Auch in Capdepera wird am 24. Mai ein neuer Gemeinderat gewählt. Die Deutschen stellen mit 1183 von 11.385 Einwohnern die größte Ausländergruppe. Sowohl der amtierende Bürgermeister, der Sozialist Rafael Fernández, als auch seine Herausforderin Maribel Vives von der konservativen PP wollen in erster Linie den Tourismus in der Gemeinde weiter voranbringen.
"Bei uns muss es vor allem darum gehen, den Touristen eine Umgebung zu bieten, in der sie sich wohlfühlen können", sagt Bürgermeister Fernández. In den vergangenen beiden Jahren geriet Capdepera immer wieder in die Schlagzeilen, weil die Lokalpolizisten angehalten waren, die Exzesse junger Partyurlauber zu unterbinden.
"Wir setzen vor allem auf Information, es geht uns nicht darum, Geldbußen zu verhängen", sagt Fernández. So habe die Lokalpolizei in den vergangenen Jahren an den Stränden Musikapparate vorübergehend beschlagnahmt, um die Lärmbelästigung einzuschränken. Die Geräte wurden abends dann wieder zurückgegeben.
"Capdepera muss ein Urlaubsziel für alle sein. Wir wollen hier niemanden vertreiben", sagt Fernández. "Die jungen Leute von heute sind schließlich die Touristen, die morgen mit ihren eigenen Familien wiederkommen. Unsere Stärke ist gerade, dass wir Urlauber mit so unterschiedlichen Interessen anlocken."
In der Zukunft will der Bürgermeister, der sich erneut zur Wahl stellt, vor allem den Sport- und Wandertourismus stärken. Bis Oktober sollen 16 Wanderwege ausgeschildert sein. Sollte es die Finanzlage zulassen, müsse in die Infrastruktur investiert werden, findet Fernández. "Die Urlauber müssen sich wohlfühlen - und die Residenten natürlich auch."
Neben der verstärkten Kontrolle des Partytourimus wertet Fernández vor allem die Konsolidierung der Gemeindefinanzen als Erfolg der zurückliegenden Legislaturperiode. Er habe sein Amt übernommen, als Capdepera 21 Millionen Schulden hatte. Diese Zahl habe er auf neun Millionen Euro gesenkt.
Auch Maribel Vives, Spitzenkandidatin der PP, betont, dass es in Capdepera sowohl Platz für Party- als auch Familientourismus geben muss. "Jeder muss bei uns willkommen sein", sagt sie. "Die Polizei muss aber für die Einhaltung der Vorschriften sorgen." In der Gemeinde ist es etwa verboten, Alkohol auf der Straße zu trinken.
Im Falle eines Wahlsieges werde sie sich vor allem für die Verlängerung der Saison einsetzen. Rad-, Wander- und Nautiktourismus hätten noch reichlich Potenzial, findet Vives. Man könne zum Beispiel die Vía Verde, die Manacor und Artà verbindet, bis nach Cala Rajada verlängern, schlägt sie vor. Auch steuerliche Erleichterungen für Unternehmer, die ihre Geschäfte mehr als sechs Monate geöffnet lassen, solle es geben.
Vives war von 2003 bis 2007 bereits Dezernentin für Soziales, Senioren, Bürgerbeteiligung und Feste im Rathaus von Capdepera. Derzeit arbeitet sie im Kundenservice des Stromkonzerns Endesa in Cala Rajada. Wenn sie die Möglichkeit einer größeren Investition hätte, würde sie den Hafen des Küstenortes vergrößern und modernisieren. "Kein Makroprojekt, und der Reiz unseres Fischerhafens müsste auch bestehen bleiben."
Den deutschen Residenten würde Vives gerne den Kontakt mit der Verwaltung erleichtern. "Ich weiß, dass viele von ihnen Probleme mit der Sprache haben", sagt sie. Deshalb plant sie die Einrichtung einer besonderen Anlauf-stelle im Rathaus für die ausländischen Residenten. Außerdem sollen die Bürger wählen können, ob sie schriftliche Antworten aus dem Rathaus auf Catalán oder Castellano bekommen wollen.
(aus MM 13/2015)
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