Rund um Sóller sind in den Bergen, wie etwa auf dem Landgut Es Seregalls, Olivenbäume zu finden, die bis zu 1000 Jahre alt sind. | DO Oli de Mallorca

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Hat man erst einmal den langen Tunnel auf dem Weg von Palma de Mallorca in das Sóller-Tal durchquert, fällt einem vor allem eines ins Auge: die zahlenreichen Orangen- und Zitronenbäume, die auf der Nordwestseite des Gebirges den Ort charakterisieren.

Doch Sóller ist nicht nur für seine Zitrusplantagen bekannt, sondern auch für seine unzähligen Olivenhaine. Und genau diese wurden am vergangenen Wochenende anlässlich des Internationalen Welttages der Olive in Sóller besonders beehrt. Im Rahmen einer Besichtigung der Olivenhaine samt Verköstigung und Fahrt mit der Sóller-Bahn konnten Besucher reichlich über das grüne Gold des Tramuntana-Gebirges erfahren. Organisiert wurde die Aktion von der Agrarkooperative aus Sóller und den beiden Regulierungsräten für die Herkunftszertifizierung von heimischem Olivenöl (DO Oli de Mallorca) und von eingelegten Tafeloliven (DOP Oliva de Mallorca).

Die Interessierten, unter ihnen auch Familien mit Kindern, konnten etwa auf dem Landgut Es Seregalls knorrige Gesellen mit ihren silbergrünen Blätterkronen sowie auch Schafe und Lämmchen bewundern, die mit ihrem Dung den Landwirten bei der Pflege der Haine helfen.

Die Standorte der uralten Olivenbäume ziehen sich kilometerweit aus dem Tal in die Höhen des Gebirges hinauf, einige der Ölbaum-Methusalems haben mehr als 1000 Jahre auf dem Buckel. Sóller ist von daher neben den Orangen auch für sein Olivenöl bekannt und kann sich mit seinen Produkten im internationalen Vergleich durchaus behaupten: So wurde zum Beispiel das Bio-Olivenöl Extra Vergine der Marke Fet à Sóller, „Suc de Cel”, auf der Lebensmittelmesse Biofach 2022 in Nürnberg als das beste Erzeugnis weltweit ausgezeichnet. Außerdem: Nach zwei eher mäßigen Erntejahren sind die Prognosen für dieses Jahr so schlecht nicht. Mit der Anfang November gestarteten Erntekampagne 2024/25 wird ein Anstieg der Produktion von immerhin 48 Prozent auf gut 1,26 Millionen Tonnen im Vergleich zum Vorjahr erwartet.

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Für Sóller ist die Olive aus landwirtschaftlicher Sicht bedeutsam. Ihre Kultur blickt auf eine lange Historie zurück. Man geht davon aus, dass bereits die Phönizier erste Olivenbäume auf der Insel anpflanzten. Im 16. Jahrhundert breitete sich der Olivenanbau im Tramuntana-Gebirge immer weiter aus. Port de Sóller wurde zum wichtigsten Hafen für die Ausfuhr von Olivenöl nach Frankreich – also ein wichtiger Exportschlager neben den Zitrusfrüchten. So ist auch der dienstälteste Olivenölproduzent Mallorcas in Sóller zu finden: Das Unternehmen Can Det wurde erstmals im 16. Jahrhundert urkundlich erwähnt.

Und wer es noch nicht wusste: Das mallorquinische Olivenöl eignet sich besonders gut für die beliebte und traditionelle mallorquinische Brotzeit Pa amb Oli (übersetzt: Brot mit Olivenöl). Hier wird das Öl im Prinzip statt Butter verwendet. Frühe deutsche Urlauber und Residenten staunten in den Anfangsjahren des Tourismus nicht schlecht, als sie statt dem bekannten Milchfett nur Ölkännchen auf den Tischen vorfanden ...

Dem Olivenöl wird darüber hinaus eine heilende Wirkung zugesprochen. Grund dafür ist in erster Linie der hohe Gehalt an Antioxidantien und der einfach ungesättigten Fettsäuren, die nachweislich vor Herzkrankheiten schützen.

Wer sich in der kalten Winterzeit also einen Happen essbares Mallorca zu Hause gönnen möchte, dem empfehle ich folgenden kulinarischen Tipp: Man verreibe auf einer Scheibe kross gerösteten Brotes eine geschälte Knoblauchzehe sowie eine reife Tomate, gebe ein wenig Salz hinzu und beträufele das Ganze mit Olivenöl. Dann das Brot nach Belieben mit Schinken, Käse oder Salami belegen – fertig! Und lecker. „Bon profit!”, sagen dann die Mallorquiner, was schlicht heißen soll: „Herzhaften Appetit!”