hauptsächlich Hypothekennehmer in Schwierigkeiten gerieten, betreffe die aktuelle Wohnungsmisere vor allem den Mietmarkt. Die Preise seien regelrecht explodiert, während das Angebot stetig schrumpfe.

Besonders kritisch sieht Cornell die Rolle der Finanzinstitute und ausländischer Großinvestoren. Die ursprüngliche Idee, leerstehende Immobilien im Besitz von Geldinstituten in Sozialwohnungen umzuwandeln, sei gescheitert. Stattdessen habe sich eine neue Spekulationsblase im Mietsektor gebildet. In bei Urlaubern beliebten Gegenden wie Pollença und Santanyí seien mittlerweile "etwa 40 Prozent" der Wohnungen der touristischen Vermietung vorbehalten.

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Die soziale Dimension der Krise zeige sich nach Ansicht von Cornell besonders deutlich bei der Vergabe von Mietwohnungen. "Wir beobachten eine Art demografische Säuberung". Vermieter würden zunehmend ausländische Mieter mit höherem Einkommen bevorzugen. Einheimische Familien hätten dagegen kaum noch Chancen auf dem regulären Wohnungsmarkt.

Die von der balearischen Landesregierung angekündigten Maßnahmen zur Aktivierung leerstehender Wohnungen bezeichnet der Jurist als "unzureichend". Nach Schätzungen des Vereins befinden sich allein im Stadtteil Son Gotleu, einem überwiegend von Drogenproblemen gebeutelten Wohnviertel, über 320 Wohnungen im Besitz eines einzigen Investmentfonds. "Diese werden größtenteils zu Spekulationszwecken gehalten", sagt Cornell.

Die häufig thematisierte Problematik der Hausbesetzungen relativiert der PAH-Anwalt hingegen. "Diese betreffen hauptsächlich leerstehende Objekte im Besitz von Banken, für private Eigentümer stellen diese keine nennenswerte Bedrohung dar." Gravierender sei die zunehmende Zahl an Ferienvermietung, ob legal oder illegal. Es gebe in Mallorcas Hauptstadt "kaum noch ein Gebäude, in dem nicht an Urlauber vermietet wird", so Cornell. Die Situation sei "völlig außer Kontrolle" geraten.

Die aktuelle Gemengelage bezeichnet Cornell als "perfekten Sturm" aus verschiedenen Faktoren: hohe Nachfrage, Zuwanderung und touristische Nutzung träfen auf ein ohnehin begrenztes Territorium. Von der Landesregierung fordert der Anwalt daher, jene Mietpreisbremse zu aktivieren, die sie bislang ablehne. Doch das aus sozialdemokratischer Feder stammende Regelwerk kommt bei der konservativen Regierung in Palma nicht gut an.