Sollte auf Mallorca und den Nachbarinseln tatsächlich der politische Wille vorhanden sein, die Interessen der Tourismusbranche und der Zivilgesellschaft wieder in Einklang zu bringen, geht kein Weg an einem Rückbau der Urlaubsindustrie vorbei. Mit diesen Worten lässt sich die Erklärung des Fòrum de la Societat Civil zusammenfassen, die am Mittwoch ihren Abschlussbericht zum 1. Tourismuskongress öffentlich machte.
Den Kongress hatte Ende Juni die balearische Regierungschefin Marga Prohens (Volkspartei PP) aus gegebenen Anlass ins Leben gerufen. Aufgeschreckt worden war die Politik nicht zuletzt durch die erste Demonstration gegen die Auswüchse des Massentourismus, die im Mai mehr als 10.000 Menschen in Palma auf die Straße lockte. Seine Fortsetzung fand der bürgerliche Protest am 21. Juli mit der zweiten Demonstrationen gegen den Overtourism, an dem einstimmigen Medienberichten zufolge doppelt so viele Menschen teilnahmen.
Am Mittwoch also legte der Expertenrat in Form des Forum de la Societat Civil ein 52 Seiten umfassendes Reformwerk vor. Die rund 200 Vorschläge sind zwar für die Entscheidungsträger in der Politik nicht bindend, dürften aber in weiten Teilen der Politik und Wirtschaft für Gesprächsstoff sorgen.
Wie aus einer Meldung der MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora“ hervorgeht, sprechen sich die Experten für eine gesetzliche Einschränkung beim Kauf von Wohneigentum für Ausländer aus. Nur wer bereits seit Jahren seinen Wohnsitz auf den Inseln habe, soll in Zukunft berechtigt sein, eine Immobilie zu erwerben, sagte der Sprecher des Fòrum de la Societat Civil, Jaume Garau.
Bei den zunehmenden Bürgerprotesten steht zumeist die akute Wohnungsmisere auf Mallorca, Ibiza und Co. im Zentrum der Tourismuskritik. Der Expertenrat schlägt daher vor, in die Jahre gekommene Hotel- und Ferienanlagen in Wohnraum umzuwandeln. Für Urlauberzonen, in denen Einheimische chronisch in der Unterzahl sind, schwebt dem Fòrum de la Societat Civil eine Deckelung der Besucherzahl vor. Wo das Geld für zu erwartende öffentliche Investitionen herkommen soll, darauf wusste Garau am Mittwoch auch eine Antwort: Wer mit dem Tourismus gutes Geld verdient, könne auch „deutlich mehr Steuern“ bezahlen.
Grundsätzlich bleibe den Balearen langfristig nichts anderes übrig, als einen Transformationsprozess einzuleiten, sagte Garau. Weg von der Monokultur Tourismus, hin zu wirtschaftlicher Vielfalt. Überdies will das Forum der Zivilgesellschaft die Menschen der Insel stärker in die politische Entscheidungsfindung einbinden, zumindest wenn es um Vorhaben geht, die „unmittelbare Folgen für das öffentliche Leben“ haben. Auch die Sprache der Mallorquiner und deren Kultur, befand Garau, sollten in Zukunft stärker gewichtet werden.
Das Urteil über den gegenwärtigen Zustand des Tourismus auf den Inseln fiel bei Garau wenig überraschend negativ aus. Das seit Jahrzehnten vorherrschende Wirtschaftsmodell sei schlicht „nicht nachhaltig“. Darüber herrsche mittlerweile in allen Gesellschaftsschichten Einigkeit, „selbst bei der Landesregierung“. Das Volumen im Tourismus müsse entscheidend zurückgefahren werden, sagte Garau. „Wenn wir das schrittweise machen, wird es für alle Beteiligten einfacher sein.“
17 Kommentare
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Das sind die Anstifter der vielen Demos die plötzlich überall stattfinden, gegen was auch immer. Lesen Sie mal = Fake News aus Russland: Putins Propaganda-Strategie ... #T-Online.de https://www.t-online.de › Politik › Deutschland 20.04.2024 — Tausende Bots aus Russland verbreiten täglich Fake News in den sozialen Medien, um gegen die Regierung aufzuhetzen und den Westen zu ...
