Der Weihnachtsmann fliegt ab 16.30 Uhr bis Sonnenuntergang über die Insel.Fotos: Escola de Voll de Llevant / A. John

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Der Weihnachtsmann auf Mallorca hat ein Problem: Seine Rentiere sind offenbar hitzeempfindlich, und Rudolph weigert sich strikt, ohne Schneedecke zu starten. Doch keine Sorge, der „Plan B” kommt in Form eines sogenannten Paratrikes daher, gesteuert von niemand Geringerem als Marcos Forján. Seit 2017 schlüpft der Motor-Gleitschirm-Lehrer aus Capdepera in den roten Mantel und sorgt dafür, dass auch mallorquinische Kinder leuchtende Augen bekommen – aus 300 Metern Höhe. Dieses Jahr allerdings wird es das letzte Mal sein, wie Forján ankündigt.

„Es ist einfach unglaublich viel Arbeit,“ erklärt er. „Der Schlitten mag leicht aussehen, aber mit LEDs, Batterien und Technik wiegt das Ganze über 320 Kilo.“ Doch die Mühe lohnte sich jedes Jahr aufs Neue, denn wer kann schon behaupten, den Weihnachtsmann persönlich über die Dächer fliegen gesehen zu haben? Der Schlitten, bestückt mit Rentier-Attrappen, blinkenden Lichtern und sogar einer Elfe, wird von einem Paratrike gezogen – eine fliegende Mischung aus Schlitten und Ultraleichtflugzeug.

Die Idee kam Forján, als er vor einigen Jahren eine ähnliche Aktion in Nordeuropa sah. „Ich dachte mir: Warum nicht auch hier? Wir haben den Platz und die Technik, und vor allem: Wir haben Kinder, die sich freuen.“ Also gründete er ein Team aus etwa 20 Helfern, darunter Piloten, Elektriker und sogar eine Handvoll Rentier-Imitatoren. Gemeinsam tüftelten sie eine Flugroute aus, die jedes Jahr länger wurde.

Dieses Jahr umfasst die Strecke unter anderem Capdepera, Cala Ratjada, Artà, Sant Llorenç und Manacor. Und das Beste: An drei Tagen – vom 22. bis 24. Dezember – wird Santa Claus über die Insel schweben, immer von 16.30 Uhr bis zum Sonnenuntergang. „Der genaue Startpunkt und die Flugroute hängen vom Wind ab“, sagt Forján. „Wir entscheiden oft erst ein paar Stunden vorher, wo es losgeht.“

Mit einer Geschwindigkeit von rund 15 Kilometern pro Stunde gleitet der fliegende Weihnachtsmann über die Landschaft, begleitet von staunenden Blicken und gezückten Handykameras. „Es ist erstaunlich, wie viele Menschen stehenbleiben und einfach nur nach oben schauen“, berichtet Forján. „Es ist, als würde Santa direkt aus dem Norden kommen“, schmunzelt Forján. Tatsächlich steckt hinter der Aktion viel Detailarbeit. Von der Konstruktion des Alu-Gestells bis zur LED-Technik wird nichts dem Zufall überlassen. „Alles muss leicht genug sein, um in die Luft zu gehen, aber stabil genug, um sicher zu bleiben“, betont der Pilot.

Sein Job geht " auf die Knochen"

Neben der Magie spielt auch die soziale Komponente eine Rolle: Die Flüge sind eine Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinden. „Gerade während der Pandemie wollten wir den Kindern eine Freude machen, als die Heiligen Drei Könige nicht wie gewohnt auftreten konnten“, erzählt Forján. Doch die Einsätze gehen auch auf die Knochen – sowohl körperlich als auch zeitlich. Der Grund für den Abschied? „Es war eine wunderbare Reise, aber ich denke, es ist Zeit für etwas Neues,“ erklärt Forján. „Ich werde mich wieder mehr auf meine Flugschule konzentrieren.“ Seit 2008 gibt er Unterricht in Motorgleitschirm- und Paragliding-Flügen und plant, in Zukunft mehr auf Ausbildung zu setzen. Doch wie fühlt sich der letzte Flug an? „Ein bisschen weh tut es schon,“ gibt er zu. „Aber ich denke, die Erinnerungen bleiben. Und vielleicht findet sich jemand, der die Tradition weiterführt.“

In den sozialen Netzwerken sorgen die Videos und Bilder des fliegenden Weihnachtsmanns jedes Jahr für Begeisterung. Von „Das Highlight des Jahres“ bis „Bitte niemals aufhören“ reichen die Kommentare. Doch Forján bleibt standhaft. „Auch wenn es schön ist zu wissen, dass wir so vielen Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnten.“

Für den spektakulären Weihnachtsflug ist die Planung entscheidend. Mit seiner maximalen Flughöhe von 300 Metern und der Reisegeschwindigkeit von 10 Kilometern pro Stunde muss der Paratrike-Schlitten perfekt vorbereitet werden. Über Wochen werden LEDs installiert, Batterien gewartet und das Gefährt feinjustiert. Die Wetterbedingungen spielen zudem eine entscheidende Rolle, und Forján muss jedes Detail genau im Auge behalten.

„Wenn der Wind zu stark ist, können wir nicht starten,“ erklärt er. Aber wenn alles passt, ist der Effekt unvergleichlich. Wenn Forján mit seinem blinkenden Schlitten am Horizont auftaucht, ist eines sicher: Der Geist der Weihnacht lebt auch auf Mallorca – ganz ohne Schnee und echte Rentiere. Info: Auf der Facebook-Seite „Flight School Mallorca Paramotor” können die genauen Zeiten der Weihnachtsflüge abgerufen werden.