Marga Prohens: Ja, ist er. Aber es macht auch unheimlich viel Spaß, vor allem der Kontakt mit den Menschen treibt mich an. Und ich spüre auf der Straße eine Lust nach Wandel. Ich persönlich bin geehrt, dass ich für dieses Amt kandidieren darf.
MM: Provokante Frage: Warum tun Sie sich Politik an?
Prohens: Das fragen mich meine Eltern auch immer (lacht). Aber im Ernst: Politik ist für mich keine Arbeit, sie ist Leidenschaft, und ich empfinde es als Privileg, Politik machen zu dürfen. Vielleicht romantisiere ich das auch. Gleichzeitig gibt mir dieser Blick auf meinen Job aber auch die Kraft, weiterzumachen. Denn ehrlich gesagt: Man verzichtet auch auf sehr viel Privatleben. Ich bin zweifache Mutter, ich weiß, wovon ich rede.
MM: Die Presse auf der Insel hat quasi „live” mitverfolgt, wie sie Mutter wurden. Auch ihre Hochzeit fand in den Zeitungen statt. Sie richten sich in Videos mehrsprachig an Ihre Follower. Sehen wir das Bild eines neuen Typs Politikerin?
Prohens: Nein! Das bin einfach ich. Es gibt keine zwei Margas – ich zeige mich so, wie ich bin. Mitglied einer Generation Frauen, die etwas erreichen, und Job und Familie unter einen Hut bekommen wollen. Vielleicht bin ich dabei nicht immer perfekt, aber wer ist das schon?
MM: Freut es Sie, dass in diesem Jahr bei den Wahlen zwei Frauen – Sie und Ministerpräsidentin Francina Armengol – gegeneinander antreten.
Prohens:Ja! Es ist toll, dass auf jeden Fall eine Frau Ministerpräsidentin wird – Francina Armengol oder ich. Diese Tatsache alleine ist schon ein Erfolg – weil es vor Jahren noch undenkbar war.
MM: Warum sollten die Bürger am 28. Mai das Kreuzchen bei Ihnen machen?
Prohens: Um die individuelle Freiheit zurückzuerlangen und wieder Protagonisten im eigenen Leben zu sein – ohne Einmischung der Politik und ohne Verbotswahn.
MM: Die aktuelle Regierung leidet also an Verbotswahn?
Prohens:Der Linkspakt war in acht Jahren nicht dazu in der Lage, Lösungen für die drängendsten Probleme zu finden – weder in der Sprachpolitik, noch im Gesundheitswesen und schon gar nicht beim Wohnbau.
MM: Sie beziehen sich sicher auch auf die Idee der Regierung, den Verkauf von Immobilien an Nicht-Residenten zu verbieten.
Prohens: Natürlich: Ich halte das für einen riesigen Fehler und eine wahnwitzige Idee. Aber es ist wie immer: Die Linke weiß nicht, wie man Dinge löst und zeigt stattdessen mit dem Finger auf vermeintlich Schuldige – in diesem Falle Ausländer. Aber man würde ja mit einer solchen Maßnahme auch den Mallorquinern selbst vorschreiben, an wen sie ihre Immobilien verkaufen dürfen und an wen nicht. Das sollte sich wirklich niemand bieten lassen.
MM: Aber irgendwie muss man das Problem der explodierenden Wohnraumpreise in den Griff bekommen ...
Prohens: Ja, aber sicher nicht durch ein solches Verbot. Glauben Sie im Ernst, dass ein einfacher, junger Mallorquiner mit vermögenden Ausländern, die Millionenvillen kaufen wollen, um den Wohnraum konkurriert? Wir plädieren dafür, dass der Markt selbst das Problem löst. Wenn es mehr Wohnungen gibt, wird es wieder billiger. Wir wollen deshalb bei den Immobilienbesitzern Anreize schaffen, ihre Wohnungen in die Vermietung zu geben. Gleichzeitig muss mehr gebaut werden, was wir ebenfalls fördern wollen. Und: Es ist uns ein Anliegen, die Bürgerinnen und Bürger vor Hausbesetzungen zu schützen. Wir wollen es möglich machen, dass „Okupas” deutlich schneller rausgeworfen werden können. Das sind Kriminelle, sonst nichts.
MM: Sie haben in den vergangenen Tagen mehrfach behauptet, das Gesundheitswesen auf den Balearen sei gerade am Kollabieren ...
