Proteste in Palma nach dem "Manada"-Fall 2016. | A. Sepúlveda

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Angesichts mehrerer Gruppenvergewaltigungen in der jüngeren Vergangenheit ist die Öffentlichkeit in Spanien bei dem Thema extrem sensibilisiert. Besonders schlagzeilenträchtig war ein Verbrechen dieser Art, das am Rande der traditionellen Stierhatz in Pamplona (Autonomieregion Navarra) im Juni des Jahres 2016 von fünf spanischen Männern verübt worden war.

Die Kriminellen wurden zunächst zu eher geringen Haftstrafen verurteilt, weil der Vorwurf der Vergewaltigung vom Gericht letztlich nicht anerkannt wurde. Dies führte zu großer Verärgerung in der Bevölkerung. Im Jahr 2018 erhöhte jedoch das Tribunal Supremo, das höchste spanische Gericht, das Strafmaß. Der sexuelle Angriff wurde auf Mobiltelefonen aufgezeichnet, die Männergruppe wurde als "manada" ("Rudel") bekannt.

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Im selben Jahr 2016 wurde in Manresa – einer Stadt in Katalonien – ebenfalls eine Gruppenvergewaltigung begangen. In einem verlassenen Fabrikgebäude vergingen sich im Oktober mehrere junge Männer, die sich zu einem Trinkgelage getroffen hatten, an einer 14-jährigen Minderjährigen. Fünf Angeklagte wurden zu Haftstrafen von jeweils zehn bis zwölf Jahren verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte nicht auf Vergewaltigung plädiert und wollte die Männer nur wegen sexuellen Missbrauchs verurteilen lassen. Doch das Gericht sah das anders und schickte sie wegen des schwerwiegenderen Tatbestandes ins Gefängnis.

Infolge dieser Straftaten wurde das Sexualstrafrecht in Spanien verändert: Das Gesetz "Nur Ja heißt Ja" verlangt ausdrückliche Zustimmung zu sexuellen Handlungen. Die von der linkspopulistischen Gleichstellungsministerin Irene Montero (Podemos-Partei) initiierte Reform des Sexualstrafrechts brachte die sozialistisch geführte Regierung jedoch in arge Bedrängnis. Denn in der Praxis läuft das neue Sexualstrafrecht dem Ziel, härtere Strafen auszusprechen, teilweise zuwider. Einige Täter wurden aufgrund der Reform sogar vorzeitig aus der Haft entlassen. Dies führte zu Empörung in der Bevölkerung und wurde auch dem sozialistischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez angelastet, der am 23. Juli wiedergewählt werden will.