Wie zwei junge Schüler aus Deutschland während ihres Praktikums auf Mallorca Obdachlosen unter die Arme griffen
"Einige wollen einfach nur reden”, sagten die Pennäler aus dem Sauerland, die auf der Insel an ein Projekt der Katholischen Auslandsseelsorge der Balearen angebunden waren
Pfarrer Andreas Falow mit den Praktikanten Phil und Tylor aus Deutschland (v.l.n.r.). | Patrica Lozano
Viele junge deutsche Urlauber verbinden Mallorca mit Party, dem "Ballermann", gutem Essen und ausgelassenen Tagen am Strand. So war es in der Vergangenheit auch bei Tyler Blok und Phil Hoffmann aus Meinerzhagen im Sauerland. Die beiden 18-jährigen Pennäler, die in der mittelgroßen Stadt in Nordrhein-Westfalen die elfte Klasse des Evangelischen Gymnasiums besuchen, haben vom 10. Juni bis zum 4. Juli ein Diakoniepraktikum in der deutschsprachigen katholischen Pfarrgemeindeauf Mallorca absolviert, das ihren Blick auf die Insel komplett änderte.
Die Hauptaufgabe der beiden Schüler bestand darin, im Rahmen der Katholischen Auslandsseelsorge der Balearen obdachlosen Menschen in Palma und in Arenal unter die Arme zu greifen, wobei sie durch Pfarrer Andreas Falow in die Arbeit eingewiesen wurden. Ein dritter Hospitant aus der Schweiz nahm ebenfalls an dem Projekt teil und betreute Wohnsitzlose in den Gemeinden an der Ostküste, war jedoch früher als seine beiden deutschen Kollegen abgereist.
Bei der MM-Visite im katholischen Pfarramt, das der Kirche Santa Creu (Calle Forn de L´Olivera No. 5) in Palma angegliedert ist, schilderten Tyler Blok und Phil Hoffmann ihre bewegenden Eindrücke ihres dreieinhalbwöchigen Praktikums. "Uns wurde von der Schule aus freigestellt, dass wir für das diakonische Praktikum ins Ausland können. Daraufhin habe ich im Internet etwas recherchiert, mich hier beworben und es hat geklappt", so Phil Hoffmann. Während ihrer Zeit auf der Baleareninsel waren die Elftklässler in einem Gästezimmer der Pfarrei untergebracht.
"Die Medien in Deutschland vermitteln in erster Linie dieses Image von partymachenden Sauftouristen auf der Insel," erklärt Hoffmann. Dem fügte sein Praktikumskollege Tyler Blok hinzu: "Das ist der Grund, warum man ursprünglich nicht davon ausgeht, dass es auf solch einer Ferieninsel auch Obdachlose gibt." Mit Wohnungslosen seien die beiden jungen Männer vorher noch nie in Kontakt gekommen. Trotzdem hätten sie keine Berührungsängste gehabt, wie sie sagten. Im Vergleich zu ihrer Heimat, so ihr Fazit, sei die Situation auf der Insel für viele Wohnungslose gravierender und ernsthafter. "In Deutschland wird man stark vom Staat unterstützt; bekommt Bürgergeld und sogar eine Sozialwohnung gestellt" weiß Tyler Blok zu berichten. Hier hingegen würde vor allem bei älteren Obdachlosen, die in einigen Fällen sogar eine Rente oder Sozialhilfe beziehen würden, das Geld nicht für die Miete reichen.
Pfarrer Andreas Falow zufolge gibt es rund einhundert deutschsprachige Wohnungslose auf der gesamten Insel. Die Gesamtzahl sei hingegen um das Zehnfache höher, wobei die meisten aus Spanien und Rumänien kommen. "Vor allem nach der Pandemie hat sich die Situation auf Mallorca verschärft, da viele Jobs weggefallen sind", so der Geistliche.
Die jungen Männer sind in der Zeit der starken Regenfälle im Juni auf der Insel angekommen und haben dabei miterlebt, wie einige Wohnsitzlose ihr weniges Hab und Gut durch das Unwetter verloren haben. Dabei waren Hoffmann und Blok mit einem Sozialarbeiter der Hilfsorganisation Proyecto Encuentro Acoge unterwegs, gingen mit den Bedürftigen auf Sozialämter oder zeigten ihnen, wo es eine Ausgabestelle für kostenloses Essen in der Stadt gibt. "In unserer Praktikumszeit waren es 20, mit denen wir in Kontakt getreten sind und die wir regelmäßig besucht haben", so Hoffmann. Bei manchen der Bedürftigen sei es einfach nur darum gegangen, mit ihnen zu reden.
"Besonders aufgefallen ist mir, wie dankbar und voller Respekt manche dieser Menschen sind, wenn man ihnen auch nur die geringste Kleinigkeit zu Essen oder etwas Wasser gibt", antwortet Tyler Blok auf die Frage nach dem prägnantesten Erlebnis seiner Praktikumszeit.
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Mimi
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Vor 3 Monaten
Einerseits löblich, aber etwas mehr prophetische Distanz täte auch wohl, dies alles mit schönen Erinnerungen, Dank und Gedanken an die ehemaligen Pfarrer Monsignore und den Pfarrer Herrn Dr. theol. der vergangenen Dekaden.
1 Kommentar
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Einerseits löblich, aber etwas mehr prophetische Distanz täte auch wohl, dies alles mit schönen Erinnerungen, Dank und Gedanken an die ehemaligen Pfarrer Monsignore und den Pfarrer Herrn Dr. theol. der vergangenen Dekaden.