Prohens:Ja, es ist so! Wir haben auf den Balearen ein echtes Problem: Daten des spanischen Gesundheitsministeriums zufolge haben wir auf den Inseln das schlechteste öffentliche Gesundheitswesen des Landes. Zu voll, zu langsam und mit dem schlechtesten Zufriedenheitsindex Spaniens. Das tut mir weh, weil wir tolle Ärzte und Pfleger haben. Wir müssen hier personell aufstocken, für bessere Löhne sorgen und für Entbürokratisierung. Wir müssen jede einzelne Rolle auf den Prüfstand stellen und im Notfall neue Verwaltungsstellen schaffen. Es kann nicht sein, dass Pflegepersonal keine Patienten betreuen kann, weil es administrative Aufgaben übernimmt.
MM: Der Linkspakt hatte sich immer die Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben. Ein Thema, das auch vielen Deutschen wichtig ist. Wie wollen Sie es abdecken?
Prohens: Nun, es gibt ja heute keinen Zweifel mehr daran, dass Umweltschutz und Nachhaltigkeit enorm wichtig sind. Die Insel und ihre Natur sind unser größter Schatz. Aber Nachhaltigkeit muss nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch und sozial sein. Wenn die Blumen blühen, aber niemand mehr einen Job hat, dann läuft etwas falsch.
MM: Wie meinen Sie das?
Prohens: Ich komme aus Campos, schauen Sie mal nach Es Trenc. Seitdem der Strand unter Naturschutz steht, ist er schmutziger denn je, weil sich niemand mehr darum schert. Oder die Chiringuitos. Die Linken wollen sie abreißen – aber wer sind denn die Menschen, die sich rund um die Lokale um die Natur kümmern? Es sind die Betreiber! Und da klafft eine Lücke zwischen ökologischer und ökonomischer beziehungsweise sozialer Nachhaltigkeit. Das will ich ändern. Man muss das große Ganze sehen.
MM: Und dafür würden Sie eine Koalition mit den Ultrarechten von Vox eingehen?
Prohens: Ich trete nicht bei den Wahlen an, um Koalitionen einzugehen. Ich trete an, um mit meinem Programm eine eigene Mehrheit zu erlangen.
MM: Würden Sie im Falle eines Sieges die Urlauberabgabe „Ecotasa” beibehalten?
Prohens:Ja. Allerdings würde ich einen Großteil des Geldes für das Thema Wasser ausgeben. Es kann nicht sein, dass immer noch Fäkalien ins Meer gelangen und das Wassernetz wegen seines Zustands 30 Prozent verliert. Hier hat der Linkspakt geschlafen, stattdessen lieber Bootseigner kriminalisiert.
MM: Wie schützt man Mallorca vor dem Kollaps im Sommer?
Prohens: Durch gute Organisation, frühe Saisonplanung und eine Kanalisierung der Urlauberströme. Ich will hier vor allem auf neue Technologien setzen, damit der Sommer sowohl für Einheimische als auch für Urlauber eine schöne Erfahrung ist. Das Ganze aber stets in dem Wissen, dass der Tourismus unser wichtigster Industriezweig ist und das auch immer bleiben wird.
Mit Marga Prohens sprach Patrick Czelinski
Der aktuelle Stand der Umfragen: Am 28. Mai finden auf den Balearen Regional- und Kommunalwahlen statt. Aktuelle Umfragen sehen bei der Landtagswahl die PP deutlich als stärkste Kraft (31,3 Prozent) und in einer möglichen Koalition mit der ultrarechten VOX (13,2) bei 29 Sitzen. Zum Regieren sind 30 Sitze notwendig. Der Linkspakt aus PSOE (23,6), Podemos (8,2) und Més (10) kommt zusammen auch auf 28 bis 29 Sitze. Zünglein an der Waage könnten also Kleinparteien wie das Zentrumsbündnis PI oder die Linkspartei Gent per Formentera (GxF) werden, von denen beide mit 0 bis 2 Sitzen rechnen können. Das Rathaus von Palma würde nach den derzeitigen Umfragen an die PP gehen. Im Inselrat herrscht ebenfalls ein Patt.
1 Kommentar
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Diese Frau spricht aus meinem Herzen, Wenn Sie das wirklich so machen will. Vor allem sollte man als erstes eine Auflage erstellen, dass neue Häuser unbedingt Isoliert werden müssen. Wohnungsbau (Bezahlbar) bin ich auch voll dafür. Ich wünsch der Frau Marga Prohens, viel Glück für die Wahlen