Herbert TheissenSie haben auf der einen Seite Recht, was die Rechte der EU-Bürger betrifft. Aber was soll man auf einer Insel mit beschränktem Raum und fehlenden wirtchaflich nutzbaren Ressourcen ansiedeln, ohne dabei und in der Folge die Umwelt zu zerstören? So wie es den Industristaaten geht und was es diese kostet. Dass einige Gruppierungen der Balearen sich den Ketzern in Katalonien anschliessen wollten, wurde Gott sei Dank rechtzeitig verhindert. Es wäre der wirtschafltiche und politische Ruin, und für die EU-Urlauber eine Reise ins "neue Ausland" geworden. Diesen Zirkus jedesmal macht keiner mehr mit. Auch hier arbeiten zu wollen, Gechäfte zu betreiben oder weiter als plötzlicher EU-Ausländer sein Leben zu verbringen, dürfte dann illusorisch geworden sein. Das Abkommen gegen die Doppelbesteuerung wäre auch nicht mehr gültig, also würden u.A. die Deutschen die Balearen verlassen. Und wer wollte dann noch deren Haus oder Wohnung selbst "für nur ein Butterbrot und ein Ei" noch kaufen wollen? - Kurzum die Generalpleite würde um sich greifen, weil man dann die EU zusammen mit den Anstiftern in Barcelona verlassen muss. - Zur Stelle wo man zum Betteln für Subventionen reisen könnte, gäbe es für diese auch nicht mehr.
Ursula SattlerIch bin der Hajo-Hajo und nicht "Don Quijote".
Herbert TheissenEine Kommentierung mit Grips. Dankeschoen.
Alles auf den Tourismus zu schieben ist reiner Populismus. Wie hier in mehreren Beiträgen erwähnt, gilt für EU Bürger die Niederlassungsfreiheit. Wollen die Balearen aus der EU austreten und auf die Fördertöpfe aus Brüssel verzichten? Und warum wird dann nach wie vor um Amerikaner und Briten geworben, die keine Mitgliedsstaaten der EU sind? Seit Jahren versäumt es die Politik, für genügend Wohnraum zu sorgen. Das geschieht aber nicht über sozialistische Vorschriften, sondern durch finanzielle Anreize für Investoren in den sozialen Wohnungsbau. Und ja, mehrere wirtschaftliche Standbeine als nur der Tourismus wäre begrüßenswert. Auch hier ist die Politik gefordert, über Ansiedlungsprogramme nachzudenken. Aber Mallorca wird aufgrund seiner privilegierten Lage im Mittelmeer immer auch einen starken Tourismus benötigen, um für den Wohlstand ihrer Bevölkerung zu sorgen. Etliche Hotelkonzerne und viel Gastronomie ist in spanischen Händen, also verdienen da doch in erster Linie auch die eigenen Landsleute. Will man das nicht wahrhaben?
Hajo HajoNa wenn sie die Lösung für all die Problemen gefunden haben, warum gehen sie nicht in die Politik oder machen sinnvolle Vorschläger bei der Regierung hier ?
Ursula SattlerIch habe gesagt, das die AG die Suche unterstützen, also helfen sollten, so wie das anderweitig w.z.B. in Österreich ganz normal ist. Ich habe viel Kontakte dahin und weis, dass z.B. viele Hotels Zimmer im Dachgeschoss oder im Nebenhaus für ihre Angestellten bereit halten. Ebenso in der Gastronomie. Merke = Wer heute aufgrund der Personalknappheit Problem hat ist darin beraten, auch eine Wohnung zu organisieren, dann klappt es auch mit dem Personal. Logisch !! Was die Wohnungssuche betrifft, haben die meisten "echten Mallorquiner" seit Generationen ein Haus auf der Insel, vor allem in den Dörfern, die sie ja selbst gegründet haben. Oder wem denken Sie gehören die Häuser? Die Familien halten auch untereinander fest zusammen, wenn irgend wer was braucht. Und Grundstücke zum Bauen haben auch sehr viele. Ich sehe da kein Problem. Eher wenn an Urlauber, statt an Fachkräfte vermietet wird. Dito Besitzer der Mehrfamilien Wohnhäuser in der Stadt, die den Hals nicht voll kriegen, sobald eine heimische Familie auszieht, wird sofort Reinbach gemacht.
Hajo HajoAlso @Hajo genau so sehe ich das auch denn die Einheimischen haben ja alle eine Wohnung und brauchen keine andere. Im Gegenteil sind viele auch noch Vermieter an Feriengäste.
Hajo HajoDas Mollorquiner keine Wohnung brauchen, ist falsch. Natürlich brauchen die jungen Leute Wohnungen. Und auf den Balearen gibt es auch viele andere Nationalitäten, wie in anderen Städten auch. Die Wohnungsknappheit nur auf dem Arbeitsgeber abzuwelzen ist auch nicht richtig. Die Regierung ist für mehr Wohnraum verantwortlich !!
Wäre ja zum Teil zu ertragen, wenn..die nicht zu 90% im Einheitslook rumlaufen würden.. Dann die Bierbäuche in Strümpfen, mit ihrem Blick wie das Kaninchen vor der Schlange.....brrrrr mir graust es, null gelernt!!