Manchmal klingt es, als würde es regnen, wenn die vielen kleinen Palmensamen auf das Hausdach prasseln. Sie erinnern daran, dass es wieder an der Zeit ist, einen Termin beim „Palmenfrisör” auszumachen. Denn fängt einer dieser exotischen Bäume an zu blühen, wird es meistens Zeit zum Beschneiden. Ein Muss ist das nicht, aber es sieht oftmals schöner aus, wenn die brauen, herabhängenden Wedel entfernt werden.
Einer von den vielen Palmenbeschneidern auf Mallorca ist Tawfiq Abusharif Bohigas. Der 52-Jährige beschneidet schon seit 32 Jahren meterhohe Bäume und Pflanzen. An diesem Junimorgen soll er sich um die Washingtonia in dem kleinen Garten in Palmas El-Terreno-Viertel kümmern. Kaum hat er den Patio betreten, machen sich Geschäftigkeit und Hektik bereit. Er ist kein Mann vieler Worte und schreitet direkt zur Tat.
„Los jetzt! Ich klettere jetzt hoch”, ruft Tawfiq mit seiner vollen Stimme und einem lauten Lachen dazu. „Mein Geld hängt im Wipfel der Palme, nicht hier unten.” Seine Tochter Salma begleitet ihn bei seinem Termin und hat zuvor alles für seinen Einsatz vorbereitet. Energisch tritt er in das Steigeisen, zurrt die Gurte noch einmal fest zurecht und beginnt, die Palma hochzuklettern.
Hoch konzentriert und gleichzeitig unerschrocken schreitet der Spanier voran. An seinem Hosenbund baumeln eine Motorsäge und ein machetenartiges Messer. Der Aufstieg dauert nur wenige Minuten. Oben angekommen ruft er herunter: „16 Meter hoch ist eure Palme! Und von hier oben sieht man das Meer!” Wie selbstverständlich lässt er die Seile los, zückt sein Handy und fotografiert die Aussicht. Danach ruft er seiner Tochter ein lautes, deutliches Zeichen zu. Es geht los.
Mit einem ohrenbetäubenden Lärm seiner Säge beginnt der Palmenbeschneider, den ersten Wedel abzuscheiden. Dieser saust mit einem Pfeifen durch die Luft und landet mit einem dumpfen Knall auf dem Beton. Am Boden zieht Salma das trockene Gestrüpp an sich und legt es zur Seite. Ihr Vater hält zwischendurch kurz inne und gibt ihr vom Palmenwipfel aus immer wieder Kommandos. „Das muss schneller gehen”, weist er sie direkt zurecht, oder fragt ungeduldig: „Bist du schon fertig?”
Wieder kreischt die Motorsäge. Nach und nach fallen rund 20 braune und gelbe Wedel von der riesigen Washingtonia. Salma legt sie erst fein säuberlich zusammen und zieht sie dann quer dann durch den Patio an die Haustür. „Ich bin fertig und komme jetzt herunter”, schreit Tawfiq nach etwa 25 Minuten ein letztes Mal von oben herab. Genauso schnell wie er hochgeklettert ist, hat er auch wieder Boden unter den Füßen.
„Ich habe nie Angst, ich bin wie ein Torero”, erzählt er von seiner Arbeit, während er sich den Schweiß von der Stirn streicht, „aber du musst einen kühlen Kopf bewahren.” Auch auf 20 Meter hohe Palmen zu klettern, sei kein Problem. Das sei seine höchste Palme, die er betreue, so der Sohn einer Spanierin und eines Palästinensers. Auf der ganzen Insel ist er im Einsatz, betont er.
Seine Liebe zu Pflanzen und Bäumen begann 1991 im botanischen Garten seiner Heimatstadt Valencia. Auf seine Ausbildung folgten zahlreiche Fortbildungen und Kurse. Seit Jahren nimmt er an den nationalen Arboristik- und Forstwirtschaftswettbewerben in Spanien teil und bildet auch den Nachwuchs aus. „Ich bin einfach glücklich, einen so angesehenen Beruf ausüben zu können”, sagt der Spanier.
Je nach Art und Höhe der Pflanze sowie Arbeitsaufwand kostet ein Palmenschnitt bei verschiedenen Anbieten auf Mallorca zwischen 60 und 150 Euro. Einige Angebote inkludieren die Abfallentsorgung.
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